Pilzticker RP 99
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Foto: Der Trockenheit zum Trotze wachsen derzeit vor allem Täublinge, bei denen die Harten Zinnobertäublinge klar die Oberhand haben. (18 Fotos © Thomas)
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Thomas schreibt am 18. Juli 2022:
"Hallo Heinz-Wilhelm,
nachdem seit Samstag zwei Hinweisschilder zur Pilzberatung und -kontrolle (Foto rechts) nun auch bei uns auf dem Campingplatz hängen, wollte unser lieber Nachbar Andreas natürlich gleich mal wieder eine kleine Pilzwanderung durch die Wälder Rülzheims, da er bei dem Anblick meiner Fransigen Wulstlinge von Freitag nicht glauben konnte, dass es bei dieser Trockenheit Pilze zu finden gibt.
Oje, und das mit einem Langschläfer! Aber wir trafen uns dann zeitlich in der Mitte und so starteten wir gestern, am Sonntag, um 7.30 Uhr unsere kleine Tour. Da er, was Pilze angeht, sehr wissbegierig ist, bekam er auch zu jeder gefundenen Pilzart ein bisschen was erzählt.
Den Anfang machten gleich einige Holz besiedelnde Arten, wie zum Beispiel einige riesige ausgewachsene Weißfäule auslösende Sklerotienporlinge. Aber auch auf Braunfäule auslösende Arten wie den Schuppigen Sägeblättling, der für eine augenfällige Würfelbraunfäule sorgt, konnten wir näher eingehen.
Zu den Braunfäule-Auslösern zählte auch der Kiefernbraunporling, der hier eher Douglasien- oder Lärchenbraunporling heißen müsste. Da er aber an den verschiedensten Nadelgehölzen vorkommen kann, wird er auch treffender Nadelholzbraunporling genannt.
Foto: Sklerotienporlinge mit mächtigen Trichtermündungen. Sie sind essbar, allerdings nicht mehr in diesem Alter.
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Foto: Schuppige Sägeblättlinge sind typische Vertreter trockener, heißer Sommer. Sie wachsen sogar an Eisenbahnschwellen. Jung sind die Pilze essbar, schmecken jedoch unangenehm.
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Foto: Der ungenießbare Nadelholzbraunporling wächst an Fichten, Lärchen und Kiefern, gelegentlich auch an Laubbäumen.
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Weiter ging es dann mit vielen, vielen diversen Täublingen, wie dem Hainbuchentäubling (Gesamtfund links unten), zwei Grüngefelderten Täublingen (rechts daneben), einigen Frauentäublingen (Gesamtfund rechts unten) und einer ganzen Menge Harter Zinnobertäublinge, die sich teilweise sehr gut unter dem Eichenlaub versteckt hatten.
Foto: Ein sehr schöner junger Harter Zinnobertäubling. Er wächst in Mischwäldern, bevorzugt Laubbäume.
Foto: Zumindest in der Gattung der Täublinge sind die Harten Zinnobertäublinge die Art mit dem festesten und härtesten Fleisch.
Foto: Das rötlich anmutende Sporenpulver bei dem rechten Pilz täuscht; Zinnobertäublinge haben crèmefarbenes bis leicht gelbliches Sporenpulver.
Foto: Was verbirgt sich denn da in der Laubhöhle?
Foto: Nachdem Thomas das Laub vorsichtig beseitigt hat, kommt ein Harter Zinnobertäubling zum Vorschein. Dem Meister entgeht so schnell nichts!
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Foto: "Nachdem sich Andreas die farbliche Variabilität eingeprägt hatte, füllte sich der Korb auch recht schnell." Anschauungshalber hat er die Zinnoberroten Täublinge hier noch einmal ausgebreitet.
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Eine lehrreiche Wanderung
Da es ja mehr eine Lehrwanderung war, landeten auch ältere Pilze im Korb, die eigentlich nicht mehr küchentauglich waren, oder auch solche, die im Speisepilz-Korb überhaupt nichts verloren haben, an welchen sich aber interessante Dinge zeigen lassen, wie zum Beispiel auch der Sporenabdruck. Diese habe ich am Abend selbstverständlich wieder in den Wald zurückgebracht. Alles was für die Pfanne brauchbar war, durfte Andreas natürlich behalten.
Bei meiner Entsorgungsrunde entdeckte ich dann nochmal einen etwas jüngeren Grünfelderigen Täubling, der insgesamt frischer und schöner war und bei dem die Merkmale etwas ausgeprägter vorhanden waren und auch einen schönen Fleischroten Speisetäubling, der wunderbar seine Zähne (Lamellen) zeigt, kam hier noch mit hinzu.
Foto: Ein Fleischroter Speisetäubling und ein reifer Grünfelderiger Täubling.
