Mit »Heilende Pilze. Die wichtigsten Arten der Welt im Porträt« legt Jürgen Guthmann ein mächtiges Nachschlagewerk vor. 422 Seiten mit 250 Fotos und viel, viel neues Wissen weist das 22,5 x 3 x 28,6 Zentimeter große und 1,9 Kilo wiegende Schwergewicht auf. 150 Großpilzarten, davon die 40 wichtigsten in Porträts mit bis zu 20 Seiten (Spitzkegeliger Kahlkopf)* pro Pilzart, werden vorgestellt. Das Buch geht an Umfang und Inhalt weit über alle bisherigen Bücher zum Thema Vital- bzw. Heilpilze hinaus.
* Inklusive weiterer psilocybinhaltiger Kahlkopfarten
Inzwischen ist eine 3. Auflage mit leicht verändertem Titel erschienen:
Jürgen Guthmann (Foto links) ist Diplom-Ingenieur für Technische Chemie. Viele Jahre arbeitete er als Laboringenieur an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Seit langem beschäftigt er sich intensiv mit Lebensmittelchemie, Ernährung und Gesundheitsfragen. Seine Fachgebiete sind Heilpflanzen und Pilze, deren Wirkungen und Inhaltsstoffe. Er ist Herausgeber des Vitalpilzratgebers www.vitalpilzratgeber.de und Autor weiterer Bücher zum Thema »Essbare Wildpflanzen« und Pilze. |
Der Einführungsteil
Der 39 Seiten lange Einführungsteil enthält eine wichtige Botschaft: Vital- oder Heilpilze sind kein Allheilmittel gegen Krankheiten! Sie allein können keine Gesundheit garantieren, dazu ist eine verantwortungsbewusste Lebensführung notwendig, die weitere Aspekte wie Ernährung, Bewegung, Schlaf, geistiges Training und soziale Anteilnahme etc. umfasst.
Auch sind Heilpilze keine Wunderwaffe gegen den Krebs. Es gibt viele Krebsarten, die ganz unterschiedliche Therapien benötigen, wobei ausgewählte Pilzarten unterstützend wirken können. Dies ist nach bisherigem Wissensstand die Kernerkenntnis: Heil- oder Vitalpilze können Krankheiten dämpfen, im Idealfall wohl auch beseitigen, vor allem aber wirken sie bei den unerwünschten Folgen von Behandlungsmethoden wie z. B. der Chemotherapie spürbar lindernd.
Auch Guthmanns Rat, gesundheitlich wertvolle Pilze wie die gut erhältlichen Shiitake, Enoki (Samtfußrüblinge) oder Austernpilze regelmäßig mit auf den Speiseplan zu nehmen, ist positiv zu bewerten. Solche vorbeugenden Maßnahmen helfen nicht nur, Krankheiten zu verhindern, sondern sind zweifellos eine geschmackliche Bereicherung unseres Essens.
Unter diesen Ansätzen ist das Buch »Heilende Pilze« zu verstehen.
Der Einführungsteil des Buches (Foto links die Einbandrückseite) geht alsbald über in die speziellen Inhaltsstoffe der Pilze. Hier bekommen wir es mit Fachbegriffen wir Terpene, Sterole, Tetra- und Pentazyklischen Triterpenen, Polyphenolen und weiteren zu tun.
Zahlreiche chemische Formel- bzw. Strichabbildungen zeigen
auf den ersten Blick: hier geht es tief in chemisches Spezialwissen
hinein. Den durchschnittlichen Pilzfreund dürfte diese schwere Kost
schnell ermüden. Wir sollten uns dadurch nicht einschüchtern lassen.
Denn auch ohne Formelkenntnis werden wir reichlich süßen Honig aus dem kolossalen Werk saugen können.
Das erfahren wir gleich im Anschluss, wo wir eine knapp zwei Seiten umfassende Tabelle (Indikationsliste) vorfinden, die uns zeigt, welche der 15 gebräuchlichsten Pilzarten sich gegen welche Krankheit zum Einsatz eignen. Sehr verbraucherfreundlich, ausgesprochen wertvoll für den Alltagsgebrauch!
Hauptteil mit 40 ausführlichen Heilpilz-Porträts
Überrascht wird mancher Pilzfreund feststellen, dass ganz gewöhnliche Alltagspilze als heilende Pilze eingeordnet werden. Wer von uns wusste schon, dass etwa der Pfifferling zur Gesundung der Schleimhäute beiträgt, Erkrankungen der Augen entgegenwirkt, eine vorzügliche Quelle für Vitamin A und D ist oder sich zur Behandlung von Eingeweidewürmern eignet.
