Pilzticker BaWue 374:
Funde vom 27.07.2022 - 29.07.2022

Pilzticker BaWue 374

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Übersicht aller bisherigen Pilzticker Baden-Württembergs

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Pilze mal anders:

Schmucke kleine Kunstwerke auf Flachen Lackporlingen

Foto: Baumpilze einmal anders. So schöne Bilder lassen sich auf die Unterseite des Flachen Lackporlings malen. So finden auch Kinder, die noch keine Berührung mit Pilzen hatten, einen ganz natürlichen Zugang zu Schwammerln. Dieses liebliche Motiv mit Speisemorcheln malte allerdings Thomas persönlich. (6 Fotos © Thomas)

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Thomas schreibt am 29. Juli 2022:

"Hallo Heinz-Wilhelm,

ohne groß nach Pilzen Ausschau halten zu wollen, ging es gestern am frühen Abend mit der Familie - dem Kleinen im Kinderwagen und der Tochter an der Hand - auf einen gemütlichen Spaziergang durch den Hardtwald bei Karlsruhe. Aber des Pilzsammlers Auge ist natürlich immer wachsam und lediglich nur im Standby-Modus.

Auch weil unsere Tochter Sophia Marie immer wieder gefragt hatte, ob wir jetzt noch Pilze sammeln gehen. Da wir dafür aber überhaupt nicht passend gekleidet waren und auch null Zeckenschutz an uns oder dabei hatten, wurden nur die Wegränder und die etwas besser begehbaren Stellen genauer unter die Lupe genommen.

Und es hat auch nicht lange auf sich warten lassen, bis der erste kleine Stadtchampignon (Foto rechts) vor uns auf dem Weg stand. Weil hier aber auch sehr viele Vierbeiner unterwegs sind, durfte der Kleine stehen bleiben. Da wir in der Nähe einer meiner Stellen für Pfirsichtäublinge waren, sprang ich schnell in den Wald, um nach ihnen zu sehen.

Exakt fünf Minuten waren nötig, um drei Pfirsichtäublinge und eine kleine Flockenhexe mitzunehmen. Da war zeitlich leider auch kein Foto mehr drin, wobei ich mein Handy ohnehin im Kinderwagen liegen gelassen hatte. Das war dann aber auch schon alles an Speisepilzen, die den Weg in die Korbablage des Kinderwagens fanden.

Ein halluzinogener Pilz

An einem alten morschen Stumpf, vermutlich der einer Schwarz-Pappel, entdeckte ich dann noch einen der nicht essbaren Dachpilze: den Graugrünen Dachpilz, der in kleinen, aber dennoch variierenden und nicht zu unterschätzenden Mengen Psilocybin enthält. In größerer Anzahl verzehrt, verursacht er einen dermaßen heftigen Brechdurchfall, dass der Psychotrip wohl noch die harmlosere Wirkung ist.

Foto: Drei Pfirsichtäublinge und ein Flockenstieliger Hexenröhrling wurden mit nach Hause genommen. 

Foto: Der Graugrüne Dachpilz ist halluzinogen und kann bei Genuss höchst unerwünschte Reaktionen auslösen. 

Unterschätzen sollte man diesen Trip aber auf keinen Fall, denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Psilocybin. Der Eine hat vielleicht (nur) eine (schöne) Zeit mit Halluzinationen und eventuell auch einer spirituellen Erfahrung, aber nicht wenige landen auch mit einem irreparablen psychischen Schaden in einer der Psychiatrischen Kliniken. Also Finger weg!

An einem weiteren Stumpf fanden wir dann noch einige schöne Malerpilze beziehungsweise Flache Lackporlinge, die ich gerne mitnehme, um daraus ein kleines Kunstwerk zu zaubern.

Auch der kleinen Sophia Marie macht das immer wieder riesigen Spaß, auf der Unterseite dieser Pilze ihre Bildchen zu malen. So kann man auch mit kleinen Sachen Kindern eine große Freude machen, auch wenn sie eigentlich gar keinen Zugang zu Pilzen haben. In der traditionellen Chinesischen Medizin ist er auch ein sehr geschätzter Vitalpilz, der eine antibiotische Wirkung gezeigt haben soll.

Um den Flachen Lackporling für den ein oder anderen Neuling noch etwas interessanter zu machen, sende ich zusätzlich unsere letzten beiden Kunstwerke vom gestrigen Abend.

