Pilzticker Thueringen 52
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Übersicht aller bisherigen Pilzticker Thüringens
Foto: Dieser Sommersteinpilz war noch halbwegs fotogen. Doch auch das, was noch passabel aussah, war letztlich total vermadet, berichtet Heike. (3 Fotos © Heike)
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Heike schreibt am 25. Juni 2018:
»Hallo lieber Heinz-Wilhelm,
heute möchte ich mal ein Lebenszeichen von mir geben. Ein grauenhaftes Frühjahr mit heißen Temperaturen und Wind ohne Ende sowie sagenhafter Trockenheit liegt hinter uns. An und für sich schön, nur nicht für Wälder, Felder und Gärten.
Natürlich war und bin ich zwei- bis dreimal in der Woche in den Wäldern. Doch leider sind sie komplett pilzfrei.
Im Mai gab es bei uns im nördlichen Eichsfeld einen einzigen
Regenschauer mit nennenswertem Niederschlag. Doch auch das schlug nicht auf das Wachstum der Pilze durch.
Im Juni nun hatten wir vor zwei Tagen, also am 23.6., den
ersten Regen. Bis dahin waren die Wälder staubtrocken. Wenn
ich im Wald war und dann wieder einen Weg betrat, war ich bis zu den Knien eingestaubt.
Teilweise hatten wir Waldbrandstufe 4 und standen kurz vor der 5, also der gefährlichsten Stufe. So habe ich im Juni einige wenige Sommersteinpilze gefunden. Sie waren entweder total vermadet oder beinahe bis zur Unsichtbarkeit von Schnecken zerfressen. Zu erkennen waren am Tatort noch das Resteloch mit der Stielbasis und einige winzige Bröckchen vom Hut.
Zwei schöne Flockis (einer davon auf dem Foto rechts) konnte ich ernten, die direkt in der Pfanne landeten. Einen tollen Fund konnte ich allerdings auch verbuchen: Neben vier hingerafften Sommersteinis fand ich zwei Gelbfüßige Hexen*. Ich war von diesem Fund so verblüfft, dass ich vergaß, ein Foto zu machen.
Zu Hause wurden sie zur Bestimmung auseinandergenommen. Somit waren sie nicht mehr fototauglich. Ich hoffe, dass ich an gleicher Stelle noch einmal welche im Optimalzustand finde.
Nun ist das zweite Quartal bereits vorüber, ohne dass es zu nennenswerten Fundergebnissen gekommen wäre. So hoffe ich, wie viele Pilzfreunde dieser Tage sicher auch, auf einen regenstarken Juli, einen etwas frischen August und somit auf einen starken September. :)
Ich hoffe, dass es endlich bald mal regnet, am besten mehrere Tage lang.
Herzliche Grüße an Dich und an alle Pilzsammler, Heike«
* Der Gelbfüßige Hexenröhrling (Neoboletus xanthopus syn. Boletus xanthopus) ist eine sehr junge Pilzart. Bis vor etwa drei Jahren liefen diese Pilze noch unter dem Namen Flockenstieliger Hexenröhrling, ehe Wiener Molekularbiologen eine andere Molekularstruktur als in Flockenstieligen Hexenröhrlingen entdeckten. Im August 2016 berichtete die österreichische Zeitung Die Presse über die Separierung.
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Foto: Von diesem Flocki hatten die Schnecken netterweise noch allerhand Brauchbares zurückgelassen.
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Jürgen schreibt am 14. Juni 2018:
»Hallo,
ich war heute mal auf Pilzpirsch in meinem Gebiet zwischen Traßdorfer Kreuz und Bücheloh im Ilm-Kreis. Dort gibt es überwiegend Fichtenbestand.
Bekannte schrieben mir, dass es so langsam losgehen würde. Dass ich anfangs kein Glück hatte, ging wohl auf die Trockenheit zurück. Dann habe ich am Wegrand im Moos doch noch etliche Pfifferlinge (Foto rechts) gefunden, worüber ich mich natürlich sehr gefreut habe.
