Pilzticker Thueringen 60:
Funde vom 16.06.2019 - 20.08.2019



Pilzticker Thueringen 60




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Wenn schon keine Steinpilze, dann wenigstens traumhaft schöne Eichhasen für Heike


Foto: Wirkliche Prachtexemplare von Eichhasen hat Heike gefunden, gleich fünf Stück an der Zahl. Die drei kleinen blieben - noch - im Wald, die großen (bis 2,9 Kilo der eine!) wurden kurzerhand im Oberhemd ihres Mannes abtransportiert. Und kamen unversehrt zuhause an. Der Eichhase ist übrigens ein Gesundheits- und Schönheitspilz! (4 Fotos © Heike)

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Heike schreibt am 20. August 2019:

»Lieber Heinz-Wilhelm,

nun waren wir am Wochenende wieder unterwegs. An einem Tag wieder in meinem kleinem Lieblingswald, der mir, wenn alles passt, die Sommersteinis, Herbsttrompeten, Silberröhrlinge, Krause Kraterellen, Graue Leistlinge , Semmelstoppelpilze, Igelstachelbart,  jede Menge Täublinge usw. hervorbringt.

Nun ja, die Leistlinge sind hier seit zwei Jahren Geschichte. Aber am Wochenende fanden wir einige Goldröhrlinge, wenige Täublinge und frisch austreibende Stockschwämmchen (2. Foto rechts).

Auch die ersten Semmelstoppelpilze schauen klein und schüchtern hervor. Pfeffermilchlinge, Rotfüße, Ziegenlippen gab es ebenfalls. Einige Netzstielige Hexen waren auch dabei. Die ließ ich jedoch zwangsläufig stehen, denn wie so oft und typisch waren sie von unten bis oben vermadet.

Große helle Gebilde auf dem Boden

Auf dem Rückweg sagte ich zu meinem Mann: ich spring hier mal rechts rein und gehe ein wenig am Rand entlang. Hin und wieder war ich dort in den Vorjahren schon mal langgeschnürt, hatte reichlich Trompetenpfiffers und Täublinge gefunden. Keine fünf Meter im Dunkel, sah ich in einiger Entfernung große helle Gebilde auf dem Boden. 

Ich dachte zunächst an Breitblättrige Glucken. Obwohl es sie bei uns gar nicht gibt. Da schoss mir auf einmal der Eichhase in den Kopf. Als ich die paar Schritte zu ihnen gemacht hatte, dachte ich, ich werd nicht wieder. Fünf Eichhasen an einer Stelle!

Zwei sehr große, ein mittlerer und zwei kleine. Ich bin fast nicht wieder geworden. Was für ein Fund ! Was nun ? Ich sagte zu meinem Mann, wir nehmen die zwei Großen mit, die anderen lassen wir stehen. Aber wie sollten wir sie transportieren? Für einen Korb waren sie viel zu groß.

Der Nachbar war ganz aus dem Häuschen

Mein Mann zog kurzerhand sein Hemd aus. Die Eichhasen hinein, die Ärmel zusammen geknotet zu »Tragegurten«. So konnten sie sicher aus dem Wald transporiert werden, ohne das sie litten.

Sie sind wunderbar heil zu Hause angekommen. Und welch ein feiner Pilz! Ich briet ihn in Butter nur mit Zwiebeln und einem Hauch frischem Knoblauch, gewürzt mit Salz, Pfeffer, etwas Muskat und Petersilie. User Nachbar bekam den Großen, der fast zwei Kilo wog. Er kannte den Pilz noch nicht, hat sich um so mehr darüber gefreut.

Ja lieber Heinz-Wilhelm, auf Grund der schlechten Pilzsituation in den letzten zwei Jahren werde ich noch einmal einen weiteren Schritt wagen in Sachen Wald. Du kennst meine Liebe und  Leidenschaft für den Wald.

Seit Jahren hadere ich schon mit mir und dem Jagdschein. Jetzt, da die Pilze ganz offensichtlich klimabedingt nachlassen, werde ich also den Jagdschein anstreben. Mein lieber Mann wird mich begleiten, und so können wir uns gegenseitig gut unterstützen. Er bestärkt mich, sagt: »Los jetzt, mach das!« Er kennt mich genau und weiß, was es mir bedeutet.

