Pilzticker BaWue 332:
Funde vom 05.09.2021 - 06.09.2021



Pilzticker BaWue 332




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Michael & Freunde im Pilzparadies am unteren Dobel im nördlichen Schwarzwald


Foto: Flockenstielige Hexenröhrlinge machen sich in diesem so reichhaltigen, starken Pilzjahr eher rar. Verwunderlich ist das nicht: in den vergangenen drei, vier Jahren hatte diese Pilzart eine sagenhaft starke Präsenz, geradezu Massenauftritte. Jetzt gönnen sich die Flockis ganz offensichtlich mal ein Ruhejahr. Allen Naturschützern sei versichert: die Pilzfreunde haben diese Pilzart weder in ihrem Bestand gefährdet noch getötet. (6 Fotos © Michael)

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Foto: Reichlich Pilze im nördlichen Schwarzwald! Offen ist, ob die hier gezeigte Menge geviertelt wurde oder allein an Michael ging. 

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Michael schreibt am 6. September 2021:

"Hallo Heinz-Wilhelm,

gestern unternahmen Suri und ich zusammen mit zwei Bekannten, Nazan und Sasa, die ich über deine Seite kennengelernt habe, einen Tagesausflug in den Schwarzwald, um den Dobel herum. Das ist ein gut 700 Meter hoher Berg mit Hochplateau im Nordschwarzwald.

Wir fanden dort eine herrliche Vielfalt an Pilzen vor, und viele, viele stehen in den Startlöchern für die kommenden Wochen.

Gefunden haben wir sehr viele Lachs- und Fichtenreizker, einen Edelreizker, die Abnorm Steinreizker, unzählige Trompetenpfifferlinge, diverse Täublinge, Fichtensteinpilze, Flockis, Rote Stoppelpilze, Kuhmäuler, Maronen, Lila Lacktrichterlinge, Goldröhrlinge, Rotfüße, Rötliche Gallerttrichterlinge, einen Mohrenkopfmilchling, Maggipilze (Bruchreizker), Schönfußröhrlinge, Grüngelbe Gallertkäppchen und sehr viele Bocksdickfüße. Letztere verströmten gebietsweise einen Gestank, dass es einem anders wurde.

Die Funde fielen üppig aus und wurden anschließend unter uns aufgeteilt.

Viele Grüße, Michael, Suri, Nazan und Sasa"

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4 Fotos: Das Grüngelbe Gallertkäppchen (oben links) wächst dieses Jahr in vielen Regionen sehr stark. Es wurde vom Status "ungenießbar" auf "giftig" heraufgestuft. Der Schönfußröhrling (oben rechts) kann heftige Magen-Darm-Probleme hervorrufen, die bis zu 24 Stunden anhalten können. Unverkennbar ist sein zur Basis hin leuchtend karminroter Stiel, der in der Spitze gelb ist. Sein feines rotes Netz ist hier gut sichtbar. Unten links der Rötliche Gallerttrichter ist ebenso ein Speisepilz wie die so genannten Steinreizker rechts unten. Sie sind von einem Schlauchpilz befallen und nichtsdestotrotz sehr wohlschmeckend. Mehr dazu hier, Tageseintrag vom 16. August 2016. 

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Sehr lesenswert!

Thomas im Reich faszinierender Vielfalt an essbaren und giftigen Pilzen im nördlichen Schwarzwald


Foto: Ein kolossales Pilzmosaik hat hier Thomas zusammengelegt. Es zeigt, dass die Artenvielfalt an Speisepilzen im Nordschwarzwald momentan rapide zunimmt. Aber auch an einer Vielzahl illustrer Giftpilze fehlte es nicht, wie im hinteren Teil seiner Schilderungen zu lesen und zu sehen ist. Dieses Pilzjahr bietet Anschauung wie viele Jahre nicht mehr. (12 Fotos © Thomas)

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Thomas schreibt am 5. September 2021:

"Hallo Heinz-Wilhelm,

die Fichtensteinpilze sind im Anmarsch, zumindest mal an allen meinen Stellen im Nordschwarzwald. Überall spicken schon ganz kleine Steinpilzbabys aus dem Waldboden. Wie in fast jedem Jahr, erscheinen sie hier erst, wenn die Sonne ihren Herbst-Rotstich bekommt, was in etwa am Tag des September-Neumondes der Fall ist. Damit wären sie einmal mehr absolut pünktlich.

