Pilzticker BaWue 390
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Übersicht aller bisherigen Pilzticker Baden-Württembergs
Foto: Was der Nordschwarzwald jetzt so alles hergibt an essbaren Speisepilzarten... (15 Fotos © Thomas)
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Thomas schreibt am 3. Oktober 2022:
"Hallo Heinz-Wilhelm,
nachdem wir am Samstag bei unserer Männer-Steinpilz-Tour an so vielen Arten achtlos vorbei gelaufen sind und ich ein wenig die Artenvielfalt in meinem Korb vermisst habe, nutzten wir das schöne Wetter heute und ich zog mit meiner Frau und beiden Kindern nochmal los in den Nordschwarzwald. Diesmal waren wir allerdings in Begleitung von Fräulein Hübsch (das ist die Marke einer Babytrage).
Aber auch heute konnten wir an zwei jungen und knackigen Steinpilzen wie auch an zwei großen, festen Apparaten von Steinpilzen einfach nicht vorbeilaufen. Da die Steinpilze mittlerweile fast bundesweit in Hülle und Fülle in den Wäldern stehen, haben die Flockenstieligen Hexenröhrlinge wohl ein bisschen Bedenken, ob sie überhaupt noch mitgenommen werden.
Aber dafür gibt es ja die Hexerei. Auf den Fotos 5 und 6 ist gut zu sehen, was mit ihrer enormen Farbpalette und ein bisschen Hexerei möglich ist: zwei Flockenstielige Hexenröhrlinge im neuen attraktiven Gewandt.
Kleine Korbschau zur Einstimmung
Foto: Der Gesamtfund. Links im Korb die kleineren, zerbrechlicheren Pilze.
Foto: Hier noch einmal extra der kleine Korb von dem vorigen Foto.
Foto: Und hier noch einmal gesondert der große Korb.
Was ist denn mit diesen Flockis passiert?
Foto: Dieser Flockenstielige Hexenröhrling liegt mit seinem Aussehen schon beträchtlich neben seiner Art.
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Foto: Dieser hier aber hat bei den Farbtöpfen völlig daneben gegriffen. Oder das Rotorange war ausgegangen.
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Neben den Hexenröhrlingen und Steinpilzen nahmen auch wieder einige Braune Filzröhrlinge, Herbstrotfüße, einen Goldröhrling, ein Kuhmaul und viele schöne Perlpilze Platz im Korb. Ein Schiefknolliger Anischampignon wie auch einige Rötliche, Zweifarbige und Violette Lacktrichterlinge (8. Foto), gesellten sich ebenso mit hinzu.
Foto: Liebhaber der ausgesprochen wohlschmeckenden Perlpilze kommen dieses Jahr in weiten Teilen Deutschlands voll auf ihre Kosten. Nicht nur, weil es viele gibt, sondern weil sie madenfrei sind wie selten.
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Foto: Nicht wenige Pilzfreunde schätzen Lila Lacktrichterlinge überaus. Weil sie ausgezeichnet schmecken.
Für mehr Violett sorgten in den Fichtenwäldern auch viele schöne Amethysttäublinge, die ebenfalls mitkamen. Sehr gefreut haben wir uns über eine ganze Menge schönster Maronenröhrlinge, die, wie auch die Trompetenpfifferlinge, gerade voll in den Startlöchern stecken.
An allen Stellen spicken die kleinen Trompetchen bereits zu Hunderten aus der Erde. Zum Schluss wanderten dann noch ein paar Lachsreizker wie auch Butterpilze in den Korb. Somit war der Bedarf nach mehr Artenvielfalt fürs Erste gedeckt.
Foto: Die Amethysttäublinge zählen mit zu den ausgezeichnet schmeckenden Täublingen.
Foto: Von oben auf andere herabschauen, das gehört sich nicht. Vor allem, wenn die anderen noch klitzeklein sind. Zwei Maronen scheinen von der unmittelbaren Nachbarschaft der jungen Trompetenpfifferlinge nicht gerade begeistert zu sein.
