Maronen-Pilze und das radioaktive Cäsium 137
Norbadion A, ein gelblicher Farbstoff im Fruchtkörper von Maronenröhrlingen, bindet besonders stark das radioaktive Cäsium 137. In der Huthaut bildet es durch Oxidation die für den Maronenröhrling typische kastanienbraune Färbung.
Dies ist seit der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 durchweg ein "gefundenes Fressen" für viele Medien. Pünktlich zum Herbst berichten sie immer wieder über ein erhöhtes Krebsrisiko im Zusammenhang mit dem Verzehr von Maronenröhrlingen. Nach dem Marktgesetz, dass Angstmachen Umsätze erzielt, wird von einer Differenzierung durchweg abgesehen.
Foto: Zwei wunderschöne Maronenröhrlinge. Sie können unbedenklich gegessen werden. (© Margit Lindemann)
In Wirklichkeit steht einem genussvollen Verzehr dieser köstlichen Pilze nichts im Wege: statistisch erkrankt unter 13 Millionen Menschen lediglich einer an durch Maronengerichte hervorgerufenen Krebs. Das entspricht genau der Chance auf einen Sechser (ohne Superzahl) im Lotto.
Ich berufe mich mit dieser Angabe auf ein Interview, das ich Ende der 90er Jahre mit dem damaligen Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Mykologie, Dr. Helmuth Schmid (München), geführt hatte. Es war im Münchner Merkur erschienen.
Schmid hatte im Rahmen seiner Doktorarbeit Pilze im Berchtesgadener Nationalpark u. a. auf ihre Radioaktivität hin untersucht und sich mit dieser Thematik vertiefend befasst.
Da sich das Alkalimetall Cäsium 137 in der Huthaut konzentriert, kann man das sehr geringe Restrisiko zusätzlich reduzieren, indem man die braune Haut einfach abzieht.
Auch die Deutsche Gesellschaft für Mykologie (DGfM) beklagt die Informationsqualität zum Thema Radioaktivität in Pilzen:
Lange hat man Maronen-Pilze nicht zu der Gattung der Dickröhrlinge (Boletus) gezählt, dessen bekanntester Vertreter der Steinpilz (Boletus edulis) ist. Vielmehr hat man die Maronen den Filzröhrlingen (Xerócomus) zugerechnet.
Erst seit neuestem ordnet man sämtliche Filzröhrlinge den Dickröhrlingen zu. Deshalb hat sich der ursprüngliche Name vom Maronenröhrling, Xerócumus badius, offiziell in Boletus badius gewandelt.
Maronenröhrlinge sind somit ein gutes Beispiel dafür, dass die Systematik der Pilze einem ständigen Wandel unterworfen ist. Vermutlich wird die Ordnung der Pilze nie bei einem endgültigen System der Namen angelangen.
Interessant ist auch, dass es zwei „Standardformen“ der Maronenroehrlinge gibt, wie Bruno Hennig und Hanns Kreisel in ihrem „Taschenbuch für Pilzfreunde“, Jena 1987, schreiben.
Die saftig-weichfleischige Art wächst in Moos und Gras. Sie hat meist einen dünneren Stiel und ihr Fleisch bläut stärker. Sie hat eine Neigung zur Drahtschmiele (Deschampsia flexuosa), einem Süßgras, das wiederum die Nachbarschaft der Heidelbeere mag. Beide zeigen saure, magere Böden an.
Die kernig-trockene und dickstieligere Variante findet man dagegen in Nadelstreu. Hennig/Kreisel widersprechen damit der landläufigen Auffassung, wonach schmierig-weiche Maronenröhrlinge generell alt sein müssen.
Foto: Dieses Mädchen muss sich keine Sorgen um seine Gesundheit machen, wenn es im Herbst einige Gerichte von den herrlichen Maronen im Korb isst. Ruhigen Gewissens kann es die leckeren Pilze verputzen. Maronen eignen sich gut als Erstlingspilze für Kinder. Da sie gehäuft auftreten, sorgen sie für ein rasches Erfolgserlebnis und vermitteln Kindern Sicherheit im Umgang mit Pilzen (© Ramona Heim - Fotolia.com)
Die wesentlichen Merkmale der Maronen-Pilze gegenüber ihrem großen Vetter Steinpilz: Der Hut der Maronen ist kastanienbraun, ihr Stiel hat einen gelblichbraun bis hellbraun oder rotbraun bereiften Stiel. Dieser ist im Gegensatz zu dem des Steinpilzes nie genetzt.
Das weiße bis blassgelbliche Fleisch von Maronen-Pilzen reagiert auf Druck mit schwacher bis lebhafter Blaufärbung. Sie fehlt dem Steinpilz völlig.
Die oben abgebildete Illustration von Albin Schmalfuss zeigt die Merkmale des Maronenröhrlings sehr schön. Hervorzuheben ist vor allem die typisch dezente Blaufärbung an der Schnittkante des linken gedrungenen Pilzes.
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Trockene Wälder, wochenlang kaum oder gar keine Pilze... Das muss nicht sein! Mit der vorzüglichen Pilzbrut von Hawlik hat das ein Ende. Wie wäre es zum Beispiel mit köstlichen Limonenpilzen?
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