Leserbrief von Pilzfreund Heiko vom 6. Mai 2023 zu »Lebensansprüche von Spitzmorcheln« von Thomas vom 4. Mai 2023
"Guten Tag Heinz-Wilhelm,
wir kennen uns ja auch schon bald 10 Jahre über Deine Seite und deren Einträge, daher hoffe ich, dass meine Anmerkungen nicht fehl am Platze sind.
Wenn ich andere Pilzforen durchforste, geht mir das Gequacksalber von vermeintlichen Pilzgöttern bis zur Mikrobiologie von Pilzfunden richtig auf den Zeiger und ich drücke diese Seiten weg. Das interessiert nämlich nur die Profis - aber sonst eben niemanden!
Deine Website passion-pilze-sammeln.com ist keine Seite für Profis und eigentlich in seiner Art und Zielgruppe bislang einzigartig: das Gros der Menschen (und zur Hochsaison sind das ja mal schnell einige zigtausend) möchte mit schönen Bildern unterfüttert schnell und bündig wissen, ob sich ein Waldgang in die Pilze in ihrer Region lohnt oder auch nicht! Nicht mehr - nicht weniger!
Und das kann auch die vermeintlich moderne Welt aus YouTube, Instagram, Facebook etc. bis heute nicht ersetzen.
Ich habe nach einem Jahr Instagram mittlerweile fast 1.000 Follower mit meinen Bildern und Funden, aber der wirkliche Gradmesser im deutschsprachigen Raum zum Thema „Geht es in meiner Region jetzt endlich los? ….“ ist doch für alle - ob sie es zugeben wollen oder nicht - der Pilzticker!
Bitte lass Dir von Thomas - sein riesiges Wissen ist unbestritten - nicht gefallen, dass sich die wahre Einzigartigkeit dieser Zielgruppe von Deiner Seite entfernt und eben abschaltet.
Niemand möchte die Ausführungen in dieser Tiefe lesen, niemand diese elendigen Diskussionen über Falsch und Richtig, über Wissen und Nicht-Wissen.
Ich finde es durchaus gut, wenn er auf Punkte, wie schützenswerte Pilze, (Märzschnecklinge, Schwarzhütige Steinpilze etc.) oder Sammelbeschränkungen hinweist, aber mittlerweile wird es ja zu seiner Home Story und wir kennen seine Körpergröße und seinen Lebensalltag. Alles eben bitte in Maßen…
Ich weiß, dass ich hier ggfs. etwas übertreibe, aber die quälende Spitzmorchel-Diskussion von gestern setzt dem Ganzen die Krone auf und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sich diesen Roman der Rechthaberei und Besserwisserei auch nur ein Leser Deiner Seite von vorne bis hinten reingezogen hat!
Ich glaube nicht, dass Du einen Thomas in dieser Ausprägung nötig hast, um weiter erfolgreich Leserschaft für Deine Seite halten oder gewinnen zu können.
Er sollte einfach mal zwei Gänge rausnehmen und es auf seine Pilzberichte beschränken, die ja unbestritten vielfältig und interessant sein können und sowieso vermutlich im Tagesrhythmus bei Dir eingehen.
Dein Pilzfreund Heiko"
6. Mai 2023
Thomas vom Pilzticker BaWue schreibt am 4. Mai 2023:
"Hallo Heinz-Wilhelm,
nach Stefans zweitem Bericht mit Fotos vom 3. Mai 2023 passt mein Gegenbeweis nochmal umso mehr.
Stefans Theorie würde ich gerne noch um ein paar wertvolle und hilfreiche Sätze bereichern und auch nochmal meinen Beitrag vom 19. April 2022 mit in den Ring werfen, in dem ich das mit den Morcheln unter dem Vlies ja auch schon an einem reinen Kiesbeet beschrieben hatte und auch erklärt habe, warum es die Morcheln (das Myzel) so an die Randsteine zieht und warum sie manchmal massenweise auch mitten im Mulch wachsen.
Ich möchte aber auch nochmal bekräftigen, dass der wichtigste Faktor für das Wachstum der Morcheln die Bodenverhältnisse sind, in dem sich das Myzel zunächst auch entwickelt und nicht der Mulch an sich.