Der Wurzelnde Schleimrübling (Foto rechts), der uns auf Schritt und Tritt verfolgte, scheint hier ein sehr starkes Jahr zu haben. An fast jedem Stumpf konnten wir mindestens ein Exemplar finden, teilweise aber sogar auch größere ältere Trupps davon.
Hinzu kamen noch einige Riesenchampignons, die sich mitunter aber auch schon im weit fortgeschrittenen Alter befanden. Auch hier war wieder der ein oder andere Fransige Wulstling zu finden. Die durften aber alle stehen bleiben, da ich noch schönere hiervon im Kühlschrank hatte.
Foto: Die Riesenegerlinge (Braunschuppige Riesenchampignons) waren schon im fortgeschrittenen Alter.
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Foto: Dieser Fransige Wulstling durfte stehen bleiben, da es in Thomas' Kühlschrank noch guten Vorrat gab.
Tückische junge Grüne Knollenblätterpilze
Weil die Wulstlinge gerade einen ihrer Auftritte haben, liefen wir zum Schluss noch eine Stelle an, an der gemeinhin viele Grüne Knollenblätterpilze wachsen, in der Hoffnung, wir würden auch jetzt schon fündig werden. Und nach akribischem Absuchen konnte ich dann auch welche finden, und zwar in einem Altersstadium, das gerade für Anfänger oder angehende Hexenei-Sammler sehr interessant sein dürfte.
Vor allem, wenn man nicht weiß, wie ein Hexenei riecht, könnte man bei dem süßlichen, katzenurin- bis aasartigen Geruch meinen, es handele sich vielleicht um eine Stinkmorchel im Jungstadium. Dass es sich hier aber nicht um Hexeneier der Stinkmorchel, und erst recht nicht um kleine Boviste handelte, sondern um Grüne Knollenblätterpilze, zeigen die beiden letzten Fotos.
Foto: Sind es junge Hexeneier, also Stinkmorcheln im Frühstadium? Oder vielleicht kleine Boviste?
Foto: Nein, es sind junge Grüne Knollenblätterpilze. In diesem Stadium sind die runden bis eiförmigen Fruchtkörper noch von der Gesamthülle (Velum universale) umschlossen. Darin verbirgt sich der absolut tödliche Pilz. Schon 20 Gramm vom Grünen Knollenblätterpilz können tödlich sein.
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Foto: Im Längsschnitt wird es ganz deutlich: die dunklen Halbbögen zeigen die sich heranbildenden Lamellen des Grünen Knollenblätterpilzes. Sie fehlen sowohl beim Hexenei als auch bei Bovisten.
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Alles in allem war es mal wieder eine sehr schöne Tour mit einigen tollen und interessanten Funden bei angenehmen morgendlichen Temperaturen. Und ich denke, Andreas konnte auch einiges Neues dabei lernen. Zum Beispiel, dass ein heißer Sommer und ein trockener Waldboden nicht zwangsläufig bedeuten muss, dass gar keine Pilze wachsen.
Aber auch, dass es sehr wichtig ist, zu wissen, welche Arten man bei diesen Temperaturen überhaupt erwarten kann und wo man sie findet, beziehungsweise welche Baumarten sie benötigen. Dass es in diesen Wäldern hier momentan auch keinen Sinn macht, nach dicken fetten Röhrlingen zu suchen, war auch schnell klar, denn die Sommersteinpilze, die wir fanden, waren mindestens schon eine Woche über ihrem Zenit und weich und matschig.
Ein kleiner Ausblick
Wir wünschen allen Pilzfreunden, dass es endlich wieder mehr regnet, damit auch die Pilzfreunde fündig werden, die bislang noch nicht die großen Erfolge erzielen konnten, aber auch, damit ich weiterhin erfolgreich bleibe, denn wenn nicht bald ein bisschen Feucht von oben kommt, sieht es auch bei mir in den Wäldern schlecht aus.
Aber wenn der Trockenheits-Stress für die Kiefern so weitergeht, kann ich mir gut vorstellen, dass wir in diesem Jahr mal wieder ein besseres Jahr für die Krause Glucke bekommen könnten.
Meine Südlichen Ackerlinge muss ich hingegen an diesem Stumpf wohl abschreiben, aber ich habe eine weitere Pappel gefunden, an der ich in gut fünf Metern Höhe zwei aufgeschirmte Ackerlinge an einem abgebrochenen Ast entdeckt habe. Diese Pappel steht allerdings noch sehr gut da und so kann es noch einige Jahre dauern, bis sie, wenn überhaupt, in greifbarer Nähe zur Ernte heranwachsen.
Liebe Grüße, Thomas und Andreas"
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Trockene Wälder, wochenlang kaum oder gar keine Pilze... Das muss nicht sein! Mit der vorzüglichen Pilzbrut von Hawlik hat das ein Ende. Wie wäre es zum Beispiel mit köstlichen Limonenpilzen?
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