Ein Pilz von Welt: Der Parasolpilz
ist edel wie ein Wiener Schnitzel



Der Parasolpilz (Macrolepiota procera) hat es Cornelia Ballhaus aus dem Landkreis Göttingen angetan.

Damit teilt sie wohl die Vorliebe vieler Menschen, die sich weniger als ehrgeizige Pilzsammler, sondern eher als müßige Waldspaziergänger sehen. Zu gerne nehmen sie die schwammigen Waldregenschirme, wenn sie sich schon derart werbend anbieten, für ein köstliches Mahl mit nach Hause.

„Nein“, gibt sie offen zu, „ich bin eher nicht die klassische Pilzsammlerin. Ich gehe im Wald spazieren und nehme Pilze, falls ich welche finde, gerne und dankbar mit. Sie sind ein zusätzlicher Anreiz spazierenzugehen.“


Foto: Der Pilzgang hat unter anderem herrliche Parasolen in den Korb gezaubert. Der Mühlgarten will nicht nachstehen, trägt Zwiebeln, Gurken, Zucchinis und herrliche Rote Trauben zu einem bunten Herbstbild bei. Cornelia Ballhaus freut sich sichtlich. Das ist Erntedank!


Da drängt sich natürlich der stattliche, weithin sichtbare Parasolpilz besonders auf. Und geschmacklich, das ist gar keine Frage, verheißt er wahrhaftig eine exklusive Speise.


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Safranschirmlinge bewohnen gerne Ameisenhügel

in bisschen mehr ist es dann aber doch: „Wenn es nach längerer Trockenheit geregnet hat und warm ist, dann denke ich, ich sollte mal losgehen.“ Weil dann hoffentlich doch die Pilze wachsen. Als Spaziergängerin im Wald hält sie sich naturgemäß mehr an Wege. Von ihnen aus sieht sie nach Pilzen.

Einer dieser Wege bietet eine Besonderheit: An ihm stehen Ameisenhügel, einer nach dem anderen. Der Parasolpilz hat eine Vorliebe für bewohnte Ameisenhügel. Oder ist es etwa gar nicht der Riesenschirmpilz, wie er auch heißt? Ist es nicht vielmehr der ähnliche Safranschirmling (Macrolepiota rhacodes) der gerne an Ameisenburgen siedelt?


Foto: Die exklusive Korbecke gehört den Riesenschirmpilzen. Sie unterscheiden sich von Safranschirmlingen vor allem durch ihre genatterten Stiele.


Der Drang von Safranschirmlingen, sich an oder gar auf Ameisenhaufen niederzulassen, ist bekannt. Die Mykologen Andreas Bresinsky (Regensburg) und Stellan Sunhede (Schweden) haben das Phänomen von Ameisenhaufen als Wohnort für Pilze (Mykotop) wissenschaftlich beschrieben. Und herausgefunden: Safranschirmlinge fühlen sich auf und an ihnen pudelwohl.


Die Unterscheidungsmerkmale zwischen Parasolen und Safranschirmlingen


Heute ist abschließend nicht mehr zu klären, welche Art genau Cornelia Ballhaus 2010 an ihrer „Straße der Ameisen“ gefunden hat. Da salutierten nämlich überaus stattliche Schirmpilze in den von Roten Waldameisen besiedelten Wohnanlagen. Die besten Exemplare hat sie mitgenommen und in ihrer schönen großen Küche in der Ofenröhre ausgebacken.




Foto rechts: Junge Parasole, noch kugelig rund. Die Huthaut ist fast noch flaumig-samtig, doch beginnen sich bereits Schuppen zu bilden. Ursprünglich ist der Hut einer Parasole deutlich bräunlich; beim Aufschirmen zerreißt die braune Huthaut in braune Schuppen. Die Hutspitze ist gebuckelt und glatt und wird auch im Alter glatt bleiben. Der an der Basis keulige Stiel ist genattert, also auf hellem Grund mit dunkleren Schuppen oder Flecken besetzt.




Beschauliches Leben in der Mühle

Die Küche war bis vor cirka 25 Jahren noch ein Kuhstall. Er gehörte damit zum Wirtschaftsgebäudeteil einer Mühle, die der Vorbesitzer aufwändig grundrenovierte und restaurierte. Vor 18 Jahren erwarb sie mit ihrem Mann die über 300 Jahre alte Mühle.