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Foto: Auch diese Trompetenpfifferlinge müssen noch groß werden, bevor sie einen Pilzsammler interessieren.
Foto: Lachsreizker oder Weißtannenreizker zählen mit zum Besten, was die Reizkerarten aufzubieten haben.
Foto: Die Website 123pilzsuche.de schwärmt von frittierten oder gut ausgebratenen Butterpilzen: "Einfach Spitzenklasse!"
Für den Ein oder Anderen möchte ich auch mal kurz das Wort ”überständig“ definieren. Es bedeutet soviel wie: veraltet, überaltert, nicht mehr zu gebrauchen. Ich denke, da wird klar, dass überständige Pilze nicht mehr in der Küche landen sollten. Auch das Trocknen solcher Pilze wird sie nicht mehr besser machen, zumal die Eiweißzersetzung, in der sich solche Pilze meistens schon befinden, durch die Temperaturen im Dörrgerät nochmals beschleunigt wird.
Abschließend noch ein kleiner Vergleich zwischen dem Kuhmaul und dem Butterpilz, optisch zwei sehr ähnlichen Pilzarten, die eigentlich unterschiedlicher nicht sein könnten (14. und 15. Foto).
Viele liebe Grüße, Thomas und Familie"
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Foto: Beide sind schmierig, beide sind - von oben betrachtet - schwierig zu unterscheiden. Die farblichen Übereinstimmungen sind verblüffend. Der Hut des Butterpilzes (rechts) ist etwas spitzer als der des Kuhmauls.
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Foto: Erst die Unterseiten machen die Unterscheidung leicht. Das Kuhmaul (links) hat Lamellen, der Butterpilz (rechts) Röhren. Der Witz aber ist: das Kuhmaul ist genetisch enger verwandt mit den Röhrlingen als mit Lamellenpilzen. Es wächst unter Fichten auf sauren Böden, der Butterpilz unter Kiefern auf allen Böden.
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Caroline schreibt am 3. Oktober 2022:
Hallo lieber Heinz-Wilhelm,
allgemein ist im Pilzticker ja nur sehr wenig über den Odenwald zu lesen, was ich als regelmäßige Leserin des Pilztickers BaWue heute einmal ändern möchte.
Seit gut einer Woche hat das Pilzwachstum im Odenwald auch in den Grenzgebieten zwischen Baden-Württemberg und Hessen eingesetzt. Die Krausen Glucken begannen schon Mitte September, reichlich zu sprießen und bis jetzt sind schönste frische Exemplare zu finden.
Beste Flockenstielige Hexenröhrlinge ließen erahnen, was noch kommen würde: In den vergangenen beiden Jahren war stets ein schlechtes Steinpilzjahr, doch dieses Jahr nach der extremen Trockenheit und dem pünktlichen ausgiebigem Regen Anfang September musste es doch gut werden - und es ist phänomenal!
Die Steinpilze wachsen üppig wie selten und erst die vielen überständigen, also zuvor schlicht übersehenen Exemplare, die man vorfindet, wenn man nach einigen Tagen wieder seine Runde läuft, verraten, wie viele es wirklich sind. Nicht nur Fichtensteinpilze, auch Sommersteinpilze sind es, die ich vorher noch nie bewusst dort gefunden habe.
Die Saison ist noch lang, die kulinarischen Genüsse dauern an
Als Beifang für die Mischpilze begegne ich immer wieder schönen Butterpilzen und Goldröhrlingen oder auch mal einem Birkenpilz, während sich die Maronenröhrlinge noch rar machen. Allerdings ist es auch noch früh im Herbst und sie werden wohl noch kommen, während ich bisher, nach dem Massenjahr 2021, nicht einen einzigen Pfifferling entdeckte.
Es bleibt spannend, wie sich das Pilzwachstum weiter entwickeln wird und was noch kommt, die Saison ist ja noch lang und die Steinpilze sind wohlgemerkt bis zu zwei Wochen früher gewachsen als sonst. Diese Tatsache verlängert wohl die kulinarischen Genüsse von selbst gesammelten Pilzen mit selbst erlegtem Wild bis hin zum Steinpilz-Flammkuchen.
