Waldzerstoerung und Waldsterben 2
Weitere Leserpost zur Waldzerstörung
Waldzerstörung und Waldsterben 1: Leserpost von 07/2014 - 10/2014
Waldzerstörung und Waldsterben 3: Leserpost von 08/2022 - 05/2023
Waldzerstörung und Waldsterben 4 - Leserpost ab 08/2023
Thomas vom Pilzticker BaWue schreibt am 7. Juli 2022:
"Hallo Heinz-Wilhelm,
diesen Beitrag schreibe ich mit mehr als nur einem weinenden Auge. Es ist immer wieder erstaunlich, was die Forstwirtschaft mit ihren Gerätschaften in kürzester Zeit anrichten kann. Hier wurde nicht nur ein oder mehrere Habitate gestört oder zerstört, sondern es wurden mehrere Biotope komplett ausgelöscht.
Die folgenden vier Fotos zeigen ein Waldgebiet im nördlichen Schwarzwald, in dem ich am 6. Juli war; siehe mein Tageseintrag vom 7. Juli 2022 im Pilzticker BaWue. Gefällt wurde zwar hauptsächlich Bergahorn, aber auch viele junge Fichten und Rotbuchen mit gerade mal 8-15 Zentimeter Durchmesser.
Desgleichen viele Zitterpappeln (Espen), Birken und auch große stämmige Fichten. Amethystschuppige Pfifferlinge, Samtpfifferlinge, Totentrompeten, Birkenpilze, Fichten- und Espenrotkappen sind nur einige der Pilzarten, die ich hier in der Vergangenheit finden konnte. Das hat sich wohl erstmal erledigt.
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Foto: Tod junger Rotbuchen.
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Foto: Junge geschlagene Fichten.
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Foto: Kraut & Rüben.
(Leserpost 2 Naturschutz und Pilze)
Foto: Harvester-Rücke-"Gasse"
(Leserpost 2 Naturschutz und Pilze)
Über ein Dutzend Pilzarten sind von der Verwüstung betroffen
Noch viel schlimmer sah aber mein ehemals bestes Waldstück aus. Die besten Stellen waren hier immer die Wald- und Wegränder. Damit ist jetzt aber auch Schluss. Mit Moos und Gras bewachsene Hänge werden nun von der prallen Sonne regelrecht verbrannt und die gefällten Fichten, Weißtannen, Rotbuchen, Lärchen, Edelkastanien und Birken liegen überall, wo man hinsieht. Die nachstehenden 10 Fotos dokumentieren die Verwüstung.
Finden konnte ich hier Jahr für Jahr unter anderem viele, viele Steinpilze, Flockenstielige Hexenröhrlinge, Maronenröhrlinge, Pfefferröhrlinge, Birkenpilze, Vielverfärbende Birkenpilze, Kuhmäuler, Pfifferlinge, Perlpilze, Lachsreizker, Frauentäublinge und Goldröhrlinge, um nur einige der Mykorrhiza-Pilze zu nennen. Auch den streng geschützten Ziegenfußporling konnte ich hier regelmäßig finden.
Die einzige Hoffnung, die jetzt noch bleibt, ist, dass hier vielleicht neue Stellen für Spitzmorcheln entstehen, aber mit Mykorrhiza, also Pilzarten, die eine Baumpartnerschaft benötigen, ist es jetzt vorbei. Warum hier so extrem abgeholzt wurde, kann ich noch nicht sagen. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass hier mal wieder so ein wunderhübscher sonnendurchfluteter Nordschwarzwald-Panoramaweg entstehen soll.
Jetzt verstehst Du sicher auch, warum ich ständig in so vielen Wäldern unterwegs bin: damit ich immer noch einige Habitate in der Hinterhand habe, wenn eines oder mehrere mal wieder vernichtet wurden.
Viele liebe Grüße, Thomas"
(14 Fotos © Thomas)
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Lukas schreibt am 4. April 2022:
"Hallo Heinz-Wilhelm,
erst einmal gratuliere ich zu der tollen Homepage! Es muss unglaublich schwer sein, Tipps ins Internet zu stellen für einen der besten Schätze, den wir in der Natur sammeln können. Ich traue mich meine Funde nicht einmal mehr herzuzeigen vor lauter Angst wegen der Konkurrenz. Egal ob Morchel, Steinpilz oder andere Lebensmittel.
