Pilzticker Thueringen 29:
Funde vom 23.10.2016 - 29.10.2016



Pilzticker Thueringen 29




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Im Maronenschlaraffenland Nördliches Eichsfeld wachsen die Maronen wie Unkraut


Foto: »Maronen, bis der Arzt kommt« - mit diesen Worten überschreibt Heike ihre heutige Fundmeldung. Eine solche Maronenschwemme habe sie noch nie erlebt.

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Heike schreibt am 29. Oktober 2016:

»Hallo lieber Heinz-Wilhelm,

ganz erschlagen vom Tag in den Hängen melde ich mich bei Dir.

Heute früh nach der Arbeit ging es noch einmal in die Steilhänge. Mit Stracke, einer Eichsfelder Mettwurstspezialität, Brot und Isolight.

Wir stellten bald fest, dass die Steinpilze jetzt deutlich abnehmen. Jedenfalls hatte ich auf mehr gehofft. 

Die typischen Spätherbstpilze wie Violette Rötelritterlinge und Fichtenreizker werden dagegen mehr. Seit genau einer Woche wachsen sie stark. Die Rötelritterlinge stehen teilweise zu 20 bis 30 Stück auf einem Quadratmeter. Ganz stark wachsen auch Graublättrige Schwefelköpfe.

»Nicht totzukriegen«

Sehr zahlreich treten Nebelkappen, Knoblauchschwindlinge und Flaschenstäublinge auf, von den Fliegenpilzen ganz zu schweigen. Hunderte neue Köpfe stoßen durch das Erdreich. Einer ist schöner als der andere.

In wahren Massen schießen jetzt die Maronen. Sie sind nicht totzukriegen. Das habe ich so noch nicht erlebt. Normal bin ich ja dort in den Hängen die Steinpilze gewohnt und dazwischen eben mal ein paar Maronen, Rotfüßchen und Champis und ganz selten mal eine Rotkappe, dafür wiederum Massen von Ockertäublingen. Von ihnen allen aber fehlt dieses Jahr, verglichen mit 2014 und 2015, fast jede Spur.

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Ein Pferdefuttertrog im Pilzeinsatz

Ganz im Gegensatz, wie gesagt, zu den Maronenröhrlingen. Es sind ja so viele! Und es kommen immer wieder junge nach. Und das Schöne ist, dass sie zunehmend madenfrei sind. Man kann jetzt Glück mit den ganz großen haben, dass sich kein einziger Wurm in sie verirrt hat. Dieses Glück haben wir heute nicht selten gehabt.

Auffallend ist auch, dass dieses Jahr in unseren Fichten so gut wie keine Knollenblätterpilze stehen. Wir haben sie sonst jedes Jahr, in mehreren Arten. Jawohl, in den Fichten, obwohl die Literatur sie fast immer in den Laubwäldern beschreibt.

In unserer Kiepe ist oben ein Pferdefuttertrog eingehängt, zu sehen auf dem Foto hierüber. Da kommen meist die ganz kleinen Maronen rein. Darunter in der Kiepe direkt eigentlich die Steinis. Heute waren es dann eben die großen Maronen. Den Trog haben wir, wie man sieht, ein wenig für die Passform zurechtgeschnitten. : ))

Herzlichste Grüße aus dem Maronenschlaraffenland von Heike«

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Foto: Rechts die Steinpilze, links der Maronen. Unter ihnen ist die dickstielige in mittlerer Höhe halblinks zu beachten. An Nachwuchs in den Steilhängen fehlt es nicht: »Es kommen immer wieder junge nach.« (4 Fotos © Heike)

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Nördliches Eichsfeld: Die Lilastieligen, die Safranschirmlinge und die Schopftintlinge wachsen wie verrückt


Heike schreibt am 28. Oktober 2016:

»Hallo lieber Heinz-Wilhelm,

ich war heute kurz auf einen Sprung in einem Fichtenwald, an den man mit dem Auto direkt ranfahren kann.

Wie ich es erwartet hatte, gab es nicht viel: Nebelkappen*, Falsche Pfifferlinge und Graublättrige Schwefelköpfe.

Da es recht stürmisch ist, wollte ich eigentlich bald nach Hause. Ich machte dann aber doch noch einen kurzen Abstecher zur Kuhweide, um nach Champignons zu sehen. Ich fand nur vier Anischampis. Die wenigen Wiesenchampis waren bereits zu alt.

Dafür quirlen jetzt nur so die Lilastieligen Rötelritterlinge hervor. Es gibt sie bei uns noch reichlich. Ich nahm schöne für meine Nachbarn mit, sieh das Foto. Und die Safranschirmlinge* setzen schon wieder zu einem neuen Schub an. Es stehen Unmengen auf der Kuhweide.

