Kundes Pilzwaelder garantieren
das ganze Jahr hindurch guten Ertrag



Drei Pilzwaelder bilden das hauptsächliche Suchgebiet für Hans-Heinrich Kunde aus Ribnitz-Damgarten. Es liegt im Landkreis Vorpommern-Rügen zwischen Rostock und Stralsund unweit der Ostsee.

Das Ahrenshooper Holz ist ein Wald- und Naturschutzgebiet auf dem Vordarß. Entstanden ist es auf der ehemals vermoorten Seesandebene zwischen dem Altdarß und dem Schifferberg. Seit 450 Jahren ist der Waldrand unverändert geblieben.

1958 wurde der Wald unter Naturschutz gestellt, seit dem verheerenden Windwurf im Winter 1967/68 wird er forstwirtschaftlich nicht mehr genutzt.

Stieleichen, Rotbuchen, Bergahorn, Roterle, Hängebirke, Eberesche und die atlantisch verbreitete Stechpalme (Ilex aquifolium) bestimmen das Baumsortiment. Am Rand der Stechpalme entdeckt Kunde mitunter große Pilzraritäten.




Foto rechts: Der hohe Totholzanteil ist charakteristisch für das Ahrenshooper Holz und den Altheider Forst. Sie sind Pilzwälder mit einer melancholisch-morbiden Grundstimmung. Was sie nicht daran hindert, jede Menge seltener Pilze hervorzubringen.




Was er hier findet, lässt er jedoch grundsätzlich stehen. Das Ahrenshooper Holz mit seinen strengen Auflagen des Naturschutzes ist für Kunde ein reines Entdeckungsgebiet.

Als 1970 mit der künstlichen Entwässerung des umliegenden Grünlandes begonnen wurde, waren davon auch einige seiner Pilzwaelder betroffen. So wurden auch im Ahrenshooper Holz Entwässerungsgräben angelegt.

Sie ziehen Hans-Heinrich Kunde unwiderstehlich an. „Man muß die Oberkanten der Gräben nach Pilzen abschnüren. Bewuchsgrenzen und markante Linien abschnüren bringt unheimlich viel“, weiß er.

Totholz zieht ihn magisch an

Die Gräben bewirkten eine Absenkung des Grundwasserspiegels, was zahlreiche alte Bäume sterben ließ. Es ist vor allem der hohe Totholzanteil, der dem Wald bis heute eine unheimliche, ja magische Anwandlung gibt. Die basischen Bodenverhältnisse bringen Pilze hervor, die mancher Sammler sein Leben lang nicht findet.

Es sind Stockschwämmchen, Nelkenschwindling, Sommerausternseitling, Rauchgrauer Schwefelkopf, Winterrübling, Buchenschleimrübling, Totentrompete, Trompetenpfifferling, Knoblauch-Schwindling, Nadelholzhäubling, Hasenstäubling, Judasohr, Zitterbart, Klapperschwamm, Ästiger Stachelbart, um nur einige der selteneren Arten zu nennen.


Foto: Ein junger Ästiger Stachelbart hat es sich im Moos bequem gemacht. Es ist ein seltener Pilz, der in der Roten Liste in der zweithöchsten Gefährdungsstufe eingeordnet ist. (Foto © Christian Möcking)



Rund 20 Kilometer entfernt bietet sich ihm ein ähnlich geheimnisumwittertes Waldstück an. Es liegt bei Ravenhorst. Da der Ravenhorster Wald weitgehend auf Lehmboden steht, bringt er Pilze hervor, die es im weiten Umkreis nicht gibt. „Der Reichtum an Pilzarten in diesem Wald ist einzigartig“, so Kunde.



Foto links: Hans-Heinrich Kunde kniet am Rande des Ravenhorster Waldes vor einer kleinen Kolonie auffallender Pilze: Es ist der Orangefuchsige Trichterling, ein Vertreter des Spätherbstes. Die ersten dieser essbaren Pilze liegen bereits in seinem Korb. Es ist Anfang November. Bei 5 Grad und scharfem Nordostwind sucht Kunde typischerweise nur mit einem Oberhemd und Sandalen bekleidet Pilze.




„Manche Arten kommen erst wieder in 400 Kilometern Entfernung vor. Oftmals habe ich sogar den Eindruck, der Ravenhorster Wald sei aus Bayern oder Baden-Württemberg hierher verlegt worden. Denn in diesem Wald wächst, was es nach der Literatur sonst nur in Süddeutschland gibt.“

"Der Wuerzige Tellerling ist der beste deutsche Speisepilz"

Besonders im Randbereich der plötzlich auftretenden Solitäreichen lohne die Suche: „Während die Wurzelzonen der Eichen fast pilzfrei sind, tragen sie im Übergang zu den Fichtenwurzeln ungemein.“

Der Spitzenpilz hier hat einen delikaten Namen: Würziger Tellerling (Rhodocybe gemina). „Für mich ist er der wohlschmeckendste Speisepilz Deutschlands. In manchen Jahren explodiert sein Aufkommen regelrecht.“ Sein Aroma lässt Kunde schwärmen: „Der Würzige Tellerling ließe sich geschmort für einen Euro das Stück auf dem Marktplatz verkaufen.“

An weiteren Seltenheiten mangelt es nicht: der Dunkelviolette Schleierling, der Vergrabene Klumpfuß und der Sägeblättrige Klumpfuß machten ihm während seiner über 50 Jahre Pilzleidenschaft nur hier und nirgendwo anders ihre Aufwartung.