Ich möchte dir hier schreiben, weil es mich einfach freut. Ich wohne in Vorarlberg bei Bludenz und sammle seit meiner Kindheit Beeren, Pilze, Knollen und alles, was man essen kann. Die Morcheln sind natürlich das absolute Highlight, obwohl ich persönlich ein Parasolschnitzel gleichwertig finde und besser als jedes noch so zarte Bio-was-weiss-ich-was-Kalbfleisch.
Bei uns hier gab es einen großen Auwald. Vor etwa acht Jahren kam ich auf die Idee, nach Morcheln zu suchen. Der Auwald besteht hauptsächlich aus Eschen und schönem Sandboden. Die einzigen Nährstoffe dort sind Totholz und das abfallende Laub im Herbst.
15 Kilo Speisemorcheln in einer Woche
Kurze Rede langer Sinn - wir fanden auf Anhieb zwei Speise-Morcheln, eine davon etwa faustgroß. In den darauffolgenden Wochen ging ich jeden Tag in den Wald und suchte systematisch das Gebiet ab, das hinsichtlich seiner Flora sehr vielfältig ist.
Foto rechts: Ähnlich prächtig wie der hier gezeigte Korb voll schöner Speisemorcheln dürften die Funde aus einem Auwald bei Bludenz ausgesehen haben, über die sich Lukas Jahr für Jahr freuen durfte. Damit ist es, der Forst-"Wirtschaft" sei Dank, vorbei. Das Archivfoto stammt von Marie, die diese Morcheln am 1. Mai 2018 in den Isarauen bei München gefunden hatte. (Foto © Marie)
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Als es dann wettermäßig passte, ging es erst richtig los und innert einer Woche fanden wir locker mehr als 15 Kilo Speisemorcheln, wobei wir die kleineren bewusst stehen ließen. Bei uns im Wald stehen die Morcheln fast ausschließlich an Eschen. Je größer der Baum, desto mehr Morcheln darunter.
Im darauffolgenden Jahr dann entdeckten wir auch die Spitzmorcheln, welche etwa einen Monat früher vorkommen. Sie wuchsen in demselben Wald, jedoch an nur einem Platz, der etwa 150 Quadratmeter umfasst. Seit damals hatten wir jedes Jahr reichliche Ernte und Familie sowie Freunde erfreuen sich an köstlichen Morchelgerichten.
Die Konkurrenz ist chancenlos, da ich wirklich täglich den Nachwuchs kontrolliere im April und Mai und inzwischen recht gut weiß, wann welches Areal im Wald die Fruchtkörper austreibt. Der Wald ist weglos und somit von Spaziergängern oder Hundekot verschont. Die Tierwelt: einmalig!
Naja, und was die ForstWIRTSCHAFT in ihrer aufgesetzten Panik gegen das Eschensterben unternimmt, ist hier in Vorarlberg leider eine Katastrophe. In den letzten zwei Jahren wurde der Wald dem Erdboden gleichgemacht: Totalrodung, der Boden wurde umgegraben und gefräst und nun mit Fichten neu bepflanzt.
Souvenirs von der Forstwirtschaft: Müll, Ölfilter und verölter Boden
Sämtliche Versuche bei Gemeinde, Forstamt, Umweltschutzverbänden und sogar auf politischer Ebene blieben erfolglos. Sogar von Freunden, die selber Pilze sammeln, wurde ich als Idiot beschimpft, der keine Ahnung habe von Wald und dem angeblich chinesischen Pilzbefall.
An den großen Lagerplätzen der geschnittenen Bäume war ersichtlich, dass von etwa 50 Stämmen nur drei Stück innerhalb faulig waren. Leider muss der Mensch ja immer eingreifen in die Natur weil diese sich (anscheinend) ja nicht selbst nicht helfen kann.
Morcheln finden wir keine mehr, dafür viel Müll von den Forstarbeitern bis hin zu Ölfiltern und veröltem Boden (nach den Forstarbeiten).
Wir haben auch in den letzten Jahren viele andere Gebiete abgesucht, aber niemals auch nur annähernd einen kleinen Teil der Mengen gefunden wie in diesem Wald. Dieses Jahr werde ich noch einige Gebiete bei Dornbirn und Hohenems erkunden, danach werde ich wohl aufgeben müssen.
Es ist schön, ihre Homepage gefunden zu haben und zu sehen: es gibt noch mehr Jäger und Sammler, die die Morchelsuche betreiben wie ein James Bond.
Ich wünsche ihnen viel Erfolg diese Saison.
