Pilzticker Hessen 115: Pilzfunde in
Hessen vom 04.11.2019 - 10.11.2019



Pilzticker Hessen 115




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Ein festliches Essen mit Steinpilzvariationen an Hähnchenbrustfilet für acht Gäste




(Pilzticker Hessen 115)

Stefan schreibt zu diesem Foto am 10. November 2019:

»Hallo lieber Heinz-Wilhelm,

heute möchte ich noch kurz das kleine Festmahl zum Steinpilzfund von gestern vorstellen.

Da meine Schwiegereltern es sich gewünscht hatten, habe ich mir zum Abschluss nochmal ein Essen mit dem Steinpilz als Hauptakteur einfallen lassen.

Es gab gegrilltes Hähnchenbrustfilet mit einer Steinpilz-Sahnesauce auf einem Bett aus gebratenen Steinpilzen. Zudem wurde das Hähnchenbrustfilet mit einem Crunch aus gerösteten Pinienkernen und Parmesan garniert.

Dazu gab es Kartoffelstampf, der mit Steinpilzbutter und ebenfalls gebratenen Steinpilzstückchen geschmacklich verfeinert wurde. Der Kartoffelstampf wurde noch mit einem knusprigen Parmesan-Steinpilzchip garniert.

Arbeiten im Hintergrund:

  • Mit den getrockneten Steinpilzen aus Österreich hatte ich eine Demi Glace gezogen, die die Grundlage für die Sahnesauce bildete.
  • Für den Kartoffelstampf habe ich die frischen Steinpilze verwendet und für das Steinpilzbett unter dem Hähnchenbrustfilet getrocknete. Das Gute an den getrockneten ist, dass wenn man sie nicht vollständig durchweicht, sie nach dem Braten schön knusprig sind und einen tollen Biss behalten. So lässt es sich gut mit den einzelnen Texturen desselben Produktes spielen.
  • An Gewürzen habe ich lediglich Salz, frischen Pfeffer und Muskatnuss verwendet. Mit dem Parmesan (Umami) und den Pinienkernen habe ich gespielt und die geschmackliche Brücke zu den Steinpilzen gelegt.

Bis ich als letzte der 8 Personen meinen Teller angerichtet hatte und zum Essen schreiten wollte, waren alle anderen Teller bereits leer. Ich fasste das als Kompliment auf. ;-)

Liebe Grüße Stefan«

(Foto © Stefan)

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Eine Treibjagd bei Eberstadt setzte Tobias' letztem Pilzgang 2019 ein vorzeitiges Ende


Foto: Einer der letzten Steinpilze, die Tobias in diesem Jahr erntete. Es war sein letzter Pilzgang 2019 bei Eberstadt. (2 Fotos © Tobias)

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Tobias schreibt am 10. November 2019:

»Einen schönen guten Tag Heinz-Wilhelm,

gestern war ich mal wieder alleine in den Eberstädter Wäldern unterwegs. Die Steinpilze wachsen immer noch fröhlich nach! An zwei meiner Stellen konnte ich erkennen, dass dort seit Tagen kein Konkurrent mehr war, denn vor allem an dem letzten Platz standen richtige Prachtexemplare.

So war der Korb sehr schnell gut gefüllt. Dann begegnete ich einem Jäger, der mir riet, nicht weiter zu gehen, da in Richtung meines Weges eine Treibjagd stattfinden würde. Da verzichtete ich lieber auf vermutlich weitere Steinpilze.

Sie dürften dem Vergehen preisgegeben sein, denn dies war meine letze Tour für dieses Jahr. In der Nacht gab es bei uns nämlich den ersten Frost und heute Nacht soll es ebenfalls frieren. Ich glaube nicht, dass die verbliebenen Pilze dies überstehen. 

Das ist aber nicht weiter schlimm, weil ich dieses Jahr genug herrliche Steinpilze gegessen und für den Winter getrocknet habe. 

Viele Grüße, Tobi aus Eberstadt«

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Foto: Auch dieses Exemplar kam noch in den Korb. Dann war Schluss, denn ein Jäger riet Tobias, seinen Pilzgang abzubrechen.

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Stefans Erfahrung nach einem tollen Pilzjahr 2019: Drei Täublingsarten schmecken besser als Steinpilze


Foto: Der letzte Rundgang bei Alzenau bescherte Stefan und Dani noch einmal einige Steinpilze. Unter unzähligen Steinpilzleichen waren diese noch bestens zu gebrauchen. (Foto © Stefan)

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Stefan schreibt am 9. November 2019:

»Hallo lieber Heinz-Wilhelm,

ich war heute morgen nach 24 Stunden Dauerregen nochmal mit meiner Frau in Alzenau in den Wäldern auf Steinpilzjagd. Anlass war ein großes Essen morgen mit der ganzen Familie und meinen Schwiegereltern, die sich ein Steinpilzessen zum Saisonende gewünscht hatten.

Wir fanden vor, was wir befürchtet hatten: einen großen Steinpilzfriedhof nach dem anderen.