Ein guter Zeiger für fruktifizierende Steinpilze sind auch die Goldröhrlinge, die jetzt wie die Mehlräslinge und die Pfefferröhrlinge, beide ebenfalls gute Zeiger für Steinpilz-Böden, am Start sind. In der Regel erscheinen alle drei etwa ein bis zwei Wochen vor den Steinpilzen.


Foto: Viele Steinpilzbabies räkeln sich derzeit im Nordschwarzwald aus dem Boden. Dies ist allerdings schon ein kleines Kind. 

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Foto: Wie diese Goldröhrlinge...


Foto: ...kündigen auch Mehlräslinge wie dieser die Ankunft der Steinpilze an, nach Thomas' Beobachtung ab zwei Wochen vorher. Mehlräslinge sind hervorragende Pilze für helle Soßen oder Suppen, unterliegen jedoch der Gefahr der Verwechslung mit sehr giftigen weißen Trichterlingsarten. 

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Schade ist nur, dass ich ab morgen für eine ganze Woche auf Fortbildung bin und somit keinen Zugriff darauf habe. Aber ich bin zuversichtlich, dass es jetzt erst richtig losgeht, was auch die wieder zunehmende Vielfalt der Röhrlingsarten zeigt. Auch die Sommersteinpilze  setzen zu einem erneuten Schub an. Im Vormarsch befinden sich auch wieder die Flockenstieligen Hexenröhrlinge, Birkenpilze und die Herbstrotfüße.

Da unsere Pläne für den Samstag etwas durcheinander geworfen wurden, hatte ich gestern Morgen doch noch einmal ein paar Stunden Zeit, um nach den Pilzen im Nordschwarzwald zu sehen. Eigentlich wollte ich gar keine Pfifferlinge sammeln, aber einfach daran vorbeilaufen konnte ich dann auch nicht.

So konnte ich gestern schon eine richtig schöne und große Artenvielfalt finden und in meinem Korb verstauen. Gesammelt habe ich: Bereifte Rotfußröhrlinge (das sind Herbstrotfüße) und Gemeine Rotfußröhrlinge, eine Ziegenlippe, drei Maronenröhrlinge und Pfefferröhrlinge, einige Flockenstielige Hexenröhrlinge, Goldröhrlinge und viele junge, knackige Sommersteinpilze.


Foto: Wie in manchem Pilzrevier, so sind auch an Thomas seinem Platz die Sommersteinpilze wie dieser wieder zurückgekehrt. In Einzelfällen können sie uns noch bis weit in den Oktober erfreuen. 

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Foto: Ein Herbstrotfuß tarnt sich im fast gleichfarbigen Gras und Kleingeäst, doch sein rötlich punktierter Stiel verrät ihn. Er hat gegenüber dem Gemeinen Rotfußröhrling dickeres und gelbes Fleisch. Und wird zu unserer Zufriedenheit weniger von Maden heimgesucht. 

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An einer sehr wärmebegünstigten Stelle fand ich noch viele Pfirsichfarbene Filzröhrlinge, die den Blutroten Röhrlingen sehr ähnlich sind, sich aber mit ihrem weißen Hutfleisch gut von den Blutroten unterscheiden lassen. Zwei junge Birkenpilze machten richtig Eindruck auf mich.

Hinzu kamen noch Flaschenstäublinge, sowie einige Mehlräslinge, die aber aufgrund der hohen Verwechslungsgefahr zu giftigen weißen Trichterlingen wie zum Beispiel dem Feldtrichterling, der ebenfalls etwas mehlartig riechen kann, von Laien unbedingt zu meiden sind.