Jürgen«
(Foto © Jürgen)
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Foto: Sie sehen hier wie mächtige Röhrlinge aus, die Blutroten Röhrlinge. Aber sie zählen als Filzröhrlinge zu den so genannten Kleinen Röhrlingen. Wegen ihrer relativ blassen Hüte können es auch Pfirsichfarbene (Filz-)Röhrlinge sein, die als Wärmeliebhaber im Süden Europas zu Hause sind, aufgrund des bislang warmheißen Frühsommers dieses Jahr aber auch bei uns eine Chance haben. Alle Filzröhrlinge sind essbar. (Fotos © Michael/Privat)
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Michael schreibt am 11. Juni 2018:
»Hallo,
eine Bekannte hat am Wochenende Pilze gefunden, die ich in unserer Region noch nicht kannte. Die Pilze wurden cirka 10 km südlich von Gera an einem Feldrand gefunden. Es könnten vielleicht Blutrote Röhrlinge sein.
Ich war heute auch mal im Wald , habe aber nur einen Flockenstieligen Hexenröhrling gefunden.
Mit freundlichen Grüßen Michael«
Foto: Dies war nicht mehr als der Rest. Drei Viertel der Speisemorcheln, die Heike in einem bislang nur vermuteten Morchelgebiet fand, waren bereits - ohne Fäulnisprozesse - zu Minimorcheln vertrocknet. In der Mitte vorne prangt die »Dickfußmorchel«. (3 Fotos © Heike)
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Heike schreibt am 29. April 2018:
»Lieber Heinz-Wilhelm,
heute Vormittag sind wir um 10 Uhr in den Dün
gestartet. Das ist ein bis 522 Meter hoher Höhenzug aus Muschelkalk, der sich - in Thüringen - in den Landkreisen Eichsfeld und Nordhausen erstreckt. Als ich dort im Winter auf der Suche nach dem Schiefen Schillerporling (Chaga) war, notierte ich mir auch eine Stelle, an der aufgrund der Vegetation auch Speisemorcheln wachsen könnten.
Nach nicht einmal fünf Minuten im Wald entdeckte ich im vermuteten Wachstumsgebiet die erste Speisemorchel. Das Ganze zog sich fort durch den gesamten Abschnitt. Leider Gottes waren bereits 75 Prozent der Speisemorcheln hinüber. Eine luftgetrocknete Pilzleiche nach der anderen! Doch es sollte noch schlimmer kommen.
Entlang eines Bächleins, begleitet von Waldmeister, Schuppenwurz, Veilchen, Knoblauchrauke, Anemone und Co. fanden sich ca. ein Dutzend Dickfußmorcheln*. Nur eine einzige (Foto rechts) war noch brauchbar. Wie schade. Für mich immerhin tröstlich: wieder einmal hat sich ein von mir vermutetes Morchelgebiet bestätigt.
Was
mich aber irritiert, ist, dass im Dün die Speisemorcheln bereits in
hoher Anzahl überständig sind, während sie im Eichsfeld komplett
ausbleiben. Das macht es für meine Planungen und Suche ab dem kommenden
Jahr nicht leichter.
Selbst entlang des Schotterweges fanden sich unzählige Speisemorcheln. Allesamt komplett vertrocknet. Wahrhaftig nur getrocknet und zu Miniaturen geschrumpelt, von Fäulnis keine Spur. Das habe ich so noch nicht gesehen. Ich schiebe es auf die nächtlichen minus 11 Grad bei uns im April mit anschließender Trockenheit und permanentem eiskalten Ostwind.
So ganz nebenbei gab es auffallend mächtige
Weidenfeuerschwämme zu sehen, eine Pilzart, deren Wirkstofferforschung gerade erst in den Anfängen steckt.
Herzliche Grüße Heike«
* Eine botanische Art »Dickfußmorchel« gibt es nicht. Einige (wenige) Experten sehen in der verdickten Stielbasis eine Variation der gewöhnlichen Speisemorchel (Morchella esculenta var. crassipes; von lat. crassescere = verdicken, mästen).
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Foto: Weidenfeuerschwämme sind sehr verbreitet - und sehr breit: bis zu einen halben Meter Durchmesser können sie erreichen. Die Pilzart wird derzeit auf heilende Wirkstoffe untersucht, auch für diverse Krebsarten.
