Pilzticker Bawue 183: Pilzfunde in Baden-
Wuerttemberg vom 25.05.2019 - 29.05.2019



Pilzticker Bawue 183




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Sogar die Fichtensteinpilze sind schon da!

Traumhafte Funde mit rekordverdächtiger Vielfalt für Michael in den Kronauer Wäldern


Foto: Eigentlich hatte sich Michael darauf eingerichtet, den Korb mit nachgewachsenen Stockschwämmchen zu füllen, was sich auch aufs Schönste erfüllte. Was er anschließend noch alles fand, verschlug ihm die Sprache. Sogar schon Fichtensteinpilze warteten auf die Ernte. Und das Ende Mai! »Das hatte ich noch nie«, kam er aus dem Staunen nicht heraus. So gab es am Abend u. a. ein Surf and Turf mit Steinpilzen, wie das zweite Foto zeigt.

(13 Fotos © Michael)

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Michael schreibt am 29. Mai 2019:

»Hallo Heinz-Wilhelm,

solch eine Vielfalt, sogar schon mit Fichtensteinpilzen, hatte ich im Mai noch nie!

Ich begab mich zu meinem Stockschwämmchenstubben, um die bereits stattlich herangewachsenen Pilze zu ernten, über die ich unlängst berichtet hatte. Anschließend suchte ich meine weiteren Stellen auf.

Was da alles auf mich wartete, verschlug mir die Sprache. Ich fand Sommersteinpilze, Fichtensteinpilze, massig Perlpilze, die ersten Pfiffers, Filzröhrlinge, einen Flocki, Speise- und kleine Frauentäublinge, Graue Wulstlinge, den sehr seltenen Riesenscheidenstreifling, Büschelige Raslinge, Netzstielige Hexen, eine Menge verschiedenster Tintlinge und Kahle Kremplinge.

Zur Feier des Tages gab es heute Abend Stockschwämmchensuppe und ein Surf and Turf, Version Steinpilz.

Anbei noch einen Gruß an meinen Pilzsammelfreund aus U.-W., den ich im Wald ebenfalls beim Sammeln traf.

Viele Grüße Michael«

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Foto: Dieser Fichtensteinpilz im besten Alter überraschte Michael. Noch nie hat er diese Art so zeitig im Jahr gefunden.

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Foto: Sommersteinpilze wie dieser sind dagegen nicht außergewöhnlich für den Monat Mai, auch wenn sie vielerorts erst im Juni erscheinen.

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2 Fotos: Zwei weitere Steinpilze, wobei der im Bild rechts schwieriger zu bestimmen ist. Er könnte beides sein, ein Fichtensteinpilz, wie sein Bruder links, oder aber auch ein Sommersteinpilz. Das Stielmuster verrät Regen und Bodennässe.

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Foto: Eine mykologische Kostbarkeit ist dieser sehr seltene Riesenscheidenstreifling. Michael findet diese Art zuverlässig jedes Jahr mit wenigen handverlesenen Exemplaren in einem für sie typischen Mischwald mit hohem Laubbaumanteil. Sie benötigen neutrale bis kalkhaltige Böden, möglichst mit Lehmzusatz. Wohl nur wenige Pilzsammler würden dieses Prachtexemplar wegen der Verwechslungsgefahr mit Knollenblätterpilzen in ihren Korb legen. Wichtigstes Unterscheidungsmerkmal: Scheidenstreiflinge haben keinen Ring und ihr Hutrand ist im Gegensatz zu Knollenblätterpilzen gerieft. Alle Scheidenstreiflingsarten sind essbar. 


Foto: Ein ebenfalls wunderschöner Speisepilz, wenn auch geschmacklich nicht gerade eine Delikatesse, ist der Graue Wulstling. Die Velumflocken scheinen den Hut regelrecht einzunebeln. Die hängende Manschette muss immer im Mittelpunkt unserer Betrachtung stehen: sie ist nämlich, im Gegensatz zu der des sehr giftigen Pantherpilzes, gerieft (hier nicht erkennbar).


Foto: Auch Perlpilze wie diese haben einen gerieften Ring. Wichtig für uns sind außerdem die roten oder rötlichen Anteile beim Hut. Fraß- und Druckstellen röten ebenfalls.





Foto: Dies war der einzige Flockenstielige Hexenröhrling, den Michael fand. Bei all den anderen Funden dürfte das zu verschmerzen gewesen sein.


Foto: Auch Pfifferlinge gehörten neben Fichtensteinpilzen zu Michaels diesjährigem Erstfund. Wie nahezu alle anderen gefundenen Pilzarten scheinen auch sie in einem ganz ähnlichen Wald zu wachsen, erkennbar an der Umgebung der Fruchtkörper.


Foto: Büschelige Raslinge, eigentlich Herbstpilze, wachsen sehr dicht gedrängt, teils wie gepflastert. Auf ihren ausgezeichneten Geschmack und ihre außergewöhhlich feste Konsistenz hatte ich bereits einige Male hingewiesen.


Foto: Ein gelungenes Foto von einem Kahlen Krempling. Von dieser Art sollten wir die Finger lassen. Der renommierte Pilzkundler Julius Schäffer starb 1944 nach einem Gericht eben dieser Pilze. Lange galten sie als gute Speisepilze. Da wusste man noch nicht, dass mindestens eines ihrer Gifte bei wiederholtem Verzehr zum Tod führen kann. Es wird vermutlich über Jahrzehnte in den Zellen gelagert, um irgendwann die erträgliche Dosis folgenschwer zu überschreiten.

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Die ersten winzigen Pfiffers wachsen im Schwäbisch-Fränkischen Wald


Ronny schreibt am 26. Mai 2019:

»Hallo Heinz-Wilhelm,

auf meiner gestrigen Tour im Schwäbisch-Fränkischen-Wald machte ich einen leuchtenden Fund noch ganz lütter gelb-goldener Pilzköpfchen. An einer Lichtung in der Nähe von Jungfichten entdeckte ich im Laub das leuchtende Gold des Waldes (Foto rechts). Für mich waren es dieses Jahr die ersten Pfifferlinge.

Lediglich ein Gelbstieliger Hexenröhrling und ein Zwilling vom Frauentäubling gesellten sich noch hinzu.

Allen Pilzfreunden vielen Dank für die tollen Meldungen ihrer Pilzfunde!

Liebe Grüße Ronny (Pilzfreund 71)«

(Foto © Ronny)

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Südwestlicher Schwarzwald: Beinahe in die Lorchelfalle getappt


4 Fotos: Oliver war auch an diesem Samstag wieder auf Achse. Im Visier im südwestlichen Schwarzwald hatte er Sommersteinpilze. »Leider sind sie bei uns noch nicht in Sicht«, teilt er mit. Dafür hat er einige andere Arten gefunden. Neben einigen jungen Flockis (z. B. oben links) auch Goldröhrlinge und Judasohren (rechts daneben).

Die Freude über vermeintliche Morcheln hielt nicht lange - es waren allesamt giftige Frühjahrslorcheln (Giftlorcheln), und zwar mit beinahe schwarzen Hüten (unten links). Das ist sehr selten. Hinzu kam eine gelbe Röhrlingsart, nicht ganz sicher zu identifizieren, aber wohl ein Sandröhrling (rechts daneben), wofür auch die langen Kiefern-Haarnadeln sprechen. Gegen einen auch in Frage kommenden Kornblumenröhrling spricht die gelb gebliebene Fraßstelle, die kornblumenblau färben müsste.

(4 Fotos © Oliver)

Freiburg, 25. Mai 2019

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