Des Weiteren kamen noch zwei Perlpilze, ein Blaugrüner Reiftäubling, ein Jodoformtäubling und zwei Frauentäublinge hinzu. Bei den Gelbstieligen Trompetenpfifferlingen entschied ich mich nach der ersten Handvoll aber dazu, dass ich sie erst bei einem anderen Waldgang sammeln werde, da mich die Ernte sonst zu viel Zeit gekostet hätte.

Die erste kleine Handvoll Totentrompeten kam aber genauso mit wie einige Echte Pfifferlinge, Violette und auch Rötliche Lacktrichterlinge und viele Amethystschuppige Pfifferlinge.


Foto: Die Pfirsichfarbenen Filzröhrlinge kommen den Blutroten Filzröhrlingen sehr nahe, haben jedoch einen rosa-orange-aprikosenfarbenen Hut und bei Längsschnitt färbt sich ihr Stielfleisch von weißlich-schwachgelb an der Stielspitze bis zum intensiven Kanariengelb zur Stielbasis hin. 

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Foto: Ein sehr schöner, jugendlich-starker Birkenpilz!


Aber auch die Vielfalt der Giftpilze kommt so langsam richtig in Schwung. So fand ich viele Spitzgebuckelte Rauköpfe und Orangefuchsige Rauköpfe, Blutblättrige sowie Zimtblättrige Hautköpfe, Bocksdickfüße (9. Foto), Schwefelritterlinge, Brandige Ritterlinge, Seifenritterlinge, viele, viele Kahle Kremplinge (10. Foto), Grüne, Weiße und Gelbe Knollenblätterpilze, wie auch die reinweiße Varietät des Gelben Knollenblätterpilzes (11. Foto). Und an den Wegrändern standen massenweise Gefurchte Lorcheln (12. Foto) im Buchenlaub.

So kann es gerne weitergehen. Ich wünsche allen Pilzfreunden eine pilzreiche Herbstsaison mit vielen tollen Funden.

Viele liebe Grüße, Thomas"

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Foto: Der Bocksdickfuß, der widerlich nach Ziegenbock riecht, zählt zu den vielen giftigen Schleierlingsarten. Einem seiner Fast-Doppelgänger, dem Lila Dickfuß, ebenfalls giftig, sind wir gewiss schon häufiger begegnet. Der Bocksdickfuß hat sowohl äußerlich als auch beim Fleisch eine durchgängig lila Grundfarbe. 

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Foto: Vom Giftpotential des Kahlen Kremplings weiß man heute besser Bescheid als noch vor 20 Jahren. Es wird vermutet, dass sein Gift über Jahrzehnte hinweg in den Organzellen gespeichert wird und an einem Kulminationspunkt schwere Vergiftungen bis hin zum Tod auslösen kann. Roh ist er extrem giftig, auch unzureichend erhitzt können schwere Vergiftungen auftreten. An diesem Pilz starb 1944 in Weilheim/Obb. Julius Schäffer, zu seiner Zeit einer der renommiertesten Mykologen Deutschlands. 

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Foto: Dieses Foto veranschaulicht sehr gut, wie wichtig es ist, Pilze mitsamt ihrer Knolle auszuheben, wenn man sie bestimmen will! Denn der Gelbe Knollenblätterpilz hat, hier gut zu sehen, eine markant abgerandete zwiebelartige Knolle. Wir sehen hier ein reinweißes Exemplar, das ansonsten sämtliche Merkmale des Gelben Knollenblätterpilzes abdeckt. Es handelt sich also um eine weiße Varietät der Art. 

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Foto: Wie alle Lorchelarten, so steht  auch die Gefurchte Lorchel unter erheblichem Giftverdacht. Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie (DGfM) rät vom Verzehr sämtlicher Lorchelarten ab.

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