"Ungeniessbar!" (Fortsetzung und Ende von "Brot des Waldes")
Dmitri Iwanowitsch nahm meinen Korb, machte ein bisschen Platz auf dem Waldboden und schüttete die Pilze auf die Erde.
„Schau! Das ist ein Steinpilz, die Krone aller Pilze. Er hat einen weißen oder cremefarbenen Stiel. Erst bei alten Exemplaren färben sich die Röhren leicht gelb beziehungsweise grünlich.
Brich bei einem beliebigen Steinpilz ein Stückchen ab, das Fleisch bleibt an der Bruchstelle immer weiß. Daher hat dieser Pilz auch seinen Namen - „Weißer Pilz¹“. Aber nun brich ein Stückchen von diesem ab...“
Ich nahm einen anderen Weißen Pilz, brach ein Stückchen am Stiel ab – und siehe da, das Fleisch verfärbte sich an der Bruchstelle rosafarben. „Ein Ungeniessbarer“, schloss Dmitri Iwanowitsch. „Er heißt Gallenpilz oder Gallenröhrling und ist dem Steinpilz sehr ähnlich.“
Er sortierte sieben Stück dieser Sorte aus. Ich stammelte: „Dmitri Iwanowitsch, wir haben solche Pilze schon immer gebraten...“ „Dieser Pilz ist bitter, aber nicht giftig“, beruhigte mich der Jäger.
Ich nahm einen Pfifferling aus dem Korb, ein Prachtstück, und fragte hoffnungsvoll: „Ungeniessbar?“ „Nicht genießbar“, sagte der Jäger unbeeindruckt. „Das ist der Falsche Pfifferling: die Leisten unter dem Hut sind ganz dünn und von rot-oranger Farbe. Schau diesen an – gelb bis vergilbt: ein Pfifferling!“
Er begann die Butterpilze durchzusehen: einer wie der andere von gleichem Aussehen! Ob da wirklich unter denen auch ein nicht Essbarer ist? Stopp! Einige haben zitronengelbe Stiele. Ich brach ein Stückchen an der Seite ab und richtete die Augen auf den Jäger. „Richtig – ungenießbar“, pflichtete Dmitri Iwanowitsch bei. „Ein Pfefferröhrling. Brich den Stiel ab, und das Fleisch wird sich röten. Merk es dir!“
Aus meinem kleinen Pilzhaufen las er dann ungefähr zehn dieser Pilze heraus. Mein Haufen nahm bedenklich ab.
„Dmitri Iwanowitsch, das, was wir hier weggeworfen haben, isst bei uns
das ganze Dorf. Und Sie haben niemandem im Dorf etwas dazu gesagt“,
merkte ich halb beleidigt an.
„Doch, das habe ich“, lächelte der
Jäger. „So wie dir habe ich es ihnen auch erklärt. Vor einem Jahr hatte
mich sogar unser Dorfarzt gebeten, einen Pilzvortrag zu halten. Aber
was bin ich schon für ein Redner!
Ich hätte ihnen erzählen
können, dass es Leute gibt, die knallen sich den Bauch voll mit solchen
Pilzen und denken, es sei alles in Ordnung. Schließlich aber erschien
keiner zu meiner „Lektion“ – sie schämten sich wohl, dass sie neben dem
Wald wohnen, aber keine Pilze kennen.“
Und er fuhr fort: „Der zeitige Sommeranfang ist die Zeit des Champignons. Das ist ein sehr wertvoller Pilz, bringt auf dem Markt gutes Geld. Und wo wächst er nicht überall: auf Viehweiden, in den Vorgärten, sogar mitten in der Stadt, in Parks und Anlagen, sogar auf Misthaufen. Man kann sie ohne große Sorge sammeln, ohne Angst vor Doppelgängern.
Dafür pass aber bei ihnen ab August auf. Unter den Champignons stehen oft weiße giftige Pilze, auch Fliegenpilze. Wie kann man nun die Champignons von giftigen und ungeniessbaren unterscheiden? Unter dem Hut sind Champignons rosafarben, die anderen hingegen reinweiß oder cremefarben...
Aber auch die rosafarbigen Exemplare haben einen Doppelgänger: der graurosafarbene Milchling. Natürlich sind eine ganze Reihe von Milchlingen essbar.
Aber eines muss man dabei beachten: der Saft einiger nicht Essbarer ist farblos, bei den guten hingegen weiß, an der Luft schnell gelb werdend. Diese Pilze wachsen an verschiedenen Stellen: oft im Birkengehölz, manche Milchlinge auch in Kiefernwäldern und am Rand von Sümpfen...
Hallimasch wird auch oft mit ungenissbaren oder giftigen Pilzen verwechselt. Hier muss man auf die Farbe unter den Hüten achten, auf die Lamellen oder Leisten. Sind sie cremefarben und unten braun, so sind das essbare Hallimasch. Sind sie gelblichgrün, bedeutet das, dass sie giftig sind.“
Dmitri Iwanowitsch sprach sehr laut, als ob vor ihm Dutzende Leute säßen, wie bei einer Vorlesung. Sicherlich erinnerte er sich an den nicht stattgefundenen Vortrag, und deshalb hielt er diesen jetzt nur für mich. (Ende)
(Aus dem Russischen von Dieter Sdun, Dornstedt)
Anmerkungen
Weißer Pilz¹: Im Russischen heißt der Steinpilz nicht "Steinpilz", sondern wegen seines durchgehend weißen Fleisches "Weißer Pilz" (gesprochen etwa "Bjieli grib")
Bibliographie: Vitali Kostyljew, Brot des Waldes. Aus: Der gestreifte Gast, Erzählungen, Minsk (Weißrussland), 1977, Mastazkaja Verlag
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