Der Mulch sorgt anfangs für die Sporen, für leicht saure Verhältnisse im oberen Bereich des Bodens und beim Vergehen bildet sich Humus. Der pH-Wert des Mulches steigt hierbei nach und nach wieder etwas an und der pH-Wert der oberen Bodenschicht geht leicht ins Saure, was sich jedoch wieder von selbst reguliert.
Beim Zersetzungsprozess des Mulches wird ein bestimmter Zucker aus der Rinde gelöst, den die Morcheln zum Wachsen benötigen. Dabei kann es im Boden auch durchaus zu einem Mangel an Stickstoff kommen, da sich die Kleinstlebewesen viel davon als Energie nehmen. Jura oder andere Kalkstein-Findlinge, Zierkies, aber auch Rand-, oder Pflanz- und Pflastersteine aus Beton enthalten vielfach Kalk, der ebenso wichtig für die Morchel ist und von dem er selbstverständlich auch bei jedem Regen etwas freisetzt.
Spitzmorcheln lieben ein gestörtes Milieu
Dann fehlt nur noch ausreichend Feuchtigkeit, Wärme und das Material zum Zersetzen. Und das muss nicht mal unbedingt der Mulch sein. Die Spitzmorcheln wachsen dort am liebsten, wo saure und basische Bodenverhältnisse herrschen, also wo sie ein gestörtes Milieu vorfinden. Und das kann eben auch der Randbereich eines Mulchbeetes sein. Egal ob sich dort Randsteine befinden oder eventuell auch eine Rasen-Neuanlage mit frischem kalkhaltigem Mutterboden.
Ich sammle schon seit zig Jahren Rindenmulchmorcheln und habe dabei mehrere hundert verschiedene Beete und Gärten besammelt und auch beobachtet. Beete mit und ohne Vlies, Beete mit und ohne Mulch, alte Gärten, neu mit Mutterboden angelegte Gärten, um Sandkästen, Gabionen, aber auch um einbetonierte Schaukelgestelle herum.
Es muss nicht immer Rindenmulch mit im Spiel sein, wichtig sind die richtigen Bodenverhältnisse. Und dafür kann eben auch ein Randstein oder ein Betonfundament, aber auch der Rindenmulch sorgen. Es geht aber auch ohne all das, wenn nur die richtigen Bedingungen vorhanden sind.
Eine Beobachtung an lediglich zwei gegensätzlichen Mulchbeeten hat nichts mit einer Langzeitstudie zu tun.
Ich habe schon so oft in Rindenmulchbeeten gesammelt, wo auf die Verwendung eines Unkrautvlieses verzichtet wurde. Massenhaft und mitten im Mulch, wuchsen sie ausschließlich nur im ersten Jahr nach dem Ausbringen des Mulches und auch nur dort, wo der Boden ausreichend mit Kalk versorgt ist, wie zum Beispiel in Kalkregionen (Muschelkalk, Jura, Löss, Mergel, Auenboden usw.).
Spitzmorcheln mögen Kalk, Feuchtigkeit und Wärme
Aber auch bei Neuanlagen mit einer gut zwanzig Zentimeter hohen Schicht Mutterboden kommt das massenhafte Wachstum nicht selten vor. Dennoch müssen auch die Wetterbedingungen optimal für die Morcheln passen. Wenn das alles nicht der Fall war, zogen sie auch ohne das Vlies die Nähe von kalkhaltigem, feuchtigkeit- und wärmespeicherndem Material vor. Besonders aber im zweiten Jahr nach dem Ausbringen des Mulches.
Jeder, der schon mal einen tiefsitzenden Randstein wieder aus der Erde gegraben hat, wird bestätigen können, dass dieser im unteren Bereich viel feuchter war als die Erde, in der er sich befand.
Im Gegensatz hierzu habe ich in den Löss, Auen- und Muschelkalk-Gebieten auch schon Mulchbeete mit dickem, qualitativ hochwertigem Unkrautvlies besammelt, wo sich das Myzel durch das Vlies in die Humusschicht des Mulches gearbeitet hatte, so dass man es schon gar nicht mehr vom Erdboden lösen konnte. Die Spitzmorcheln wuchsen hier überall und in großen Mengen.