Nun noch eine Warnung an alle Pilzfreunde im Odenwald, was auch der eigentliche Grund für meine Nachricht ist.
Trotz zwei Jahrzehnten intensiver persönlicher Pilzwanderungen hatte ich noch nicht selbst gesehen, wovon ich schon oft hörte:
Krimineller Pilzraub mit einem offensichtlich angemieteten Kleinlaster(!) mitten im Wald oben auf 400 Metern Höhe! Kein vernünftiger Mensch geht bei andauerndem starken Regen ja in den Wald, also war nicht mit Erholungssuchenden zu rechnen. Sonntag Nachmittag sind auch keine Förster oder Waldarbeiter tätig und der Oktober ist auch keine gute Jagdzeit, so dass kaum aufmerksame Jäger unterwegs sind. Am wenigsten bei so "schlechtem" Wetter.
Ich selbst bevorzuge die Einsamkeit im Wald, so dass ich dieses Wetter und den dadurch ausgebliebenen Ansturm auf den Wald an diesem langen Wochenende bewusst für mich genutzt habe. Man möchte nicht wissen, was sich an solchen Tagen so alles ungesehen in unseren Wäldern abspielt...
Die Bande mit dem Kleinlastwagen frevelt Sonntagnachmittag
Mehrere dunkel gekleidete Männer waren um das Fahrzeug herum rechts und links des Weges mit Plastiksäcken aktiv. Von etwas weiter entfernt kam ein ebenso dubios wirkender Mann in neonorangener Warnkleidung auf mich zu und schrie mich an. Als ich weiter beobachtete, allerdings aus einer gewissen Entfernung, flüchtete die ganze Bande mitsamt Fahrzeug.
Foto: Drei herrliche Steinpilze, davon ein Sommersteinpilz (links), gebettet auf Weißtannenzweige und umrahmt von der Baumflechte.
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Man würde sich nicht vorstellen, wie organisiert das vor sich geht; die sich weiter entfernenden Männer also gut sichtbar gekleidet, um sich nicht aus den Augen zu verlieren.
Man weiß in diesem Moment leider nicht wirklich, was man tun soll. Die Bande verfolgen oder sich nähern, um das Kennzeichen oder andere Beweise zu bekommen, ist ausgeschlossen, da man allein keine Chance hat. Erst im Nachhinein wird klar, wie gefährlich so eine Situation sein kann.
Die schwierige Frage, was man tun soll
Die Polizei zu rufen würde nur helfen, wenn man klar definieren kann, wo genau im Wald sich das Treiben abspielt. Nachträglich Meldung zu machen, führt vermutlich nur dazu, dass demnächst private Pilzsammler kontrolliert und wegen ein paar Pilzen zu viel schikaniert werden, während der Kleinlaster(!) nicht nochmal gesehen, geschweige denn die Bande gefasst wird. Es könnte aber helfen, wenn viele Pilzfreunde ihre Augen offenhalten, also informiert werden...
Dieses Erlebnis macht mich auch sehr nachdenklich darüber, was man überhaupt noch veröffentlichen sollte oder darf, gerade was konkrete Fundorte oder gute Pilzgebiete betrifft. Was einerseits Neulingen und Gleichgesinnten helfen kann, der Natur wieder näherzukommen, zieht andererseits möglicherweise gleichzeitig solche kriminellen Banden an. Es bleibt ein bitteres Gefühl.
Viele Grüße aus dem Odenwald, Caroline"
(4 Fotos © Caroline)
Anmerkung:
Caroline ist von Beruf Ethnologin (Völkerkundlerin) und Ethnobotanikerin. Hier könnt Ihr mehr von ihr lesen
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Trockene Wälder, wochenlang kaum oder gar keine Pilze... Das muss nicht sein! Mit der vorzüglichen Pilzbrut von Hawlik hat das ein Ende. Wie wäre es zum Beispiel mit köstlichen Limonenpilzen?
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