Dir, lieber Heinz-Wilhelm, und allen anderen Pilzbegeisterten wünsche ich eine schöne Urlaubszeit mit vielleicht auch dem ein oder anderen Pilzfund.

Herzliche Grüße, Thomas

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Foto: Flache Lackporlinge in der Natur. Sie wachsen an toten oder lebenden Laubbäumen, sehr häufig an Rotbuchen. 

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Foto: Und hier ein Flacher Lackporling aus der Hand von Sophia Marie. Ein hübsches Namensschildchen hat sie auf die Unterseite gemalt. Flache Lackporlinge werden  dieser Verwendbarkeit wegen auch Malerpilze genannt. Es ist darauf zu achten, dass sich an der Unterseite der Pilze nicht die dunklen Zitzengallen der Pilzfliege befinden, sondern dass sie reinweiß ist.

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Pilzfreund Thomas löst eine knifflige Frage

Königsröhrling oder Laubwald-Anhängselröhrling?

Foto: Rötlich-brauner Hut mit gelber Fraßstelle, dazu ein blassgelblicher Stiel. Bei erstem Anblick könnte dies ein Königsröhrling sein. Oder doch ein Waldlaub-Anhängselröhrling? Heiko hat seinen Fund fotographisch herrlich in Szene gesetzt mit der Wachstumsumgebung sowie der belebenden Hintergrundkulisse des Waldes. Ein schönes Stimmungsbild mit einer schönen kniffligen Bestimmungsfrage. (3 Fotos © Heiko)

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Ein geschützter Königsröhrling oder ein ebenso geschützter Laubwald-Anhängselröhrling?

Diese Frage stellte sich am gestrigen Mittwoch nicht nur Pilzfreund Heiko, der in den kalkhaltigen Laubwäldern des Landkreises Böblingen unterwegs war und das Prachtexemplar nach eineinhalb Stunden vergeblicher Pilzsuche entdeckte. Auch wir kamen bei der Bestimmung zugegebenermaßen an unsere Grenzen.

Ein Fall also für Meister Thomas, dem wir die aussagekräftigsten Fotos dazu vorlegten. Der Pilzsachverständige der DGfM (Deutsche Gesellschaft für Mykologie) fand heraus: es ist, trotz mancher Übereinstimmungen, ein Laubwald-Anhängselröhrling. Er machte sich die Mühe, die unterscheidenden Merkmale für uns zu beschreiben. 

Böblingen, d. 28. Juli 2022

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Foto: Die Gesamtansicht des Pilzes aus der Nähe. Die rötlichen Huttöne sind unübersehbar. Die gelbe Fraßstelle und der gelbliche Stiel passen zum Königsröhrling. Da beide, Königsröhrling und Anhängselröhrling, streng geschützt sind und nicht entnommen werden dürfen und Heiko sich daran hielt, entging ihm ein entscheidendes Merkmal: ein Anhängselröhrling hätte einen Wurzelfortsatz (Appendix, Anhängsel) gehabt, ein Königsröhrling nicht. Also mussten andere Details Aufschluss liefern. 

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Thomas' Urteil:
Drei Details sprechen für einen Waldlaub-Anhängselröhrling

Foto rechts: "Hier sehe ich eine leicht überstehende Huthaut mit einem scharfen Rand und einer eher lederartigen als filzigen Huthaut, die keinerlei Risse zeigt." 

Foto: "Hier sehe ich eine sehr feinmaschige gelbe Netzzeichnung, ein leichtes Blauen innerhalb des Lupenringes, aber kein einziges rötliches Fleckchen in Richtung der Stielbasis, wie das für einen Königsröhrling charakteristisch wäre."

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Foto: "Dieses Bild zeigt ein leichtes Orange an der Fraßstelle innerhalb des Lupenkreises. Und wieder erkenne ich diese lederartige Huthaut. Auch das kräftige Gelb der Fraßstelle spricht eher für einen Anhängselröhrling." (3 Fotos © Heiko; Bildbearbeitung Thomas)

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Thomas fasst zusammen:

"Alles in allem bin ich ganz stark beim Anhängselröhrling. Insgesamt fehlen hier einige Merkmale, die für einen Königsröhrling sprechen würden.

Ein toller Fund ist dieser Pilz auf jeden Fall. 

Viele liebe Grüße Thomas"

Lieber Thomas, 

vielen Dank für die ausgezeichnete Analyse und Deinen Aufwand! 

Herzliche Grüße Heinz-Wilhelm 

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Die Milchbrätlinge im Oberen Bühlertal wachsen treu und pünktlich

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