Oder nehmen wir den Steinpilz: Als Radikalenfänger wirkt er antioxidativ und hemmend für Tumorwachstum; er lindert Entzündungen, beugt Krämpfen, Muskelverspannungen und Rückenschmerzen vor und ist ein kleiner Meister beim Abbau von Beschwerden an Knochen, Sehnen und Gelenken. Wie er überhaupt und ganz allgemein die Gesundheit fördert.
Wie auch der Schafporling im Verdacht steht, krebshemmend, antibakteriell, cholesterinsenkend und entzündungshemmend zu sein. Und der Honiggelbe Hallimasch stellt sich zu unserem Erstaunen als Hemmer von Altersbeschwerden und Tinnitus sowie als durchblutungs- und schlaffördernd vor.
Andersherum können wir verblüfft lernen, dass das α-Amanitin des hoch giftigen Grünen Knollenblätterpilzes in sorgsam abgestimmter homöopathischer Dosis ein Bekämpfer einiger Krebsarten ist. Auch andere Giftpilze, um die wir in der Regel einen Bogen machen, verfügen über heilende Wirkstoffe, wie der Fliegenpilz oder der Spitzkegelige Kahlkopf. Letzterem widmet Guthmann - inklusive einiger psilocybinhaltiger Gattungsgenossen - sage und schreibe 20 volle Seiten!
Musterbeispiel: Der Schopftintling
Ein vergleichsweise kurzes Kapitel, nämlich fünf Seiten, bucht der Schopftintling (siehe Foto rechts). Dieser oftmals unterschätzte Leckerbissen wirkt als heilender Pilz deutlich blutzuckersenkend bei Diabetes Typ I u. II, antioxidativ, tumorwachstumshemmend (Brust und Prostata), entzündungshemmend und antibakteriell. Er bekämpft Hämorrhoiden und stabilisiert das Immunsystem. Welch eine Heilpalette für einen Pilz, den wir nicht selten vor der Haustüre finden können.
Am Beispiel des Schopftintlings soll kurz die konzeptionelle Vorgehensweise von Jürgen Guthmann bei der Präsentation der 40 bedeutendsten Vitalpilze vorgestellt werden.
Zwei charakteristische Fotos eröffnen das Porträt. Anschließend werden folgende Unterkapitel aufgeführt:
Interessantes zu diesem Pilz erfahren wir im Abschnitt »Geschichte«: Hiernach gibt es derzeit Bemühungen, sporenfreie Stämme des Schopftintlings zu züchten, da die Sporen eine Schlüsselrolle bei der raschen Selbstzersetzung des Pilzes spielen. Sollte die Zucht sporenfreier Schopftintlinge gelingen, dürfte der Einführung als Markt- und Handelspilz nichts mehr im Wege stehen.
In unbekannte Tiefen geht es durchweg in den Kapiteln Wissenswertes und Geschichte. Hier trägt Guthmann einen schier unerschöpflichen Fundus an für den deutschsprachigen Raum großenteils bislang unbekannten Informationen zusammen.
Der Quellenapparat des Werkes von A wie
Abadulla (S. 361) bis Z wie Zyryanova (S. 397) will beim Durchblättern
kein Ende nehmen und spiegelt eine enorme Fleißarbeit wider. Prof. Ulrike Lindequist von der Ernst-Moritz-Arndt-Universität in Greifswald:
»Völlig neu und verdienstvoll ist die gründliche Auswertung der Originalliteratur. Die etwa 1600 Literaturzitate erlauben dem interessierten Leser den Rückgriff auf die Originalliteratur und dürften auch für die weitere Forschung auf dem Gebiet der »Heilpilze« viele Anregungen geben.«
Darüber hinaus führte Guthmann für »Heilende Pilze« zahllose, teils kontinentübergreifende Telefonate mit Experten sowie umfangreichen Schriftverkehr.
Fazit
So ist »Heilende Pilze« ein bislang nicht gesehenes einzigartiges Nachschlagewerk für jeden, der sich mit Heilpilzen beschäftigt, ob Wissenschaftler, Arzt, mykotherapeutischer Heilpraktiker, Händler von Heilpilzen oder interessierter Pilz- und Naturfreund.
Dass man dem Buch an so manchem orthograpischen Fehler nach langer Entstehungszeit den Zeitdruck anmerkt, dem das Lektorat zum Redaktionsschluss hin offenbar ausgesetzt war, ist ein wenig schade, kann aber den grandiosen Gesamteindruck nicht schmälern. Alles andere als die
Note 1*
(Eins mit Sternchen)
wäre eine Respektlosigkeit gegenüber der brillanten fachlichen Leistung
und dem immensen Fleiß, die Jürgen Guthmann für sein Lebenswerk 15
Jahre lang in die Waagschale geworfen hat.
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Trockene Wälder, wochenlang kaum oder gar keine Pilze... Das muss nicht sein! Mit der vorzüglichen Pilzbrut von Hawlik hat das ein Ende. Wie wäre es zum Beispiel mit köstlichen Limonenpilzen?
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