Über Jahrhunderte war die Beschäftigung mit der Heilkraft der Pilze geschlossenen Zirkeln vorbehalten. Sie war die Domäne weniger Gelehrter in weltlichen Studierstuben oder, was häufiger der Fall war, in Klöstern.
Der Weg von verschwommenen, mythischen Vorstellungen hin zu den heutigen Pilzkenntnissen war lang und mühsam.
In meinem Kapitel „Ein Pilzwald, wie verzaubert: Totholz, Tümpel, Poggenstöhle“ beschreibe ich unter der Zwischenüberschrift „Pilze als Ausdruck der geheimnisumwitterten Landschaft“, wie sehr die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern und in Hinterpommern (heute Polen) noch bis 1945 einer Vorstellung von Pilzen nachhingen, die in Richtung Magie, Hexerei und Hellseherei ging.
Bild rechts: Adam Lonitzer (*1528 - †1586) war einer der ersten Deutschen, der in seinem "Kreüterbuch" Pflanzen und Pilze unter medizinisch-pharmazeutischem Aspekt beschrieb (Porträt gemeinfrei).
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Gewiss, da
gab es im 16. Jahrhundert die Kräuterbücher des Arztes und Botanikers
Hieronymus Bock (1498 - 1554) und des Naturforschers, Arztes und
Botanikers Adam Lonitzer. Zu manchem Pilz gab Lonitzer
Hinweise für die gesundheitliche Anwendung. Im Gegensatz aber zu der
volkstümlichen Naturheiltherapie mit Pilzen in China fand eine
verbreitete Praxis in Mitteleuropa nie statt.
Abbildung: Eine wunderbare Hommage an die Botanik sowie an die Heilkraft von Pflanzen ist das Titelbild des "Kreüterbuchs" von Lonitzer. Es ist ungemein kunstsinnig und gibt die Verehrung wider, die die abgebildeten Personen heilkräftigen Gewächsen entgegenbringen (Abbildung gemeinfrei).
Wer nun gedacht hätte, das Zeitalter der Aufklärung (Schwerpunkt etwa 1750 bis 1780) hätte die Pilze mitsamt ihren wirksamen Heilkräften gesellschaftsfähiger gemacht, der irrt. Die Aufklärung, also grob gesagt die Abkehr vom Aberglauben, bewirkte das genaue Gegenteil. In der naturwissenschaftlichen Forschung wurde nun die objektive Messbarkeit, d. h. nachmessbare Beweisführung, zum Königsprinzip erhoben.
Wie
aber die Wirk- und
Heilstoffe von Pilzen messen? Dazu fehlte es schon im Ansatz an
geeigneter Labortechnik. So waren die Pilze als Forschungssujet aus dem
Rennen. Lediglich einige
Außenseiter beschäftigten sich – mit der Methode beschreibender
Lehraufsätze –
mit ihnen; im Großen und Ganzen gerieten sie mehr als zuvor in den
Winkel von
Magie und Spökenkiekerei.Wenn nicht gänzlich in Vergessenheit.
Foto rechts: Professor Jan Ivan Lelley (Krefeld), ein ungarisch-deutscher Mykologe, mit einem Buch über Vitalpilze. Lelley erfand das Schlagwort "Mykotherapie", das heute in aller Munde ist. Mehr zu Lelley weiter unten (Foto
© Jatile).
Erst ab den 1970er Jahren gerieten ihre Inhaltsstoffe zunehmend ins Blickfeld der Wissenschaft. Die Biochemiker Timm und Heidrun Anke vom Institut für Biotechnologie und Wirkstoff-Forschung e.V. (IBWF) an der Universität Kaiserslautern untersuchten Pilze auf Wirkstoffe, die bald darauf in der Medizin und im Pflanzenschutz Verwendung fanden.
Für den Bereich der Medizin sei hier der Gemeine Schwarzborstling (Pseudoplectania nigrella) erwähnt. Wissenschaftler isolierten aus diesem unscheinbaren Frühlingspilz den Wirkstoff Plectasin. Möglicherweise beginnt er schon bald seinen Siegeszug durch Kliniken und Krankenhäuser.
Plectasin wirkt 200mal stärker antibiotisch als das derzeit stärkste Antibiotikum auf dem Weltmarkt. Seine chemische Formel liegt abseits der traditionellen Antibiotika; gegen Plectasin sind bislang noch keine Resistenzbildungen aufgetreten. Das Mittel wird derzeit von einem französischen Pharmakonzern erprobt. Es wird als Stoff mit hohem therapeutischem Potential eingestuft.
Es ist vor allem das Verdienst des hoch dekorierten Mykologen Prof. Jan Ivan Lelley (Krefeld), dass die Pilze und ihre Heilkräfte ab der Jahrtausendwende einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurden. Seit den 70er Jahren forscht er zum Thema "Heilkraft der Pilze". Sein Buch "Die Heilkraft der Pilze" erschien in erster Auflage 1997; 2008 kam die vierte Auflage heraus, ergänzt durch den schönen Untertitel: "Wer Pilze isst, lebt länger".
Lelleys (publizistische) Arbeit darf als bahnbrechend für die deutsche Pilzheilkunde bezeichnet werden.
Ein weiteres Buch trug dem neuen, starken Trend Rechnung: das ausgezeichnete "Taschenlexikon der Pilze Deutschlands" von Jürgen Guthmann, Christoph Hahn und Rainer Reichel erschien 2011 bei Quelle & Meyer. Es ist das erste deutschsprachige Alltagspilzbuch, das Pilze auch mit ihren Wirkstoffen und ihrem Heilpotential vorstellt. Ein Buch auf sehr hohem Niveau, eine bewunderungswürdige Fleißarbeit!
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Trockene Wälder, wochenlang kaum oder gar keine Pilze... Das muss nicht sein! Mit der vorzüglichen Pilzbrut von Hawlik hat das ein Ende. Wie wäre es zum Beispiel mit köstlichen Limonenpilzen?
Ausgefallene Pilzgerichte wie Kaffee mit Reishi, Steinpilze im Kichererbsen- und Kartoffelpürree, Sammel- und Gesundheitstipps und vieles mehr: Hier geht's zum genussvollen Stöbern in Wohlrabs Pilzreich
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