Foto: Ein Spitzenpilz, den Hans-Heinrich Kunde sogar für den geschmacklich besten in ganz Deutschland hält. Der Würzige Tellerling, hier auf dem Foto, ist eine Delikatesse. Kunde würde ihn ohne weiteres für einen Euro das Stück auf dem Markt verkaufen. (Foto © Peter Rohland)


Foto: Und hier noch eine kleine Familie vom Würzigen Tellerling. (Foto © Peter Rohland)



Unvergessliche Momente und Glücksfälle

Hans-Heinrich Kunde ist sich der Einzigartigkeit dieses Waldstückes vollauf bewusst: „Die Funde hier im Ravenhorster Wald sind unvergessliche Momente und Glücksfälle in meinem Leben als Pilzsammler.

Ich muss damit rechnen, dass der Würzige Tellerling von einem zum anderen Jahr plötzlich ausbleibt und ich in meinem Leben nicht einen einzigen mehr finden werde. Erst indem ich mir das vor Augen halte, weiß ich seinen Wert richtig zu schätzen.“

Ein bemerkenswerter Wald ist auch das Altheider Revier. Im großen und ganzen vereinigt er in sich alle Pilzgründe. Cirka alle 200 Meter, hat Kunde herausgefunden, ändert sich in diesem Wald das Pilzvorkommen. „Man geht wie von einem Zimmer ins andere. Man muss nur die Tür aufstoßen und trifft auf immer neue Arten.“

Bis zu 80 verschiedene Arten an einem Tag hat Kunde hier gefunden. Nach dem Windwurf 1995 hat er im Altheider Forst einen belegbaren Jahrhundertfund an Austernseitlingen gemacht: Zentner der bläulichen Variante hat er entdeckt, unzählige der Pilze waren groß wie Essteller.

Dank seiner fruchtbaren Pilzwälder ist Kunde in der glücklichen Lage, das ganze Jahr hindurch mit bestem Erfolg Pilze suchen zu können.

Foto: 1995 stieß Hans-Heinrich Kunde im Altheider Forst auf einen Jahrhundertfund aus Blauen Austernseitlingen. Im strömenden Regen erntete er gut 25 Kilo. "Irgendwann ist es genug", sagte er und ließ die großen Büschel stehen. Das kostbare Foto stammt aus H.-H. Kundes Privatbesitz.


Selbst die endlosen Weiden sind ein Pilzparadies

Das Große Moor bei Neuhaus macht im Jahresverlauf den Anfang seiner Pilzwaelder. Es steht wie das Ahrenshooper Holz unter Naturschutz. Dann folgt der Kiefernwald auf Sand an der Küste. Eine Woche darauf – welch präzises Uhrwerk ist doch Jahr für Jahr die Natur – kann man im Altheider Revier sammeln. Der Spätherbst ist die Zeit für den Ravenhorster Wald.

Natürlich gehören auch die endlosen Weiden entlang des Boddens zu seinen Anlaufstellen. "Boddenwösch", "Boddenwiese" nennen sie die Einheimischen. Manchmal reichen sie bis zum Horizont.

Hier hat der Wiesen-Champignon wohl für immer Abschied genommen. Seine Nachfolger sind der Rissige Ackerling und der putzige Hasenstäubling, die zweitgrößte Bovist-Art. Beide sind essbar und für Kunde begehrte Spätherbstbeute.


Foto: Es müssen nicht immer Pilzwaelder sein: Weiden, die bis zum Horizont reichen, gehören ebenfalls zum Terrain von Hans-Heinrich Kunde. Auf ihnen sucht er als letzte Spätherbstpilze Rissige Ackerlinge. Als willkommenes Zubrot findet er hier jedoch gerade Hasenstäublinge...



Und im November und Dezember gibt es noch eine willkommene Zugabe. Den Abschluss eines typischen Pilzjahres bilden nämlich keine seiner Pilzwaelder, sondern Remel, Alleen und Parks in und am Rand von Ribnitz. Hier findet er Austernseitlinge, den Winterhelmling und den Winterrübling.

An den stillen Gräben weit draußen sucht er Winterrueblinge

„Seitdem diese Stätten wieder gepflegt werden, sind Ertrag und Vielfalt hier allerdings stark zurückgegangen“, so Kunde. „Früher war es ein prächtiges Durcheinander etlicher Arten mit großem Aufkommen. In einem Fall konnte ich 39 Kilogramm ernten.“

Ein bevorzugter Pilz in dieser Jahreszeit ist der Winterrübling. Der treibt ihn noch einmal weit hinaus in die Landschaft. Mal sucht er ihn im Remel, dem Uferrandstreifen. Da kann er sich so richtig den Seewind um die Nase wehen lassen.

Und dann wiederum an den schnurgeraden, baumbestandenen Gräben weit draußen in der Wiesenlandschaft. Da kann er sich ganz in seinen Gedanken verlieren.

Die gesellige Suche im Ort beschließt das Pilzjahr

Verpflichtend aber ist stets die Suche zum Jahresabschluss mitten in Ribnitz, an den alten Weiden und Weidenstümpfen am Kloster-Bach. „De Bek“, nennen ihn die älteren Einwohner.


2 Fotos: Die Pilzwaelder sind jetzt weit entfernt. Die Runde am Ribnitzer Kloster-Bach beschließt für Hans-Heinrich Kunde das Pilzjahr. Links auf dem Bild hat er ein Büschel der vorzüglichen Winterrüblinge erwischt. Es sind dies gesellige Gänge: "Hest wedder wat funnen?" - "Hast du wieder was gefunden?" - fragen die Leute (rechts).



Während er seine Pilzwaelder meist alleine durchkämmt, hat die Suche in Ribnitz auch gesellschaftlichen Charakter. „Hest wedder wat funnen?“ fragt neugierig so mancher Passant. Dann wird sich für ein paar Minuten unterhalten, und in der Abenddämmerung leuchten die orangegelben Büschel wie ein winterliches Tischleindeckdich aus dem Korb.


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