Tanjas Pilzpost: Die Geschichte vom
verlorenen pinkfarbenen Pilzmesser





Tanjas Pilzpost vom 30. September 2011

«Hallo Heinz-Wilhelm,

gerne schaue ich immer mal wieder auf Deine Seite. Die Geschichten um "den" Pilzsammler bringen mich zum Schmunzeln, weil man doch den einen oder anderen Zug an sich selbst wiedererkennt.


Ich möchte etwas zum Thema „Pilzmesser“ erzählen. Ich glaube, ein Pilzmesser oder ein Taschenmesser für Pilze kann man nicht einfach so kaufen, sondern es handelt sich um einen Gegenstand, der einen besonderen ideellen Wert hat und der irgendwann zum immerwährenden Begleiter erkoren wird.

Das Gefühl, wenn der Korb mit dem pinkfarbenen Küchenmesser, an der Innenwand in das Weidengeflecht gesteckt, im Spätsommer zum ersten Mal den Wald wiedersieht, ist unbeschreiblich. Dann ist Schwammerlzeit!

Oh je, ein pinkfarbenes kleines Küchenmesser, mag man denken...

Vor 20 Jahren, damals war ich 15, bin ich zusammen mit meiner Freundin immer in die nächst größere Stadt getrampt. Immer, und das ohne jegliche Bedenken. Immer – bis auf ein einziges Mal.

Wir trafen uns damals am Morgen, haben beide komische Gesichter gezogen. Dann rückte ich raus mit dem, was mich bedrückte: Ich werde heute nicht trampen. Ich hatte nämlich einen Traum gehabt, dass uns in einem – uns nur allzu gut bekannten – Waldstück jemand mit einem pinkfarbenen Messer etwas antun würde. „Ich habe so ein merkwürdig ungutes Gefühl – lassen wir es.“ Natürlich war ich verunsichert, habe noch gelacht: „So ein blöder Traum – es gibt gewiss auf der ganzen Welt kein pinkfarbenes Küchenmesser.“


Meine Freundin hörte sich das alles an. Dann sagte sie, ganz blass: „Ich wollte dir eben auch erzählen, dass ich einen Traum hatte... Das gleiche Waldstück, die gleiche Geschichte - nur war das Messer bei mir weiß.“

Die Monate vergingen, es wurde Weihnachten. Jede hatte der anderen „ihr“ Messer geschenkt, obwohl über diese Geschichte längst nicht mehr gesprochen worden war.

Von dem Tag an war mein pinkfarbenes Taschenmesser 20 Jahre lang mein treuer Begleiter, wenn ich in die Pilze ging. Es könnte soviel erzählen.

Leider war heute ein schwarzer Tag, ein rabenschwarzer sogar: Ich habe das Messer auf unerklärliche Weise verloren.

Heinz-Wilhelm, Du beschreibst in Deiner Steinpilz-Galerie, Teil 1, dass Karl Berchtold aus Gauting einmal vor lauter Pilzeifer seinen Hut aus Rehfell, den er von seinem Pilzfreund geschenkt bekommen habe, in einer Fichtenschonung verloren habe. Um ihn Jahre später unversehrt wiederzufinden.

Ich hoffe sehr, eines Tages auch mein pinkfarbenes Pilzmesser wiederzufinden, so wie Herr Berchtold seinen Hut wiedergefunden hat. Bitte Daumen drücken.

Viele herzliche Grüsse,

Tanja»

Ende Tanjas Pilzpost


Liebe Tanja,

das wirst Du jetzt kaum glauben: Gerade da ich Deine Geschichte hier online stelle, erreicht mich die Nachricht der traurigen Pilzfreundin Anna aus Mainz: Sie habe vorgestern ihr geliebtes Opinel-Pilzmesser im Wald verloren, das sie stets treu begleitet habe. Ja, gibt's denn sowas?

Ich drücke Dir fest die Daumen, dass dieses Messer, das Dir spürbar viel bedeutet, bald wieder zu Dir zurück finden möge.

Viel Glück und herzliche Grüße von

Heinz-Wilhelm


Tanjas Pilzpost Teil 2, vom 20. September 2012:

«Hallo Heinz-Wilhelm,

bis Ende letzten Jahres habe ich das Messer leider nicht gefunden. Bei einem Telefonat mit meiner Freundin hat sich herausgestellt, dass sie, als sie mir das pinke Messer zu Weihnachten vor vielen Jahren geschenkt hat, für sich selbst auch eines gekauft hat. Dieses habe ich nun bekommen - aber es ist nunmal nicht "mein" Messer.

Die Pilzsaison beginnt bei mir am Wochenende. Ich werde nun neben dem leidenschaftlichen Pilzesuchen wohl immer ein Auge darauf haben, ob nicht irgendetwas Pinkfarbenes auf dem Waldboden liegt.

Herzliche Grüsse

Tanja»



Tanjas Pilzpost Teil 3, vom 28. August 2013:

«Lieber Heinz-Wilhelm,

ich wünsche dir eine erfolgreiche Pilzzeit! Bei mir (sudetendeutsche Oma) war es übrigens auch "wir geh´n in die Pilze". Das war unbeschreiblich. Damals ging es mit Küchenschurz und Kopftuch gegen die Zecken in den Wald. Die Pilze wurden geschnitten, getrocknet und waren und sind dank meinem Hang zur Historie bis heute mit Hefeknödl ein Festmahl.

Erschreckend war es, als ich vor etwa zwei Jahren zwei Omas mit ihren Enkeln im Wald getroffen habe. Die beiden älteren Damen haben mich gefragt, ob dieser Pilz gut sei. Dann habe ich mich über das kleine Körbchen des Enkels hergemacht. Es blieb nichts, sämtliche Pilze waren ungenießbar oder giftig.

Ich habe dann meine Ausbeute in das Körbchen gelegt und erklärt auf Teufel komm raus, um ihnen den Spaß am Suchen nicht zu vermiesen. Für mich war das nicht nachvollziehbar. Wenn ich meinen Enkeln was Gutes tun will und mich in der Pilzwelt kein bisschen auskenne, dann gehe ich besser in den Freizeitpark oder zum Klamottenkaufen, aber nicht Pilze suchen.

Für mich hat das Pilzesuchen heute noch denselben Stellenwert wie damals: Hamstern für den Winter. Ich blicke jedes Jahr voller Freude und mit einem wohligen Gefühl der Sicherheit auf meine riesigen, mit getrockneten Pilzen gefüllten Weck-Gläser.

Mein geliebtes pinkfarbiges Messer habe ich leider immer noch nicht wieder gefunden. Ein exakt identisches habe ich von meiner Freundin geschenkt bekommen. Ein wunderschönes pinkes Messer von meinem Sohn war mein Weihnachtsgeschenk. Mal sehen, ob der Wald dieses Jahr MEIN Messer hergibt.

Liebe Grüße

Tanja»

Ende Tanjas Pilzpost





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