Herzliche Grüße Heike & Dieter«

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Foto: Dieser Eichhase - alle gefundenen sind im absoluten Bestzustand - bringt fast satte 2,9 Kilogramm auf die Waage. Es ist eine Paketwaage.

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Ein kleiner Lichtblick im trockenen nördlichen Eichsfeld: Schöne Riesenboviste für Heike


Foto: Auf der Mauer auf der Lauer liegen vier Riesenboviste und warten darauf, von Heike an die Nachbarn und an Freunde verteilt zu werden. (2 Fotos © Heike)

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Heike schreibt am 18. August 2019:

»Lieber Heinz-Wilhelm,

heute möchte ich mich einmal wieder aus dem trockenem Eichsfeld melden.

Mit unseren Wäldern sieht es nicht gut aus. Die Fichtenwälder werden abgeholzt. Die Fichten sollen weichen und Geschichte werden. Unsere Buchen sind auch stark geschädigt. Laut Forst ist jede 3.te Buche nicht mehr zu retten. Man darf gespannt sein, wo das alles noch hinführen soll. 

In den letzten zwei Wochen gab es immer mal wieder ein wenig Regen. So besuchten wir einmal wieder die Kuhweide. Die riesigen Fleischrinder waren zum Glück auf benachbarter Weide. So konnten wir ungestört die Weide betreten. Und siehe da, einige Riesenboviste standen parat. Es waren an die 12- 14 Stück.

Vier nahmen wir mit, um wieder einmal Nachbarn und Freunde mitzuversorgen. Leider gab es nichts anderes auf der Weide, die mir doch in all den Jahren eine enorme Pilzvielfalt bot. Die Tage werde ich dann meinen Lieblingswald besuchen, um zu schauen, wie es um die Pilze steht.

Herzliche Grüße Heike«

Liebe Heike,

ich habe mich so manches Mal gefragt, wie wohl in den thüringischen Trockenwäldern die vielen tollen Pilznachrichten aus Süddeutschland auf dich wirken würden. Dort gab es, schon vor einigen Wochen, aber auch aktuell, immer wieder durchdringende lange Regenschauer, die Mitteldeutschland total abgehen.

Immer öfter erreichen mich Schreiben ratloser Pilzfreunde aus Mitteldeutschland, die so ein Szenario von nun schon zwei Jahren nahezu totaler Trockenheit noch nie erlebt haben, die keinen einzigen Pilz finden und in Sorge um die Zukunft der Wälder sind. In diesem Zusammenhang ist Deine Anmerkung von einem »Neuaufbau« eurer Wälder sehr interessant. Und gleichzeitig auch besorgniserregend. Ich kann mir derzeit nur schwer ausmalen, was da auf uns zukommt.

Ich wünsche dir für deine nächsten Pilzgänge viel, viel Glück und würde mich wahnsinnig freuen, wenn du mit einem guten Ergebnis nach Hause kommen würdest.

Herzliche Grüße, auch an deinen Mann, von Heinz-Wilhelm

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Foto: Da waren sie noch auf der Rinderweide. Auf ihr hatte Heike in den Vorjahren so manches Mal fette Ausbeute vor allem mit Champignons gemacht.

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Bad Lobenstein: Die Maronen und Pfifferlinge häufen sich, die Reifpilze haben es supereilig


Foto: Da hat Wolfgang wieder einmal einen ausgezeichneten Fund gemacht, einschließlich zwei Reifpilzen (unten in der Mitte), die beinahe sechs Wochen vor ihrer Zeit da sind. Links der große Hut gehört, wenngleich gelbbraun, einer Rotkappe. (2 Fotos © Wolfgang)

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Wolfgang schreibt am 25. Juni 2019:

»Guten Morgen Heinz-Wilhelm,

gestern musste ich wieder einmal einen Streifzug durch mein Revier bei Bad Lobenstein machen. Der Regen der letzten Woche weckte die Hoffnung auf gute Funde. Und das Ergebnis hat meine Hoffnung noch übertroffen.

Perlpilze und Graue Wulstlinge wachsen in unglaublichen Massen und in zum Teil rekordverdächtigen Größen. Dagegen ist die erste Rotkappenwelle durch, auch die Hexenröhrlinge haben Pause.