Total verrückt ist, dass mitten im Dorf hunderte Schopftintlinge wachsen. Auf jedem kleinen Wiesenstückchen marschieren sie zu Dutzenden auf.

Über meinen gestrigen Fund freute sich im übrigen ein Freund, der unsere Computer checkt. Er bekam die Pilze heut früh pfannenfertig geschnitten. :))

Herzliche Grüße Heike«

(Foto © Heike)

* Können individuell Magen- und Darmbeschwerden auslösen

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Thüringer Kyffhäuserwald: Rainer freut sich über seine späten Wintervorräte

Rainer schreibt am 27. Oktober 2016:

»Endlich fündig geworden!

Im Thüringer Kyffhäuserwald habe ich madenfreie Steinpilze, Maronen (meine Lieblingspilze), Fichtenreizker, Rötelritterlinge und Parasole in Massen gefunden. Also doch noch einige Wintervorräte! Heike hole ich aber nicht mehr ein.

Grüße an alle von Rainer«


Nördliches Eichsfeld: Ein neuer Maronenschub und Artenreichtum ohne Ende


Heike schreibt am 27. Oktober 2016:

»Hallo lieber Heinz-Wilhelm,

nach dem Dauerregen Anfang der Woche bin ich heute ganz schnell ab in den vielbesuchten Stadtwald und im Anschluss in meinen Hauswald, wo ich dieses Jahr erstmals Sommersteinpilze und 2014 Massen an Herbsttrompeten gefunden hatte.

Im Stadtwald könnte sich ein Maronenschub anbahnen. Jedenfalls mehren sie sich. Einen Eindruck davon gibt das Foto wieder. Die Steinpilze in diesem Wald machen sich rar. Nur noch zwei standen, davon einer ein Senior. Dafür gibt es zunehmend Rötelritterlinge und Hallimasch und wieder super feine Rotfüßchen. Mit dabei sind auch Anischampis, Stockschwämmchen und Rauchblättrige Schwefelköpfe.

An Giftpilzen stehen weiterhin viele Fliegenpilze, verschiedene Knollenblätterpilze sowie Grünblättrige Schwefelköpfe.

Der Weg zu den Fichten war wieder einmal gesäumt von unzähligen Herbstlorcheln* und Giftschirmlingen.

Im Anschluss fuhr ich in meinen Hauswald, ein Laubmischwald. Er liegt fast vor der Tür. War ich vielleicht platt, was sich hier alles an Pilzen einfand! Unzählige Arten! Ich kann sie beim besten Willen nicht alle wiedergeben, so viele waren es. Essbare, ungenießbare und giftige.

Unter den Giftzwergen auch die Pantherpilze, die ja zu DDR-Zeiten die meisten Todesfälle durch Pilzverzehr gefordert hatten. Sie standen teils stark gehäuft. Auf dem Foto rechts kann man sehr gut die markante abgesetzte Knolle mit den serpentinenartig kreisenden Ringen erkennen. Man spricht in der Pilzkunde auch von »Kindersöckchen«, weil diese Knolle an unordentlich drübergezogene Kindersocken erinnert.

Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, zur sicheren Pilzbestimmung den gesamten Fruchtkörper zur Verfügung zu haben. Die Knolle des wohlschmeckenden Perlpilzes sieht nämlich ganz anders aus.

Gifthäublinge,  Grünblättrige und Ziegelröte Schwefelköpfe komplettierten die gefährlichen Vertreter.

An Speisepilzen gab es Stockschwämmchen, Stäublinge en masse, Knoblauchschwindlinge, Täublinge und eine mir unbekannte büschelig wachsende Pilzart unter Buchen. Der Wald roch stark nach Stinkmorcheln!

Herzlichst aus dem zurzeit verregeneten Eichsfeld, Heike«

(2 Fotos © Heike)

* Alle Lorchelarten werden heute nicht mehr zum Verzehr empfohlen

Lutz freut sich über gutes Pilzwachstum im Raum Gera und will nochmal los

Lutz schreibt am 26. Oktober 2016:

»Hallo,

auch in Gera und Umgebung gibt es jetzt viele Pilze.

Wir fanden in eineinhalb Stunden zahlreiche Maronen und Birkenpilze, ein paar Rotfüße, wunderschöne Steinpilze sowie einen Flockenstieligen Hexenröhrling.

Die Steinpilze, der Hexenpilz und die Birkenpilze werden getrocknet, die anderen frisch   verspeist. Wir werden bestimmt diese Woche noch mal Pilze sammeln gehen.

Mit freundlichen Grüßen Lutz K.«


Nördliches Eichsfeld: Heikes »ernüchternder« Pilzgang mit voller Kiepe und schweren Körben


Foto: »Ein ernüchternder Gang, auch wenn es für die meisten ein Traum wäre« - so überschrieb Heike ihre heutige Pilznachricht. Ernüchternd ist solch ein Maronenfund natürlich nicht. Mit »ernüchternd« meinte sie eher die unzähligen Steinpilzschnittstellen der Konkurrenz, die sie ordentlich wurmten.

