Waldzerstoerung und Waldsterben 4
Weitere Leserpost zur Waldzerstörung
Waldzerstörung und Waldsterben 1: Leserpost von 07/2014 - 10/2014
Waldzerstörung und Waldsterben 2: Leserpost von 05/2019 - 07/2022
Waldzerstörung und Waldsterben 3: Leserpost von 08/2022 - 05/2023
Monika vom Pilzticker Thueringen schreibt am 9. Dezember 2024:
"Guten Tag lieber Heinz-Wilhelm,
zeitig am Vormittag waren Bernd und ich heute in unseren Privatwäldern im Thüringer Vogtland unterwegs. Es ging darum, Fotos von einigen Holzstößen zu machen (1. Foto rechts). Mein Schwager hatte nämlich aufgrund von über 150 neu hinzugekommenen dürren Fichten den Harvester zur Abholzung beauftragen müssen. Dabei fällt auch Brennholz an, das meine Schwester und ich uns teilen.
Bei leichtem Schneefall schritten wir also zur Tat und fotografierten das bereits zersägte Holz, das mein Sohn nun so schnell wie möglich abholen wird. Dieses handliche Holz ist nämlich begehrtes Gut bei Dieben, die es praktisch abholbereit vorfinden. Da mussten wir schon manche schlechte Erfahrung machen.
Es war so richtig ungemütlich dort draußen, dazu noch nass und schlammig auf den Waldwegen. Vielleicht trug auch das dazu bei, dass mir das Holzabgemetzele heute sehr nahe ging. Was unsere Großeltern und Eltern gehegt und gepflegt haben, wird nach und nach wertlos.
Den Wald vom Pilzfoto des Jahres 2019 gibt es nicht mehr
Die Fichten etlicher Waldbesitzer ringsum sind teils schon gefällt oder stehen, oft vereinzelt, als dürre Gerippe da. Dieser Anblick gleicht einem Trauerspiel. Ich musste weinen. Unsere schönen Pilzwälder an der Dittersdorfer Autobahn und auch in der Nähe meines Wohnortes gibt es schon fast nicht mehr. Man erkennt die Landschaft nicht wieder, muss sich angestrengt orientieren.
Gestern habe ich mir mit Bernd auf Deiner Seite "Das Pilzfoto des Jahres" die schönsten Pilzfotos der Jahre ab 2019 angesehen. Herzliche Glückwünsche von uns an dieser Stelle an die beiden Gewinner 2024! Ganz unten auf der Seite "Pilzfoto des Jahres" sieht man meinen Bernd, wie er mit der Kettensäge einen Steinpilz "fällt" (2. Foto rechts). Den Wald, in dem er sich bei dieser Scherzaktion befindet, gibt es nicht mehr. Was irgendwie in das traurige Gesamtbild passt.
Lieber Heinz-Wilhelm,
trotz dieser betrüblichen Schilderung wünschen wir Dir dir einen schönen Wochenstart und eine gemütliche Adventszeit.
Ganz herzliche Grüße von
Monika und Bernd"
(1 Foto © Monika); (1 Foto © Norman)
Waldzerstoerung und Waldsterben 4
Nördlicher Schwarzwald - Hier wurde offenbar ein Hochsitz oder ähnliches demontiert und liegen gelassen. Pilzfreund Frank hat den Müllhaufen am Wochenende 21./22. September 2024 entdeckt und tröstete sich mit dem Gedanken, dass immerhin des Jägers Identität festgestellt werden könnte. Wenn das mal nicht zu viel an Optimismus ist...
(Foto © Frank)
23. September 2024
Waldzerstoerung und Waldsterben 4
Markus H. vom Pilzticker BaWue schreibt am 24. September 2023:
"Lieber Heinz-Wilhelm,
heute schreibe ich Dir über den traurigen Zustand unserer heimischen Wälder und die Auswirkungen auf die Pilze.
Vor sieben, acht Jahren fiel mir im Hardtwald zwischen Karlsruhe und Mannheim zum ersten Mal der Rückgang von Pfifferlingen und Krausen Glucken auf. Wo früher Pilze in Massen wuchsen, wurden sie immer seltener.
Dieser Prozess hat sich in letzter Zeit exponentiell beschleunigt und in diesem Jahr seinen Höhepunkt erreicht. Lange Zeit dachte ich, die trockenen Sommer hätten die Mycelien ausgetrocknet.
Aber als ich gestern mit meinem Bruder Thomas in der Nähe von Hockenheim in einem Kiefernwald war, in dem es früher sehr viele Krause Glucken gab, wurde uns schlagartig klar, als wir über viele Kilometer keine einzige gesunde Kiefer mehr sahen: Es muss daran liegen, dass über 90 Prozent der Kiefern abgestorben oder schwer krank sind (siehe alle 5 Fotos) und sie den Pilzen kein Wasser, keinen Zucker und keine Nährstoffe mehr liefern können.