Das ändert aber nichts daran, dass ein sagenhaftes Pilzjahr zu Ende geht.

Begonnen hatte es eigentlich schon 2018, denn nahezu alle Plätze, die mich dieses Jahr gespeist haben, hatte ich vergangenes Jahr ausgekundschaftet.

Für die RiMuMo (Rindenmulchmorcheln) hatte ich mir neue Supermärkte ausgeguckt, um dann auf Mulchbeete zu spekulieren. Das hat prima geklappt. Später fand ich mit der neuen erweiterten Runde sogar wilde Spitzmorcheln in meinem Hauswald.  Speisemorcheln und Bömische Verpeln zählten im Frühjahr zu meinen Erstfunden.  Während ich die Speisemorcheln passabel fand, haben es mir die Bömischen Verpeln kulinarisch ziemlich angetan.

Die Pappelraufüße wuchsen über Monate

Nach einer kurzen Pause kamen dann die ersten Sommersteinpilze und auch die ersten Pappelraufüße und Espenrotkappen. Im Gegensatz zu den Espenrotkappen, die nach dem zweiten Besuch für einige Monate verschwanden, haben mich die Pappelraufüße dauerhaft begleitet. Auch die Sommersteinpilze haben ein sagenhaftes Jahr an meinen Plätzen hingelegt.

Wenn ich bedenke, dass nahezu alle Funde von lediglich zwei kleineren Plätzen stammen, war das beeindruckend.

Als die Sommersteinpilze sich eine Pause gönnten, zeigten sich an den gleichen Plätzen zu meiner Freude zwei weitere Erstfunde, der Schwarzhütige Steinpilz und der Anhängselröhrling, den ich ebenfalls wegen seines feinen, leicht säuerlichen Geschmacks schätze.

Drei Täublingsarten schmecken Stefan besser als Steinpilze

Dem folgte dann nochmal ein kleiner Schub der Sommersteinpilze. Zeitgleich fand ich  meinen ersten Fichtensteinpilz für dieses Jahr und zugleich noch einen Bronzeröhrling.

In der folgenden Trockenperiode blieben alle Röhrlinge aus und wurden durch die Täublinge vertreten. An ihnen wollte ich mich ja fortbilden. So sammelte ich Frauentäublinge, Speisetäublinge und auch meine geliebten Grüngefelderten Täublinge. Alle drei sind erstklassige Speisepilze und stehen bei mir unangefochten auf Platz 1, Steinpilz hin oder her.

Nach gut 3 Wochen der Dürre spielte sich dann so langsam die Hochsaison ein. Ein sagenhaftes Pilzreichtum, gestartet mit den Wiesenchampignons, gefolgt von vielen Schirmlingen und Flockenstieligen Hexenröhrlingen , brachte dann eine fulminante und deutschlandweite Steinpilzschwemme in bester Qualität mit sich.

Mehr Spitzmorcheln als Flockenstielige Hexenröhrlinge

Insgesamt habe ich dieses Jahr 27 Pilzarten gesammelt, darunter waren 13 Erstfunde und ein paar Erstverkostungen mehr, mit einem Gesamtgewicht von 39,13 Kilogramm.

Sie verteilten sich wie folgt: 

30 Gramm Schweinsohren waren auch dabei

Fichtensteinpilz 15,28 Kilogramm, Pappelraufüße 4,26 kg, Spitzmorcheln 3.46 kg, Flockenstielige Hexenröhrlinge 3,3 kg, Sommersteinpilze 3,15 kg, Espenrotkappen 1,5 kg, Schwarzhütiger Steinpilz 1,04 kg, Anhängselröhrling 880 Gramm, Gemeiner Pfifferling 790 gr, Parasol 600 gr, Wiesenchampignon 580 gr, Grüngefelderter Täubling 570 gr, Krause Glucke 500 gr, Herbsttrompeten 400 gr, Frauentäubling 350 gr, Riesenegerling 350 gr, Dorniger Stachelbart 350 gr, Maronenröhrling 280 gr, Bereifter Pfifferling 260 gr, Böhmische Verpel 250 gr, Hainbuchenraufuß 250 gr, Speisemorchel 220 gr, Schopftintling 200 gr, Tannenstachelbart 150 gr, Eichenrotkappe 100 gr, Semmelstoppelpilz 30 gr, Schweinsohr 30 gr.

Neben der Tatsache, dass ich einen Großteil der Zeit so gut wie jeden zweiten Tag auf den Beinen und an meinen Plätzen war, war dieses Pilzjahr auch kulinarisch eines meiner bereicherndsten und vielleicht sogar mein schönstes Pilzjahr.

Zum guten Schluss möchte ich mich bei Mutter Natur für die reichen Gaben, bei dir, Heinz-Wilhelm, für deine bemerkenswerte Arbeit und auch bei allen Pilzfreunden bedanken. Ihr alle habt mir große Freude bereitet!