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Foto: Immerhin, mit den ersten Maipilzen ist der Anfang für Heikes Pilzsaison im Nördlichen Eichsfeld gemacht. Auf »ihre« Morcheln muss sie allerdings noch warten - womit sie nicht alleine ist. Nach dem letztjährigen sehr starken ist dieses bisher deutschlandweit ein schwaches Morcheljahr. Auf dem zweiten Foto sehen wir einen schönen jungen Schwefelporling. (2 Fotos © Heike)
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Heike schreibt am 27. April 2018:
»Lieber Heinz-Wilhelm,
alle drei Tage schaue ich in meinen besten Morchelhang und in einige weitere bewährte Morchelgebiete. Doch nichts, rein gar nichts ist von Morcheln zu sehen.
Im Morchelhang zeigen sich die ersten Maipilze die dort auch an einigen Stellen auftreten. An einer Wildkirsche kommt ein kleiner Schwefelporling.
Im Käppchenmorchelgebiet konnte ich an die 10 Käppchenmorcheln
entdecken, die leider schon etwas zu alt waren. Sie waren auch sehr
mickrig. Letztes Jahr standen sie an gleicher Stelle im Riesenformat.
Ich bin gespannt, ob es hier dieses Jahr noch Morcheln geben wird.
Anbei wie immer einige Fotos der zumindest ersten frischen Pilze des Jahres.
Herzliche Grüße Heike«
Foto: Diese Speisemorcheln fand Rebecca im Garten, in der Nähe von ihrem Rhabarber. Die auf dem lila Tuch sind hingegen Funde aus dem Bärlauch-Wald; stets waren Eschen mit im Spiel. Auf dem Foto hierunter eine einzelne Speisemorchel im Garten. (4 Fotos © Rebecca)
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Rebecca schreibt am 26. April 2018:
»Lieber Heinz-Wilhelm,
bereits letzte Woche entdeckte ich zufällig eine Handvoll Morcheln neben meinem Rhabarber, direkt im unaufgeräumten, aber nicht gemulchten Beet.
Heut nahm ich dann samt Hund einen kleinen Umweg durch den Bärlauchdschungel, da ich nun endlich auch die Eschen dort als solche identifizieren konnte. Und siehe da: an einigen lichten Stellen zeigten sich tatsächlich ein paar Speisemorcheln.
So unsichtbar sind sie gar nicht! Die Fotos sind der Beweis, dass auch wir zwischen Hain- und Windleite Morchelgebiet sind.
Ehrlich gesagt, erstreckt sich in der gesamten Hainleite ausgedehnter Kalkboden mit typischen Zeigerpflanzen - u.a. Bärlauch, Schlüsselblumen, Buschwindröschen und dergleichen - es gibt sicher noch viel mehr.
Viele Grüße aus dem Thüringer Norden!
Rebecca«
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Hallo Rebecca,
Du hast es richtig erkannt: die aufgezählten Pflanzen allein reichen nicht für das Anzeigen von Speisemorcheln. Es gibt nämlich abertausende Quadratmeter Bärlauchteppich und unzählige Teppiche mit Buschwindröschen - ohne eine einzige Morchel.
Entscheidend auf diesen immer alkalischen (oder basischen) Böden sind (fast immer), wie Du richtig beobachtest hast, eingestreute Eschen oder ganze Eschenbestände (in diesem Zusammenhang ist das fortschreitende Eschensterben ein Drama).
Spitzmorcheln wachsen hingegen auf sauren Böden (Heidekrautböden) und haben einen Hang zu den abenteuerlichsten Wuchsstellen. Sie bevorzugen gestörte Bodenflächen (Abbruchkanten nach Baggerarbeiten, offene Erdwunden). Ich berichtete bereits, dass nach dem 2. Weltkrieg große Spitzmorcheln in ausgebombten Häusern wuchsen, und zwar auf völlig zerstörten Matratzen.
Einen guten Überblick zum Auffinden von Morchelplätzen, nach denen auf dieser Website immer wieder gefragt wird, gibt es hier.
Für Dich heißt das erst einmal, weiterhin nach Eschen Ausschau zu halten - solange es sie noch gibt.