Die Bäume können keine Photosynthese mehr betreiben und kein Wasser mehr über Wurzeln und Rinde transportieren. Und mit den Bäumen sterben auch die Pilze. Wo früher an Tagen wie gestern bei guter Bodenfeuchte und warmen Temperaturen auf wenigen hundert Metern Dutzende von Krausen Glucken standen, gibt es heute keine einzige mehr.
Foto: Lagerplatz von Waldkiefern. Etliche sind sichtlich von der Braunfäule heimgesucht, die die Krause Glucke in Kiefern auslöst. Andere der gesägten Stämme dürften den Vertrocknungstod gestorben sein: der Verlust der Nadeln stoppt die Photosynthese, was den Tod der Bäume bedeutet.
Waldzerstoerung und Waldsterben 4
Ich hoffe, man kann auf den Fotos die fast dystopische Landschaft (= Horrorlandschaft) erkennen, die das Absterben der Bäume hinterlässt: Am Boden unter den kranken und toten Bäumen wachsen über weite Strecken nur noch die invasiven (= gebietsfremden) Kermesbeeren, unter denen nicht einmal eine Buche keimen kann. Auf den Kiefern wachsen Baumpilze, die wir früher nie gefunden haben.
Unsere gefundenen Krausen Glucken mussten wir lange suchen. Auch wenn das immer noch nach viel aussehen mag: es täuscht. Dafür, dass wir kreuz und quer im Wald suchen und 20 Kilometer laufen, ist es eine schwache Ausbeute. Und die, die wir gefunden haben, wachsen nur in den wenigen Ecken, wo es noch ein paar halbwegs gesunde Kiefern gibt.
Für die nächsten Jahre sehe ich schwarz. Keines unserer ehemals guten Gebiete ist verschont geblieben.
Auch andere Pilze sehen wir nur wenige. Wir führen das auf den katastrophalen Zustand der Wälder in der Hardt zurück.
Viele Grüße
Thomas und Markus"
(5 Fotos © Thomas H.)
Fundbilder hierzu gibt es im Pilzticker BaWue, Tageseintrag 24.9.2023
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Foto: Kieferntod im Hardtwald. Einige liegen bereits verendet da, der halbnackte Baum in der Bildmitte ist gebrochen und auch bereits tot.
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Foto: Hier war einmal ein Wald, in dem Stephan viele Steinpilze fand. Jetzt ist er weg, es herrscht nur noch Leere und der Himmel ist groß geworden. Das Foto stammt vom 28. Juli 2023. (2 Fotos © Stephan)
Waldzerstoerung und Waldsterben 4
Stephan schreibt am 2. August 2023:
"Hallo Heinz-Wilhelm,
ich war letzten Freitag das erste Mal dieses Jahr im Wald. Es hatte geregnet, es war nicht zu kalt, ich hatte Ende Juli schon immer die ersten Steinpilze gefunden.
Also auf in meinen „Hauptwald“ in Oberfranken. Leider fand ich nicht einen einzigen Steinpilz.
Auf dem Rückweg noch schnell in dem Wald gehalten, in den mich vor 40 Jahren schon meine Oma mitgenommen hatte und in den ich vor 9 Jahren erstmals meinem Junior mitgenommen hatte. Zum letzten Mal war ich dort 2017, also vor sechs Jahren, gewesen.
Und ich traute meinen Augen nicht: Der Wald war zu großen Teilen weg, regelrecht verschwunden. Borkenkäfer, Fichtenmonokultur, heiße trockene Sommer: all das war wohl zu viel für diesen Wald.
Die zwei Fotos, die ich mitgeschickt habe, wurden vom gleichen Standort mit 6 Jahren Abstand aufgenommen, der Focus ist unterschiedlich, aber ich denke, man erkennt es. Das Bild mit dem verschwundenen Wald ist ganz aktuell, das Motiv mit dem von Steinpilzen überfüllten Korb ist von vor sechs Jahren.
Viele Grüße aus Oberfranken und allen eine gute Pilzsaison! Und vielen Dank für diese wunderbare Seite!
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Foto: Einen Korb voller Steinpilze wird Stephan hier nicht mehr finden, denn den Wald, den wir im Hintergrund noch sehen, gibt es nicht mehr. Alle sichtbaren Bäume - und noch viele, viele mehr - sind verschwunden. Dieses Foto entstand am 28. Juli 2017, also auf den Tag genau sechs Jahre vor dem Foto oben.
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Trockene Wälder, wochenlang kaum oder gar keine Pilze... Das muss nicht sein! Mit der vorzüglichen Pilzbrut von Hawlik hat das ein Ende. Wie wäre es zum Beispiel mit köstlichen Limonenpilzen?
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