Nun wird neben dem ein oder anderen Pilz- oder Vorbereitungsgang vor allem wieder alles auf Vordermann gebracht. Meine Schneidbretter wollen abgeschliffen und neu geölt, die Messer geschliffen werden. 

Und die angelegten Vorräte zusammen mit Freunden und Familie genossen werden!

Herzlichste Grüße, Stefan & Familie«

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Vier- und zweibeinige Wildschweine suchen die Wälder um Gießen heim


Annegret schreibt am 4. November 2019:

»Hallo Heinz-Wilhelm,

am Wochenende konnte ich in den Wäldern rund um Gießen endlich einige Totentrompeten (2. Foto rechts), Trompetenpfifferlinge, eine schöne Krause Glucke (1. Foto rechts) noch einen Parasol, und zu meinem Erstaunen einige junge Sommersteinpilze sammeln.

Auch einige Semmelstoppelpilze und mild schmeckende weinrote Täublinge haben wir entdeckt. Ich hoffe, dass die Totentrompeten erst am Kommen sind, denn es waren längst nicht so viele an den mir bekannten Stellen wie z.B. vor drei Jahren.

Als ich die Trompeten näher betrachtete, fiel mir auf, dass einige wenige deutlich sichtbare Leisten hatten - handelt es sich hier eventuell um den Grauen Leistling (Craterellus cinereus)?

Zweibeinwildschweine vermüllen den Wald

Wie  schon zuvor hier geschrieben, ist es wirklich ein Jammer, wieviele Leute im Wald wahllos Pilze umtreten, abschneiden und überall ihren Müll hinterlassen. Neben Pilzen sammele ich auch immer einiges an Müll auf. Aber auch die Wildschweine haben sich dieses Jahr wohl so sehr an Steinpilzen sattgegessen, dass manchmal links und rechts von ihren aufgewühlten Stellen perfekte Steinpilze herumlagen. :-)

In den letzten Wochen habe ich sowohl mit meinen Jungs als auch mit meiner lieben Pilz-begeisterten Freundin viele Waldtouren unternommen und hauptsächlich wunderschön knackige, madenfreie Fichtensteinpilze gefunden.

Liebe Grüße, Annegret«

(2 Fotos © Annegret)

Liebe Annegret,

ja, »die anderen« sind nach Deinen Fotos aufgrund der deutlich sichtbaren Leisten klar Graue Leistlinge

Dass Du so wenig Totentrompeten findest, ist nicht außergewöhnlich, weil wir europaweit (auch in der Schweiz und in Österreich) ein schwaches, eher noch sehr schwaches Jahr dieser Pilzart erleben. Ich fürchte, da wird kaum noch etwas nachkommen. In starken Jahren der Herbst- oder Totentrompeten ist ihre Hauptzeit Anfang November längst vorüber. 

Herzliche Grüße Heinz-Wilhelm

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Im Hardtwald ist der Waldboden bunt von Pilzen und Blättern und gut durchfeuchtet


Foto: Ein bunter Fund aus bunten Wald. Lenka genoss ihren Pilzgang im feuchten herbstlichen Hardtwald. (Foto © Lenka)

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Lenka schreibt am 4. November 2019:

Lieber Pilzler,

nach ergiebigem Regen und jetzt warmen Temperaturen schieben alle Pilze munter nach. Die ganz große Steinpilzschwemme im Hardtwald ist erst mal vorbei, hie und da kommen junge Steinis nach, aber die Fliegenpilze sagen, es dauert noch eine Woche. Dann sollte die Nachhut auftauchen.

Gestern habe ich gezielt nach Totentrompeten gesucht, sie kommen an den bekannten Stellen, aber von einem Massenauftritt ist nicht die Rede, kein Vergleich zu den Jahren 2016/2017, wo man sie mit der Sense mähen konnte. Aber immerhin, sie schieben.

Ich fand außerdem noch einige Maronen und Herbstrotfüße, einen einzigen Semmelstoppelpilz und einige junge Hexen; auch Goldröhrlinge zeigen sich wieder. Ins Netz ging diesmal auch ein Violetter Rötelritterling und – bleiben wir mal bei der Farbe – zahlreiche Violette Lacktrichterlinge. Auch viele Perlpilze gibt es.

Sonst »blühen« sehr, sehr viele Knollenblätterpilze, Pantherpilze und natürlich Fliegenpilze. Es gibt Unmengen von Nebelkappen in ordentlichen Hexenringen, sie blähen sich zu ungeahnter Größe auf durch den vielen Regen. Und auch die vielen anderen Pilze tragen zum Farbbild des Waldes bei, ein wirklich schöner Anblick, wenn der Waldboden so bunt ist, und das nicht nur durch das abgefallene Laub. »Bunt sind schon die Wälder...«.

Und der Waldboden ist endlich mal gut durchfeuchtet und kann hoffentlich auch etwas Wasser speichern. Dem Myzel tut’s gut und der nächsten Saison auch.

Liebe Grüße aus dem Hardtwald, Lenka«

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