Aber auch in solchen Beeten verlegt sich die Fruktifikation im zweiten Jahr mehr und mehr an die Randbereiche, weil dort eben die (Rand-) Bedingungen auch im zweiten Jahr noch gegeben waren.
Wenn der Boden etwas verdichtet ist und leicht zu Staunässe neigt, das Vlies nicht durchlässig genug ist, Lufteinschlüsse zwischen Vlies und Erdboden vorhanden sind und die Mulchschicht sehr dünn aufgetragen wurde, so dass kaum Humus gebildet wurde und somit der Bereich unter dem Vlies immer etwas feuchter ist, werden die Morcheln auch vermehrt darunter wachsen (wollen). Also immer dort, wo die Bedingungen und Bodenverhältnisse am besten zusagen.
Die ersten Spitzmorcheln erscheinen im Randbereich des Mulchbeetes
Ein aktuelles Beispiel befindet sich gerade im Garten einer befreundeten Familie, die sich vor zwei Jahren ein renovierungsbedürftiges Haus gekauft hatten. Im letzten Jahr wurden hier mehrere Kubikmeter Mutterboden im neu angelegten Garten verteilt. Um das Haus herum wurde aufgegraben, Noppenfolie angebracht und eine Drainage mit Rheinkies eingeschüttet.
Das Gleiche wurde auch um ein kleines Gartenhäuschen gemacht. Ebenso wurde im Spätjahr ein eineinhalb Meter breiter Rindenmulchstreifen (ohne Unkrautvlies) angelegt und eine neue Terrasse mit Betonplatten errichtet. Dann wurde der Rasen neu eingesät. Im Vorgarten wurde ebenfalls ein Mulchbeet angelegt, hier aber mit Unkrautvlies darunter und mit einigen Kalkstein-Findlingen verziert. Ganz so, wie ich es ihnen (zur Spitzmorchelzucht) geraten hatte.
Vor knapp drei Wochen erschienen im Hauptgarten die ersten wenigen Spitzmorcheln im Randbereich des Mulchbeetes. Im Vorgarten aber mitten im Mulch um die Findlinge herum. Mittlerweile wachsen die Spitzmorcheln im hinteren Bereich des Grundstücks vereinzelt mitten im Rasen, im Randbereich der Drainage um das Haus und Gartenhaus herum, entlang der Terrasse. Sogar hinter der Noppenfolie an der Hausfassade drücken sich welche durch. Im Vorgarten wachsen sie weiterhin mitten im Mulch.
Wenn der wärme- und feuchtigkeitspeichernde und kalkhaltige Stein (Beton) null Einfluss auf das Wachstum der Morcheln hätte, warum findet man wild wachsende Spitzmorcheln dann auch gerne an geschotterten Waldwegen, an Straßenrändern (auch Asphalt ist kalkhaltig), still gelegten Bahngleisen und im alpinen Bereich auch auf kalkhaltigem, steinigem und felsigem Untergrund?
Anbei sende ich noch einige Fotos mit zusätzlichen Beispielen, die Stefans Beobachtungen komplett auf den Kopf stellen. Hierzu ist auch noch zu erwähnen, dass bei allen Beeten der Mulch im jeweiligen Vorjahr ausgebracht wurde.
Viel Humusbildung fördert Morchelwachstum
Bei den Mulchbeeten auf den ersten 6 Fotos wurde auf ein Unkrautvlies verzichtet und dennoch erschienen die Fruchtkörper anfangs ausschließlich nur im Randbereich in Betonnähe, weil die Mulchschicht nur flach war, allenfalls nur knapp vier Zentimeter betrug. Somit wurde also kaum Humus gebildet. Im späteren Verlauf wuchsen sie dann auch nur ganz vereinzelt inmitten des Beetes. Also nichts mit massenhaft ohne Vlies, weil der wichtige Humus gefehlt hat, der Boden nicht kalkhaltig genug war und die Randbereiche nunmal die besseren Bedingungen darboten.
(Lebensansprueche von Spitzmorcheln)
Die nächsten 5 Fotos zeigen ein Mulchbeet in der Muschelkalk-Region, bei dem sogar eine dicke grüne Kunststoffgewebeplane als Unkraut-Stop zum Einsatz kam. Dafür wurde aber nicht an Mulch gespart: Stellenweise war die Schicht gute acht bis zehn und auch mal 15 Zentimeter stark. Also auch genügend Humus für die Morcheln.
