Gutes Morchelwetter:
Besser harte und trockene
oder milde und feuchte Winter?



Wann ist gutes Morchelwetter?

Folgende Frage erhielt ich am 13. Januar 2011 vom Schweizer Pilzfreund Roland:

«Hallo Heinz-Wilhelm,

erst einmal Gratulation zur Web-Site, toll gemacht, 1A. Bin von diesen diversen Mega-Morchel-Funden fasziniert, habe ich in diesem Ausmaß noch nie gesehen, außer wenn ein paar Cowboys in Kanada nach einem dortigen Waldbrand auf Morcheljagd gehen :-)

Mein Vater und ich, Schweizer Eidgenossen und Vollblutpilzesammler :-), sind bereits wieder im Morchelfieber. Wir finden sie hauptsächlich am Ufer des X entlang, aber auch an höher gelegenen Waldsäumen. Nun hab ich da mal eine Frage an Dich.

Wie wichtig ist Deiner Meinung nach der Winter für die darauf folgende Morchelsaison?

Ist ein kalter und langer oder ein milder und kurzer Winter besser?

Freue mich auf baldige Antwort.

Mit freundlichen Grüßen,

Roland»



Foto rechts: Das sind die Riesenmorcheln, die es Pilzfreund Roland angetan haben. Veronika, die Enkelin von Karl Berchtold, zeigt sie gerne, auch wenn der Schnuller offenbar - noch - besser schmeckt als die Prachtexemplare

(Kap. Fragen zu Morcheln)




Antwort

zu "Wann ist gutes Morchelwetter?"


«Hallo Roland,

erst einmal recht herzlichen Dank für Deine interessante Frage.

Also, nach meiner Beobachtung und auch nach Beobachtung der mir bekannten Spezialisten für Morcheln kann man Folgendes feststellen:

Bei Morcheln ist die Länge und Härte des Winters weniger entscheidend für ihr Aufkommen.

Viel wichtiger nach meinem/unserem Eindruck ist, dass in der Wachstumszeit ausreichend warme Feuchtigkeit als Wachstumsauslöser vorhanden ist. Egal, ob das Regen oder Schneeschmelze ist. Maßgeblich ist die Wärme!




Ich habe schon ergiebige Frühjahrsregenfälle erlebt, bei denen die Morcheln dennoch nur sehr dürftig wuchsen. Weil der Regen zu kalt war! Knapp über 0 Grad C bringt nichts. Regnet es hingegen im zweistelligen Celsius-Bereich, also ab 10 Grad plus, und das möglichst bei Windstille, so sind das sehr gute Vorausssetzungen für üppige Ernte.

Das gilt auch für die Schneeschmelze: Scheint die Sonne richtig kräftig und erwärmt den nassen Boden, so könnte es besser kaum sein. Luftfeuchtigkeit und Wärme fördern ihr Wachstum. Trockenheit, Kälte und Wind und kein oder nur minimaler Regen lassen das Myzel nicht oder kaum fruktifizieren.



Foto links: Schlüsselblumen sind ein Hinweis darauf, dass die Morcheln - hier eine Speisemorchel - wachsen. Karl Berchtold am 5. April 2011 an einem seiner langjährigen Fundorte im Landkreis Starnberg. Bis zu diesem Tag hatte er bereits 72 Morcheln gefunden, die ersten am 29. März. (Foto © Manfred F.) (Kap. Fragen zu Morcheln)




Die Erntezeit hängt auch von der geographischen Lage ab. Während in der Voralpenregion die Morcheln in der Regel Ende März/Anfang April erscheinen und in der ersten Maiwoche "durch" sind, kommen sie 500km nördlich fast jedes Jahr zwei bis zweieinhalb Wochen später, fast immer erst um den 17./18. April herum. Dafür findet man sie dann bis um den 20. bis etwa 22. Mai.




Und noch etwas Interessantes: nach meiner Beobachtung eignen sich Morcheln nicht, um einen Hinweis für die Erfolgsaussichten der Sommer- und Herbstpilze zu erhalten. Es gibt hinsichtlich der Erntemenge offenbar keinen Zusammenhang zwischen Morcheln und dem späteren Pilzaufkommen.

Das heißt: Selbst die üppigste Morchelernte bietet keinerlei Garantie für ein gutes Steinpilz-Jahr.

Ich hoffe, Dir weitergeholfen zu haben und wünsche Dir und Deinem Vater ein rundum erfolgreiches Morchel-Frühjahr und eine gute Pilzsaison 2011!

Mit freundlichen Grüßen

Heinz-Wilhelm»

Ende Kap. Gutes Morchelwetter


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