Erstaunlich ist das zeitige Auftreten von Maronen, und das nicht nur in Einzelexemplaren. Auch die Pfifferlinge haben sich nun entschlossen, nicht nur in Einzelexemplaren zu wachsen. Rotfußröhrlinge wachsen in Massen, sind aber leider durchgehend madig.

Besonders erstaunlich ist der zeitige Fund von zwei Reifpilzen, die für gewöhnlich erst ab August bei uns zu finden sind.

Der feuchte Waldboden und die Temperaturen der kommenden Woche machen Hoffnung auf weitere gute Pilzfunde, zumal in den letzten Jahren nach den Perlpilzen die erste Steinpilzwelle kam.

Ich werde am Wochenende darüber berichten.

Viele Grüße aus Thüringen von Wolfgang«

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Foto: Reifpilze, im Volksmund auch »Zigeuner« genannt, gehören zur Gattung der Schleierlinge in der Familie der Schleierlingsverwandten, eine sehr große, sehr vielgestaltige und farbenreiche Pilzgruppe. Reifpilze zählen zu den allerbesten Speisepilzen überhaupt. Sie erscheinen nicht jedes Jahr, können aber in guten Jahren unvorstellbare Massenaufkommen mit mehreren hundert Pilzen an einer Stelle haben.

Pilzfreund Reinhold vom Pilz-Ticker Bayern wollte sie 2013 gar an seine Schweine verfüttern, nachdem er 15 Kilo gesammelt hatte. Einen legendären Dialog hierzu findet Ihr hier (Tageseintrag 26. September 2013).

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Ilmenau: Wollen die Steinpilze jetzt etwa anfangen?


Jürgen schreibt am 16. Juni 2019:

»Hallo Heinz-Wilhelm,

heute hat es mich nicht mehr gehalten, ich musste selbst mal sehen, wie es nach dem Regen von gestern in meinem Pilzrevier in den Fichtenwäldern zwischen Stadtilm und Ilmenau aussieht. Feucht genug ist es, der Wald dampfte regelrecht.

Nach dem halbstündigen Rundgang waren es am Ende ein Anischampignon, ein Flocki, etliche Perlpilze sowie die zwei herrlichen Steinpilze (Foto rechts), die mir in den Korb fielen. Die allerdings wollen nach meinem Eindruck wohl erst anfangen - falls das Wetter mitspielt.

Mit freundlichen Grüßen Jürgen aus Stadtilm«

(Foto © Jürgen)

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Bad Lobenstein/Wurzbach: Die Feuchtigkeit reicht noch für drei Kilo Speisepilze

2 Fotos: Was links auf dem Bild aussieht wie ein Pantherpilz, deren ältere Exemplare zur Riefung neigen, erweist sich bei näherem Hinsehen eher als ein Riesenscheidenstreifling. Auf diesen Sachverhalt machte uns freundlicherweise Pilzfreund Willi aus dem Bayerischen Wald aufmerksam. Recht hat er! Denn der Riesenscheidenstreifling hat - im Gegensatz zu den kleineren Arten der Gattung - einen mit feinen braunen Schüppchen genatterten Stiel, was hier ganz gut zu sehen ist.

Rechts ein Schönfußröhrling mit seiner charakteristisch karminroten Stielfarbe, die zur Spitze hin gelb wird. Seine Röhren sind, hier nicht zu sehen, gelb bis olivlich im Alter. (2 Fotos © Wolfgang)

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Wolfgang schreibt am 16. Juni 2019:

»Hallo Heinz-Wilhelm,

heute nach dem Mittagessen hat es mich schon wieder in den Wald gezogen. Ich war heute mal nicht in meinem Stammrevier, sondern bin durch die Wälder zwischen Bad Lobenstein und Wurzbach gestreift. 

Auch hier ist noch genug Feuchtigkeit im Boden. Doch leider waren die Perlpilze und Graue Wulstlinge madig, und auch der äußerlich herrliche Fichtensteinpilz war überständig.

Dafür war der erste Maronenröhrling knackig und auch die vielen Rotkappen waren kerngesund. Die Flockis hingegen hatten sichtlich starken Besuch von Schnecken zu beklagen.

Dennoch landeten drei Kilo Pilze im Korb, die unter Freunden aufgeteilt wurden. Der Bilderbuch-Schönfußröhrling und der Pantherpilz blieben selbstverständlich im Wald.

Viele Grüße aus Bad Lobenstein von Wolfgang«

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