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Heike schreibt am 23. Oktober 2016:

»Hallo lieber Heinz-Wilhelm,

wir sind heute früh bei 1 Grad Plus auf dem Thermometer los. Um 9 Uhr waren wir im Wald. Es tropfte nur so von den Bäumen. Der Nebel stand im Wald. Richtig gruselig war es. Wir hatten in den letzten drei Tagen 40 Liter Regen abbekommen. Konnte die Menge nicht schon Ende  August fallen?

Der Gang war, gemessen an meinen Erwartungen, ernüchternd. Das lag vor allem daran, dass wir sehr viele, zu viele Schnittstellen vom Vortag, also vom Samstag, vorfanden. Der Samstag war eiskalt, aber regenfrei gewesen, und das hatte ganz offensichtlich viel Konkurrenz in den Wald gelockt.

Ich konnte viele Schnittstellen, die seit meinem letzten Gang am Donnerstag bis heute entstanden und definitiv nicht von mir waren, identifizieren. Das ist wohl das Los der Sonntagssammler :). Wir haben so viele Menschen im Wald getroffen oder gesehen. Jeder sagt, es sei vorbei, weil zu kalt.


Foto: Der lange Lulatsch von Steinpilz scheint auf seine kleinen Artgenossen fast mitleidig herabzublicken.

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Sie hatten wenig in den Körben. Und sie sagten fast alle, sie würden ausschließlich Steinpilze sammeln. Die Körbe aber erzählten anderes. Es lagen nämlich hauptsächlich Rotfüße, wenige Maronen und nur ganz wenige kleine Steinpilze drin. Ich dachte mir meinen Teil.

Ich selbst wollte heute eigentlich nur Steinis sammeln, keine Maronen, weil ich die am Donnerstag in Hülle und Fülle gefunden hatte. Doch es blieb beim Vorsatz, weil die erhofften Steinpilze relativ wenig, die Maronen aber unzählig waren. Vermutlich lag das an den kalten Nächten, in denen die Temperatur auf nur 2 und zuletzt sogar auf nur 1 Grad gesunken war. Die nächsten Tage soll es ja wieder ein wenig wärmer werden.

Ich werde diese Woche ebene Wälder abgehen und erst am Samstag noch einmal in die Steilhänge. Die schaffe ich aus Zeitmangel unter der Woche nicht, zumal es immer früher dunkel wird. Meine Birkenporlinge hole ich mir erst im November. Sie sind noch klein dieses Jahr.


2 Fotos: Der Weg zu den Steilhängen ist nicht ohne. Heikes Mann trägt eine Kiepe auf dem Rücken. Die »Kraxn«, wie man in Bayern sagt, war früher, als Pilze noch ein (über-)lebenswichtiger Wintervorrat waren, ein oft gesehenes Behältnis der Pilzsammler. Die Fliegenpilze (rechts), die es dieses Jahr fast überall im Überfluss gibt, dürften allerdings kaum ein Plätzchen in der Kiepe finden. Sie ist für Steinpilze, Maronen und Co. reserviert.

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Nun noch eine Aufzählung der anderen Pilzarten, die wir gesehen haben: Lila Schleierlinge, Krause Glucken, Ockertäublinge, Frauentäublinge, Falsche Pfifferlinge zu tausenden, ganz ähnlich die Unmengen Pfefferröhrlinge, teils sagenhaft groß und fast verwechselbar mit Maronen, Champignons über Champignons, ähnlich die schlagartig kommenden Grünspanträuschlinge, zunehmend Ritterlinge, Fliegenpilze allüberall, erstmals Hallimasch, Knollenblätterpilze, Kahle Kremplinge tausendfach, darunter auch viele Samtfußkremplinge, Ziegelrote Schwefelköpfe, Lila Lacktrichterlinge, die ersten Milchlinge, viele Helmlinge und Schnecklinge; alles wird immer mehr.

Als Wegzehrung, auch das sei noch angemerkt, hatten wir unsere herrliche Stracke dabei, eine Eichsfelder Hartwurstspezialität, zu der es frisches Bäckerbrot gab. Yammi, das hat  gemundet. :))

Pitschnass und schön durchgefroren zu Hause angekommen, gab es erst einmal einen Grog. Der war auch nötig.:)) .

Herzlichste Grüße wünscht Heike aus dem Eichsfeld«

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Foto: Eine Parade der Steinpilzhüte zeigt uns dieses Bild. Wenn man sie so daliegen sieht, möchte man sie am liebsten wie Schnitzel ausbacken. (5 Fotos © Heike)

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