Hier ist sie Filmemacherin und Cutterin, Haus- und Wirtschaftsfrau, sie schafft Holz heran, um es aufzubansen und zu spalten, ist Hundehüterin und Katzenfrau, Gärtnerin und Teichwirtin, vor allem aber ist sie, und zwar mit sogar noch gesteigerter Leidenschaft, Köchin in der schönen geräumigen Küche.

Direkt am Waldrand lebt sie mit ihrem Mann ganz nah an der Natur. Zum Bauerngarten, der durch das Jahr hindurch alle denkbaren Gemüse, Kräuter, Blumen und Obstarten hergibt, ist es nur ein Satz über den Hof. Von der Haustür aus sind es keine 15 Schritte über den Steg des Mühlenbaches, und schon können sie den Wald hochkraxeln.




Manche gute Pilzstelle hat sie nie mehr aufgesucht

Hier draußen hat sie Judasohren und Totentrompeten kennen- und schätzengelernt und erstmals Pfifferlinge alleine gefunden. Sie kennt auch einige Steinpilzstellen, sehr ergiebige sogar. Die sucht sie natürlich Jahr für Jahr wieder auf, „aber es gibt andere gute Fundstellen, da bin ich nie wieder hingegangen. Ich sehe das Pilzesammeln eben nicht so verbissen.“


Foto: Finderstolz: Cornelia Ballhaus freut sich sichtlich über ihren guten Fund. Neben Steinpilzen hat sie dieses Mal auch Safranschirmlinge aufgestöbert. Fast will es scheinen, das Mühlenensemble strahle in der Abendsonne mit.


Ihr mehr universales Erleben des Waldes eröffnet ihr eine wohl andere Betrachtungsweise, als sie Pilzsucher gemeinhin haben: „Eingebunden in die Natur, in die Elemente und in den Wald haben Pilze für mich etwas sehr Lebendiges. Ich sehe, wie sie zur Welt kommen, in voller Pracht dastehen und auch vergehen. Da ist viel drin.“




Ein Küchenmesser nur fürs Pilze schneiden

Da sie kein fanatischer Pilzroutinier ist, schlägt ihr Herz womöglich umso höher, „wenn dann schöne Speisepilze auf einmal so dastehen. Dann empfinde ich Freude und Dankbarkeit, weil Pilzstellen ja Orte sind, die einem etwas schenken.“

Häufig verweile sie in stiller Freude erst einige Minuten bei dem Fund, ehe sie zu ernten beginne. Dafür hat sie ein gewöhnliches Küchenmesser dabei. Das dann aber so gewöhnlich auch wieder nicht ist. Denn: „Ich benutze es nur fürs Pilzesammeln.“


Foto: Fundort Ameisenhügel: Dieses Mal sind es Safranschirmlinge, die Cornelia Ballhaus entdeckt hat. Und zwar nicht an ihrer "Ameisenstraße", sondern tiefer im Wald. Sechs Pilze sind hier büschelig verwachsen.


Der Aufwand für eine Parasolen-Delikatesse ist lächerlich gering

Der Parasolpilz wächst vom Sommer bis zum Herbst vornehmlich in lichten Wäldern. So ist Cornelia Ballhaus gerne in heller, freundlicher Waldatmosphäre unterwegs. Eben da, wo der Wald gerne lächelt.

Auch ein Parasolpilz ist ja im Grunde ein Lächeln; jeder einzelne dieser cremefarbenen Hüte mit den lustigen Schuppen ist eine freundliche Einladung für ein erstklassiges Mahl.

Ja, er ist ein Pilz von Welt, der Riesenschirmpilz. Kann es an Stattlichkeit und herrlichem Duft, an Freundlichkeit und hellem Wesen lässig mit jedem Konkurrenten aufnehmen. Für die Ameisen mag er Sonnen- und Regenschirm sein, uns Menschen zaubert er so manchen Tag unverhofft Sonne und Wonne auf den Tisch.

Kurz in verquirltes Eigelb getüncht, in Paniermehl gewälzt und 2 bis 3 Minuten ausbacken – so einfach bringt der Parasolpilz gute Laune in die alte Mühle. Und Cornelia Ballhaus sagt: „Eine Parasole ist ein Wiener Schnitzel für 10 Cent. Parasolpilze sind eine Delikatesse.“


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