Weiterhin viel Erfolg wünscht Dir, mit besten Grüßen,
Heinz-Wilhelm
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Foto: Dies ist der Ort, an dem Rebecca ihre Speisemorcheln gefunden hat. Der stämmige Baum in der Bildmitte dürfte eine Speisemorcheln begünstigende Esche sein, was nur auf dem großformatigen Foto erkennbar ist.
Heike schreibt am 17. April 2018:
»Hallo lieber Heinz-Wilhelm,
jeden Abend geht's auf Deine Seite, wie jeden Tag, auch im Winter.
Der Start der Morcheln war in Baden-Württemberg bereits am 2. April. Seit etwa 16 Tagen bin ich gut unterwegs an meinen besten Stellen und meinen neuen Plätzen. Im Moment vornehmlich an Plätzen der Südhanglagen.
Im Eichsfeld ist leider noch nichts, aber auch gar nichts zu sehen. Ich war gestern an meinem Verpelplatz. Noch nicht ein einziges Böhmisches Verpelchen ist zu sehen. Ich hatte eigentlich gestern mit den ersten gerechnet. Pustekuchen! Die Entäuschung war groß.
Aber der Waldmeister dort ist auch noch ganz winzig. Die Verpeln kamen dort immer, wenn der Waldmeister auch schon relativ gut geerntet werden kann. Mein Verstand sagt mir: es dauert noch ein paar Tage. Aber der Morchelwahn hat schon eingesetzt... Natürlich inspiriert durch einige Morchelsucher aus den südlichen Bundesländern. :)
Eigentlich muss ich mich gut sortieren dieses Jahr, da ich im Winter bei der Suche nach dem Chaga auf sehr viele potentielle Morchelgebiete gestoßen bin - die sich freilich erst noch bestätigen müssen.
Ich hoffe, ich kann bald berichten und dass mir diese plötzliche konstante Wärme mit vorherrschender Trockenheit und nur wenigem Regen keinen Strich durch die Rechnung macht.
Herzliche Grüße aus dem Eichsfeld, Heike«
Liebe Heike,
ob Du's glaubst oder nicht, aber ich habe mir Dein Leiden in den letzten eineinhalb Wochen schon ausgemalt. Da ich Deinen Jahresablauf inzwischen recht gut kenne, sah ich Dich gedanklich tatsächlich in Deinem Verpelrevier!
Ich wünsche Dir viel Glück und Erfolg in den nächsten Tagen!
Herzliche Grüße von Heinz-Wilhelm
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Foto: Überlebenskünstler im Schnee waren diese Pfifferlinge. Barbara hat sie am 30. Januar bei Suhl gefunden. (Foto © Barbara)
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»Hallo Heinz-Wilhelm,
vielen Dank für deine sehr liebevoll und äußerst interessant gestaltete Pilzseite. Ich besuche sie regelmäßig, möchte alle Pilzliebhaber nun erstmalig an meinem Pfifferlingsfund vom 30. Januar teilhaben lassen.
Seit Anfang der 70er Jahre suche ich im Urlaub in den Wäldern rund um Suhl Pilze. Früher kamen dort keine Pfifferlinge vor, erst seit etwa sechs Jahren konnte ich einige kleine Nester im ausgewachsenen Fichtenwald, meist Mitte August, finden.
Doch diese fast schon im Februar zwischen Schneeresten zu finden, war phänomenal. In Butter gebraten, mit Salz und Kümmel gewürzt, waren sie sehr lecker.
Hauptsächlich finde ich meine Pilze im pfifferlingslosen Wermsdorfer Forst, aber leider hat das verheerende Sturmtief Friederike dort sehr große Schäden angerichtet.
Mal sehen, wann der Wald wieder freigegeben wird. Viele Pilzstellen sind bestimmt vernichtet, da muss ich mein Pilzauge wohl neu schärfen!
Viele Pilzgrüße, Barbara«
(Nachgereicht am 10. Februar 2018)
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Trockene Wälder, wochenlang kaum oder gar keine Pilze... Das muss nicht sein! Mit der vorzüglichen Pilzbrut von Hawlik hat das ein Ende. Wie wäre es zum Beispiel mit köstlichen Limonenpilzen?
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