Er gehört zur Gruppe der hoch giftigen Pilze.
Der Gruene Knollenblaetterpilz oder Grüne Wulstling
Lateinisch: Amanita phalloides
Ordnung: Blätterpilze (Agaricales)
Familie: Knollenblätterpilzartige (Amanitaceae)
Gattung: Wulstlinge (Amanita)
Foto: Grüne Knollenblätterpilze unter einer Hainbuche: Gut ist die lappig und schlaff hängende faltige Manschette am stehenden Altpilz zu erkennen. Sowie zumindest andeutungsweise die zarte Zickzack-Schraffur am Stiel. Der kleine Pilz rechts daneben ist noch wie von einer Eihülle komplett umschlossen. Vorsicht! Er ist in diesem Stadium einem Bovist täuschend ähnlich. Ein Längsschnitt kontrollhalber zeigt aber: Im Knollenblätterpilz findet sich wie ein Embryo der spätere Pilz, während der Bovist eine konturlose gleichmäßige Füllung aufweist.
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Der Gruene Knollenblaetterpilz bringt es auf eine rekordträchtige Bilanz: In Europa sollen rund 90 Prozent aller Pilzvergiftungen mit tödlichem Ausgang auf ihn zurückgehen. Gehäuft betroffen in Deutschland sind von Sibirien nach Deutschland übergesiedelte Russen oder Russland-Deutsche: In Sibirien soll es einen zum Verwechseln ähnlichen Speisepilz geben.
Bei einer Vergiftung wirken zum einen verschiedene Amatoxine. Das sind Oligopeptide, die aus bis zu zehn Aminosäuren bestehen, verknüpft über Peptidbindungen. Eine dominante Rolle beim Grünen Knollenblätterpilz spielt das Amanitin (siehe lateinischer Name), das im Magen- und Darmtrakt relativ schnell verschmilzt und weiterverarbeitet (resorbiert) wird.
Zum anderen wirken giftige Phallotoxine, die ebenfalls aus Verkettungen von Aminosäuren bestehen. Das dem Pilz ebenfalls den Namen gebende Phalloidin, eines von bis heute ermittelten sieben Phallotoxinen, ist der Hauptvertreter der Phallotoxine. Es spielt bei der Zerstörung der Leberzellen eine Schlüsselrolle.
Die Wirkung beider Gifte ist bereits seit dem tiefen Mittelalter bekannt.
Foto rechts: Charakteristisch für den Grünen Knollenblätterpilz ist nicht nur die stark verdickte Knolle, sondern die sackartige Haut- oder Hülltasche, die diese Knolle umgibt. Reste dieser Tasche sind rechts und links seitlich vom Stiel gut zu sehen. Rechts des Stieles ist diese Umhüllung deutlich höher und außerordentlich kräftig.
Drei berüchtigte Phasen bis zum Tod
Phase 1: Der Gruene Knollenblaetterpilz schmeckt nach Aussagen Überlebender ausgesprochen gut. So ahnt der Konsument eine ganze Zeit nicht, was auf ihn zukommt: Es vergehen fast durchweg mindestens acht, mitunter 12, in manchen Fällen sogar bis zu über 40 Stunden, ehe es zu den ersten, heftigen Reaktionen kommt.
Sie äußern sich in überfallartiger Übelkeit und starkem Erbrechen, kolikartigen Bauchschmerzen und wässrigen Durchfällen. Schneller Kräfteverfall. Infolge Flüssigkeitsverlust kann es zu einem Volumenmangelschock (betroffen ist das Blut) mit Krämpfen kommen.
Phase 2: Nach hinreichender Therapie scheinbare Regeneration aufgrund raschen Abklingens der Symptome. Doch die symptomfreie Phase von 12 bis 24 Stunden ist trügerisch.
Phase 3: Jetzt kommt es rasch und massiv zu Leberschäden infolge Leberstoffwechseldefekten, Leberschwellung und -verfettung, Blutungen und Zellschädigungen. Begleitend treten Schädigungen der Nieren auf, nicht selten fällt der Erkrankte ins Koma. Es folgen schwere Herz- und Kreislaufschwäche - und bald tritt Atemlähmung ein. Dem Tod gehen meist drei, vier qualvolle Tage voran.
Ist diese dritte Phase erreicht, bleiben häufig irreparable Schäden. Unter Umständen sind sie nur durch eine Transplantation zu kompensieren.
Sterberate: Bei rechtzeitigen Gegenmaßnahmen schwankt die Sterberate bei erwachsenen Personen zwischen acht und 22 Prozent, bei Kindern unter zehn Jahren liegt sie bei gut 50 Prozent.
