Heikes Wildgeschichten: Eine handwerkliche
und kulinarische Leidenschaft fürs Leben



Heikes Wildgeschichten

Sehr lesenswert!


Von Heike G.

»Es gab Jahre, da habe ich dafür gesorgt, dass ausschließlich Wild aus heimischem Forst und Hühner und Kaninchen aus eigener Haltung bei uns auf den Tisch kamen.

Ich bin ein großer Fleischliebhaber. Am allerliebsten esse ich Steaks medium rare. Gefolgt von Fleischspießen vom Grill. Das mache ich auch mit Wild.

Die Sache mit dem Wild entsprang vor vielen, vielen Jahren, als mein Vater mir ein halbes Reh und ein halbes Schwein versprach. Nach einem dreiviertel Jahr hatte er noch nichts bekommen. Da nahm ich die Sache selber in die Hand. Ich rief beim Forstamt an und bestellte ein Reh und ein Wildschwein.




Foto rechts: Das Bild zeigt Heike bei einem Waldgang am 29. Juli 2017. Es war das Jahr, in dem sie bereits zur Monatswende Juli/August in ihren Steilhängen, wo ihr Mann dieses Foto machte, traumhafte und vor allem traumhaft viele Steinpilze fand. Pilzsuche, Obst- und Gemüseanbau, Tieraufzucht, Tierverarbeitung und Pferdehaltung sind ihre Leidenschaft. »Mein Tag könnte doppelt so lang sein«, hat sie einmal geschrieben. (Foto © Heike/Privat)

(Heikes Wildgeschichten)




Keine fünf Tage später bekam ich beides. Mein Vater kriegte sich nicht mehr ein und freute sich wie verrückt. So nahm die Sache Ihren Lauf, Jahr für Jahr. Als ich im Nachbardorf noch die Physiotherapie betrieb, hatte ich viele von Borreliose geplagte Jäger in Behandlung. So saß ich an der Quelle.

Einige Rehe, manchmal gleich zwei, viele Wildschweinchen und Damhirsche landeten auf meinem Küchentisch. Da ich selbst gern festlege, wie ich was geschnitten haben möchte, kaufen wir Wild immer im Ganzen, noch in der Decke. Einige ganz verrückte Geschichten möchte ich mal erzählen.

Es war ein 22. Dezember. Ein Jäger rief an und sagte, ich könnte ein Wildschwein haben, Gewicht 72 Kilogramm. So schloss ich abends die Praxis zu und fuhr in eines der Nachbardörfer, wo ich mein Kind von der Arbeit abholte, das dort eine Lehre machte. Dann fuhr ich wieder zurück, um das Wildschwein abzuholen. Das waren ein paar Kilometer! Gegen 20 Uhr kam ich zuhause an.

Ein halbes Wildschwein als Weihnachtsgeschenk

Es fing an, wie verrückt zu schneien. Und es war kalt. Wir hingen das Schweinchen im Schuppen auf, ich bereitete uns einen guten Grog zu - und dann ging es an die Arbeit.

(Heikes Wildgeschichten)

Das Wildchwein (Foto links) aus der Decke schlagen, das heißt vom Fell befreien, durchsägen und dann zerlegen. Am 23. rief ich abends gegen 20.30 Uhr meinen Vater an und kündigte ihm an, dass wir Heiligabend mal vorbeikommen würden, gleich morgens. Am 24. luden wir ein halbes Schwein in das Auto ein und fuhren zu ihm. Das halbe Schwein hatten wir in ein Laken gehüllt.

Klingelten also bei meinem Vater und sagten, wir würden ihm eben sein Weihnachtsgeschenk vorbeibringen - und legten ihm das halbe Schwein auf den Esstisch in der Stube. Er ist fast verrückt geworden: »Was ist denn das für ein Riesentier? Das ist doch kein Wildschwein! Die Schweine, die ich kaufe, wiegen immer so um die 35 Kilo.«

Ich machte ihm klar, dass dieses ein zweijähriges Wildschwein von genau 72 Kilo sei. Vater zerlegte die Hälfte grob und lagerte die Teile auf dem Balkon. Es war richtig schön kalt, so konnte er sich in aller Zeit und Ruhe alles so zurechtschneiden, wie er es wünschte.

Nach dem ersten Schock siegte seine Freude über das wirklich gute Fleisch. So kam es, dass ich ihn öfters abholte, wenn ich wieder Wild hatte. Er freute sich jedesmal, wenn er beim Zerlegen des Wildes dabei sein konnte und sich auch sein Gefrierschrank wieder gut füllte. Es war für Ihn immer ein Fest.

Eines Abends, als ich von der Arbeit kam, eröffnete ich meinem Mann, ich würde morgen ein Damhirschkälbchen von 24 Kilo mitbringen.

Aus dem Kälbchen wurde unterwegs ein Damhirsch

Es war ein Freitag. Pünktlich um 13 Uhr schloss ich auf der Arbeit zu und steuerte das Forstamt an. Als ich ankam und der Jäger mit mir ins Kühlhaus ging, gingen mir die Augen über: Rehe, Schweine, Damwild. Er zeigte mir mein abholbereites Kälbchen. Ich aber fragte: »Sind die großen Damhirsche schon verkauft?« »Nein, wenn Sie wollen, können Sie gerne eins haben.« Ich fuhr sofort meinen Hyundai Coupé an das Tor und der große Hirsch verschwand in meinem Auto. Die Rückbank war ja bereits umgeklappt und alles ausgelegt für das »Kälbchen«.

(Heikes Wildgeschichten)


Als ich heime kam, trat mein Mann ganz neugierig aus der Tür: »Und, hast'e dein Kälbchen gekriegt?« Ich öffnete die Kofferraumklappe. Beim Anblick des großen Hirschtieres fiel er beinahe in Ohnmacht: »Na, da ist das Kälbchen aber ganz schön gewachsen unterwegs.« Ich sagte nur: »Du kennst mich doch.«

Wir luden das Hirschlein aus, hingen es hin und ich holte wieder einmal meinen Vater ab. Er wollte aus dem Staunen und aus seiner Freude gar nicht mehr herauskommen. Er hatte einen schönen Nachmittag mit uns beim Zerlegen.

Manchmal war meine 400-Liter-Truhe bis zum Rand gefüllt mit Gutem aus Wald und Garten und eigener Haltung.

So, und jetzt gerade habe ich innerhalb von zwei Tagen wieder anderthalb Wildschweine bekommen (Foto rechts). Braten, Gulasch, Koteletts, Schnitzel, Filets, Medaillons, Geschnetzeltes, Fond von den Knochen und Brühen für Suppen finden damit wieder ihren Platz in der Truhe. Vorher aber ist reichlich zu tun. :)«

Aufgezeichnet von Heike am 31. Oktober 2017

(2 Fotos © Heike)

(Heikes Wildgeschichten)


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