Pilze Faszinierende Wesen im Verborgenen:
Unterhaltsame Lektüre für Wissenshungrige
»Pilze Faszinierende Wesen im Verborgenen« ist kein Bestimmungsbuch. Vielmehr ist es ein Lesebuch über Pilze. Für ruhige Stunden, am besten in der pilzarmen oder pilzfreien Zeit. Der österreichische Biologe Robert Hofrichter verdichtet darin viel Wissen über 30 kühn ausgewählte Pilzarten. Denn er spricht mit seinem Sortiment nicht nur den »auf Küche« sammelnden Pilzfreund an.
Hofrichter widmet sich Pilzen im weitesten Sinne, nimmt zu begehrtesten Speise- und tödlichen Giftpilzen etwa auch die Bierhefe, den Brotschimmel, das Mutterkorn oder den Eschenmörder Falsches Weißes Stängelbecherchen hinzu. Eine illustre Schwammerlgesellschaft kommt da zusammen - und mit ihr geballtes natur- und kulturwissenschaftliches Wissen.
Robert Hofrichter, Pilze. Faszinierende Wesen im Verborgenen. Naturzeit. Stuttgart 2018. 240 Seiten, 13,3 x 2,7 x 19,3 cm. 1. Auflage. ISBN-10: 9783440162774;
ISBN-13: 978-3440162774.
»Ganze Hänge waren mit dottergelben Eierschwammerln bedeckt«
Nachfolgend einige ebenso schöne wie spannende Inhalte und Passagen aus Robert Hofrichters Buch Pilze Faszinierende Wesen im Verborgenen:
- Austernseitlinge »jagen« Fadenwürmer (Nematoden). Sie sind, wie rund 160 weitere Pilzarten auch, tatsächlich Fleischfresser (Karnivore): »Sie produzieren auf ihren Pilzfäden winzige Tröpfchen von Toxinen. Innerhalb von 30 Sekunden ist der Fadenwurm durch diese paralysiert, ohne dass er getötet wird. Dann wächst die Hyphe (ein einzelner Pilzfaden) in den Wurm hinein und verdaut ihn mit Hilfe effektiver Enzyme innerhalb von 24 Stunden von innen heraus. Pilze »fressen« grundsätzlich verflüssigte Nahrung.«
- Über Edelreizker: »Ein Kiefernwald, darin eine urige Berghütte mit einem holzbeheizten Küchenherd. (...) Die gepflückten Fruchtkörper (...) brachten wir zur Oma, die den Herd schon vorgeheizt hatte. Sie legte sie mit den Lamellen nach oben auf die heiße Gusseisenplatte des Herdes, würzte die Hüte reichlich mit Salz, und wir warteten, bis sie knusprig gebraten waren. (...) Durch das Braten entfaltete sich der süßlich-aromatische, doch zugleich milde und angenehme Geschmack.«
- Die Bierhefe, auch Bäcker- oder Backhefe genannt, schrieb Weltgeschichte. Der winzige Organismus mit dem lateinischen Namen Saccharomyces cerevisiae (übersetzt: Zuckerpilz des Bieres) ist ein einzelliger Pilz mit einem Zelldurchmesser von einem tausendstel Millimeter. Die Hefe bringt die aus dem Malz hergestellte Bierwürze zum Gären. Bei dieser Gärung entstehen aus Malzzucker Kohlensäure und Alkohol. Nach dem Biologieprofessor Josph Reichholf war es genau dieser Zuckerpilz des Bieres, der die Menschen sesshaft machte, mussten doch die nach Biergewinnung Versessenen ihre Getreidefelder bewachen.
- Über Pfifferlinge bzw. Eierschwammerl im Lungau: »Die Hänge unterhalb wie oberhalb der Forststraße leuchteten über weite Strecken gelb. Voller Erwartungen schritt ich näher, bis sich die gelben Flächen optisch aufzulösen begannen, nicht nur Quadratmeter, sondern ganze Hektar waren mit dottergelben Eierschwammerln bedeckt. Seit mehr als 50 Jahren suche ich schon in ganz Europa Pilze, aber Vergleichbares hatte ich noch nie gesehen. Es begannen Tage im Pilzrausch...«
- Fast jeder Pilzfreund hat schon einmal vom großen Eschensterben gehört. Das Falsche Weiße Stängelbecherchen (Hymenoscyphus pseudoalbidus), ein eingeschleppter Astbesiedler, ist der Mörder des Königsbaumes der nordischen Mythologie. Genau genommen seine Nebenfruchtform Chalara fraxinea. Wie die Universität für Bodenkultur in Wien die für das Ökosystem und für die Holzwirtschaft so wichtige Gemeine Esche retten will, erzählt Hofrichter in einem besonders spannenden Kapitel.
Mit Pilze Faszinierende Wesen im Verborgenen legt Robert Hofrichter ein sehr empfehlenswertes Pilzlesebuch aus der Kosmos-Reihe Naturzeit vor. Allein der Einband weist auf ein von Bestimmungsbüchern entfernt dastehendes Pilzbuch hin. Größtes Lesevergnügen garantiert! Zumal Paschalis Dougalis mit seinen wunderschönen kolorierten Illustrationen für einen Sinnengenuss bei der Lektüre sorgt!
Aus vollem Herzen vergeben wir deshalb die
Note 1
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