Und hier standen die Spitzmorcheln zu Beginn auch erst in der Nähe von kalkhaltigen Steinen, die durch die Sonne wärmer waren als das Umfeld und unter denen sich eine gewisse Feuchtigkeit länger halten konnte. Als dann die Temperaturen stiegen und auch der Regen mehr wurde, explodierte das Ganze dermaßen, dass es kaum noch eine Stelle gab, wo keine Morchel wuchs.
Es ließen sich nun auch Speisemorcheln finden und die Spitzmorcheln wuchsen aus jeder kleinen Ritze heraus. Selbst fernab des Mulchbeetes, nämlich beim Nachbarn auf der anderen Straßenseite, wuchsen sie auf dem Gehweg zwischen den Pflastersteinen heraus. Also massenhaft, und das sogar trotz Unkraut-Stop!
(Lebensansprueche von Spitzmorcheln)
Auch wir hier in der Rheinebene haben bei uns zuhause im Garten (Lehmboden) einen Rindenmulchstreifen ohne Unkrautvlies, dem wir seit nunmehr fünfzehn Jahren regelmäßig im Herbst eine ordentliche frische Schicht Rindenmulch gönnen. Und unsere Erfolgsquote mit eigenen Morcheln liegt bei gut 70 Prozent.
Zusätzliche Kalkgaben
Allerdings ist der Boden hier in den Gärten schon weitestgehend entkalkt, weshalb ich verschiedene natürliche Kalkquellen im Mulch verteilt habe. Ab und an zeigt sich dann auch hier mal die ein oder andere Speisemorchel (nächstes Foto). Aber die Spitzmorcheln wachsen ausschließlich immer nur in der Nähe der Steine oder auch mal im Rasen und in Nachbars Garten, gut sechs Meter vom Mulchbeet entfernt, um ein Kräuter-Hochbeet herum, das aus Pflanzringen aus Beton besteht.
(Lebensansprueche von Spitzmorcheln)
Auch auf unserem Campingplatz, ein Gelände mit viel Sand, verwenden wir kein Unkrautvlies für unser Mulchbeet. Und auch dort erscheinen die Morcheln nie mitten im Mulch, sondern auch nur an den Randbereichen oder dort, wo wir Trittsteine aus Beton hingelegt haben.
Aufgrund dieser jahrelangen Erfahrungen und Beobachtungen mache ich auch keinerlei Unterschied zwischen wild wachsenden Spitzmorcheln und den sogenannten Rindenmulchmorcheln, weil wir mit der richtigen Anlage unserer Gärten, wenn auch nur für kurze Zeit, den Spitzmorcheln eine optimale Umgebung schaffen können. Und mit viel Glück auch den Speisemorcheln.
Nun, wo ich auch mal einige Fotos von Stefan zu Gesicht bekomme, bestätigt das nochmal meine Beobachtungen:
Der Boden darunter ist sehr uneben (Lufteinschlüsse zwischen Erde und Vlies), mit hoher Wahrscheinlichkeit auch kalkreich, das Vlies hochwertig und die Mulchschicht kaum höher als vier Zentimeter (fehlender Humus). Somit also optimale Bedingungen unter dem Vlies, was sich aber mit einem eingeebnetem Boden, einer höheren Mulchschicht und einigen natürlichen Kalkquellen auf dem Mulch durchaus auch nach oben verlegen lässt.
Abschließend möchte ich auch zu dem Thema Robinie im Rindenmulch noch eine Kleinigkeit sagen. Warum sollten die Gifte der Robinie, falls sie sich überhaupt im Rindenmulch von Nadelhölzern befindet, beim Auswaschen des Regens einen großen Bogen um das darunter befindliche Morchelmyzel machen?
Zudem sei gesagt: Die Morchel ist, wie auch die meisten Teile der Robinie, in rohem Zustand stark giftig, aber bei beiden sind die Gifte hitzeinstabil und werden bei ausreichender Erhitzung beseitigt, beziehungsweise denaturiert. Die Morchel ist in rohem Zustand also auch ohne das Zutun der Robinie stark giftig.
Viele liebe Grüße Thomas"
(12 Fotos © Thomas)
(Lebensansprueche von Spitzmorcheln)
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