Liebe Grüße, Lukas"
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Matthias aus Hannover schreibt am 15. November 2021:
"Lieber Heinz-Wilhelm,
bei trübem Wetter zog es mich nochmals hoffnungsvoll zu meinen angestammten Stellen in den Deister, Niedersachsen. Leider bot sich mir ein trauriger Anblick. Die zuvor markierten Rotbuchen sind nun gefällt worden - und es scheint erst der Anfang zu sein. Es stehen noch etliche markierte Bäume.
Somit darf ich wohl endgültig von diesem Gebiet verabschieden. Genau dort, wo ich Dienstag noch 2 schöne Steinpilze fand, liegen nun die großen Buchenstämme. Die kleine Herbsttrompeten-Stelle, die nach 4 Jahren dieses Jahr erstmals wieder Fruchtkörper hervorbrachte, ist nun auch nicht mehr zugänglich.
Nach einem ersten Einschlag im letzten Dezember, der schon erhebliche Bodenzerstörungen nach sich zog, ist nach dem jetzigen Einschlag, der wahrscheinlich noch größer werden wird, das Schicksal dieses Waldabschnittes besiegelt. Die Bäume werden wohl zu Brennholz verarbeitet, das ja momentan bekanntlich zu Höchstpreisen angeboten wird. Der andere Preis, der dafür bezahlt wird, ist leider egal.
Somit muss ich mich nach einem anderen Abschnitt im Deister umschauen.
Ich wünsche allen Pilzsammlern weiterhin viel Spaß und dir nochmals ganz lieben Dank für deinen Einsatz.
Alles Gute, Matthias"
(3 Fotos © Matthias)
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2 Fotos: Hier wird Matthias in den nächsten Jahren kaum noch einen Steinpilz finden. Die Preise für Buche sind auf Höchststand, der Holzeinschlag ist verlockend. Viele noch stehende Buchen sind ebenfalls schon für das Fällen markiert.
Liebe Pilzfreunde,
diese Fotos sandte uns Pilzfreund Klaus aus dem Oberharz zu. Unendlich weite Waldflächen wurden dort durch Trockenheit, Borkenkäferplage und Windwurf in den letzten Jahren restlos vernichtet. Da kann der Pilzfreund der Verwüstung nur den Rücken zuwenden und trauernd Abschied nehmen von einem lange Jahre herrlichen Steinpilzland.
Kommen dann noch tiefe Fahrzeugrinnen der Wirtschaftsfahrzeuge wie auf dem 2. Foto (rechts) hinzu, so bleiben wir stehen und denken: solche Bilder kannten wir bislang nur aus den beiden Weltkriegen.
15. November 2021
Foto: Holzlagerplatz. Hier beginnt die Reise des Holzes, die meist in China endet. Die Chinesen kaufen seit etwa eineinhalb Jahren den gesamten Weltmarkt leer, zahlen Höchstpreise. (3 Fotos © Klaus)
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Pilzfreund Uwe aus Hannover schreibt zu diesem Foto vom 20. Juni 2019:
»Das Schönste auf meiner heutigen Tour durch den Misburger Wald in Hannover war dieses sehr kreative »Verbotsschild« auf dem Waldparkplatz. Man kann nur hoffen, dass diese Art von Hinweis mehr fruchtet als andere, oftmals vergebliche Appelle.« (Foto © Uwe)
Waldzerstoerung und Waldsterben 2
Heiko schreibt am 31. Mai 2019:
»Lieber Heinz-Wilhelm,
ich war heute Morgen im meinem Steinpilzgebiet bei Calw.
Auch wenn es nicht den ganzen Wald betrifft, so sieht es doch in weiten Teilen, wo ich letzten Herbst mit meiner kleinen Tochter noch aufgeräumt hatte (siehe Tageseintrag unten), mittlerweile so aus, wie auf obigem Foto. Wirklich traurig und erschütternd. Wenn es so weitergeht, war es das in wenigen Jahren mit meiner Quelle.
Viele Grüße Heiko«
(2 Fotos © Heiko)
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Trockene Wälder, wochenlang kaum oder gar keine Pilze... Das muss nicht sein! Mit der vorzüglichen Pilzbrut von Hawlik hat das ein Ende. Wie wäre es zum Beispiel mit köstlichen Limonenpilzen?
Ausgefallene Pilzgerichte wie Kaffee mit Reishi, Steinpilze im Kichererbsen- und Kartoffelpürree, Sammel- und Gesundheitstipps und vieles mehr: Hier geht's zum genussvollen Stöbern in Wohlrabs Pilzreich
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Besonders für Einsteiger in die faszinierende Morchelsuche geeignet!
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