Ludwig Hinterthür beschreibt in "Hallimasch und Butterpilz", Leipzig 1951, den wohl spektakulärsten Massentodesfall in Deutschland, den Gruene Knollenblaetterpilze verursacht hatten.
Im Jahre 1918 hatten demnach 40 Kinder während einer Ferienfreizeit schön aussehende grüne Pilze gesammelt. Die Lehrerin und Köchin des Heimes bereiteten daraus ein Mittagessen zu. Nach etwa 10 Stunden setzte die verheerende Wirkung ein. 31 Kinder starben qualvoll, neun trugen massive Schäden davon.
Bis zum Ende des 2. Weltkrieges starben an diesem Pilz etwa 100 Personen in Deutschland pro Jahr, um 1950 noch 20 bis 25. Heute gehen zwar unter fünf Tote auf das Konto des "Grünen", was aber, anders herum, fünf zuviel sind.
Die Überlebenschance ist abhängig von der Menge der gegessenen Grünen Knollenblätterpilze und der seit Zuführung verstrichenen Zeit. Bei einem belegten Fall war ein 12jähriges Mädchen von der Menge nur eines Drittels des Stieles eines kleinen Grünen Knollenblätterpilzes gestorben.
Ältere Pilzbücher trugen der Gefährlichkeit dieses Massenmörders unter den heimischen Pilzen noch Rechnung, indem sie die hoch giftigen Knollenblätterpilze allen anderen beschriebenen Pilzen auf den ersten Buchseiten voranstellten.
Siehe zum Beispiel "Pilze sicher bestimmt" von Katharina Bickerich-Stoll, Leipzig, Jena, Berlin 1980, oder Hans von der Nordmark, Der Pilzsammler, Naturkundliche Taschenbücher, Reihe „Kennst du…?“, Kiel-Flintbek, 1959).
Foto: Knollige Angelegenheit: Außerordentlich markant ist bei diesen Grünen Knollenblätterpilzen die dicke Knollenbildung mitsamt der umgebenden Hülltasche zu sehen. Typisch ist auch das schmutzige Olivgrün der Hüte.
Hut: Beim ausgewachsenen Pilz Schattierungen in unterschiedlichen olivgrünlichen Tönen. Radial verlaufende dunkle Fasern. Hutmitte häufig olivbräunlich, zum Rand hin heller werdend. Huthaut in jungem Zustand oder bei Nässe klebrig, bei Trockenheit seidig glänzend. Leicht abziehbar.
Lamellen: Lange weiß, im Alter mit grüngelblichem Schimmer. Angeheftet, zum Stiel hin abgerundet. Ausgebuchtet, seltener breit angewachsen. Gedrängt.
Stiel: 6 bis 15 Zentimeter mal ein bis zwei Zentimeter, zylindrisch, jung voll, im Alter hohl. Zarte Zickzack-Bänderung unterhalb der Manschette. Stielbasis knollenartig verdickt mit sackartiger lappiger Volva (Hülle, Scheide). Diese Hülltasche umschließt den jungen Pilz wie eine Eierschale gänzlich. Fein geriefte, lappig-faltige, schlaff herabhängende, bisweilen blassgrünliche Manschette.
Die Zickzack-Schraffur, die knollige Basis mit Hülltasche sowie die lappige, gefaltete Manschette sind die drei Schlüsselmerkmale vom Gruenen Knollenblaetterpilz. Der angehende und unerfahrene Pilzsammler muss sie sich eingehend einprägen.
Und er muss, erntet er vermeintliche Waldchampignons, den gesamten Pilz aus der Erde heben. Tut er es nicht, bleibt, sofern er es mit dem hoch giftigen Doppelgänger, einem Knollenblätterpilz, zu tun hat, mit der sackartig eingehüllten Knolle das Hauptmerkmal in der Erde zurück.
Geruch: Süßlich, im Alter nach Kunsthonig, dann eher unangenehm und abweisend.
Fleisch: Zart und weiß; Menschen, die den Pilz verzehrten und überlebten, berichten übereinstimmend, dass der Grüne Knollenblätter ausgezeichnet nussartig-angenehm schmecke. Achtung: Giftpilze verführen gerne durch guten Geschmack!
Vorkommen: Der Gruene Knollenblaetterpilz wächst von Juli bis November vorwiegend unter Eichen. Eher selten findet man ihn unter Linden, Rotbuchen und Hainbuchen. Fast ausschließlich im lichten Laubwald oder in Parkanlagen mit Laubbäumen. Im reinen Nadelwald kommt der Gruene Knollenblaetterpilz dagegen kaum vor.
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Trockene Wälder, wochenlang kaum oder gar keine Pilze... Das muss nicht sein! Mit der vorzüglichen Pilzbrut von Hawlik hat das ein Ende. Wie wäre es zum Beispiel mit köstlichen Limonenpilzen?
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