Wie und wo erstmalig Morcheln finden?
Folgende Frage erhielt ich am 21. April 2011 von Pilzfreund Alfons aus Passau:
«Hallo Heinz-Wilhelm,
ich heiße Alfons und komme aus Passau. Zunächst einmal auch ein riesiges Kompliment für deine Website. Ganz toll gemacht!
Per Zufall fand ich im Jahr 2010 im Garten einer Freundin Morcheln! Interessiert und fasziniert von diesen Pilzen, informierte ich mich im Internet. Schlüsselblume, blühender Löwenzahn sind Anzeiger. Unter Pappeln, Ulmen usw. stehen sie, auch Parkanlagen und Rindenmulchplätze sind ihre Standorte.
Foto rechts: Zwei schöne Spitzmorcheln, fotografiert am 8. April 2011 auf einer Frühlingswiese im Landkreis Starnberg. Sie stehen auf einem Platz, den Morchel-Spezialist Karl Berchtold vor ca. 30 Jahren zufällig entdeckte und der bis heute zuverlässig Morcheln hervorbringt.
Und Auwälder!!! Die schönsten Donau- und Innauen habe ich vor meiner Haustür. Seit Ende März sind wir fast täglich unterwegs. Pilze die wir noch nie gesehen haben, fanden wir. Becherlinge, Porlinge - aber leider keine Morcheln. Am 17. März fand ich dann wieder welche an der gleichen Stelle wie letztes Jahr, 7 kleine Spitzmorcheln in dem Garten meiner Bekannten.
Nach meinen Recherchen müsste jetzt die beste Zeit sein!? Und deshalb meine Frage: Ist es zu trocken oder wachsen sie in meiner Region nicht!?
Evtl. hast du ja noch den einen oder anderen Tipp für mich, um endlich die ersten Morcheln auch woanders zu finden!?
Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen...
Schöne Grüße aus Passau,
Alfons»
zu "Wie erstmalig Morcheln finden"
«Hallo Alfons,
herzlichen Dank für Deine spannende Frage. Ich kann Dir versichern: Erstmalig Morcheln finden zählt zu den prickelndsten Abenteuern unter ambitionierten Pilzfreunden.
Ich nehme die meiner Meinung nach wichtigste Antwort vorweg: der Zufall spielt beim Thema "Erstmalig Morcheln finden" eine große Rolle. So sind die Erstfunde von wild wachsenden Morcheln oftmals viel weniger auf ein fachgerechtes, zielgeleitetes Anvisieren zurückzuführen als auf ein zufälliges Entdecken.
Foto: Blondine im Frühlingsgras: Diese helle Speisemorchel stand keine 10 Meter von den oben abgebildeten zwei dunklen.
Wichtig zu wissen ist:
Morcheln leben saprobiontisch, das heißt, sie sich ernähren sich von totem organischem Kleinmaterial. Das kann Holz sein, also herabgefallene Ästchen oder Rindenmulch (Fichte), zergehende Nadeln, Blätter oder Gräser.
Sie mögen kalkreiche Böden ohne allzu viele Nährstoffe. Wer also neue Morchelstellen entdecken möchte, sollte durchaus bei der staatlichen Forstverwaltung anrufen und sich nach kalkhaltigen und gleichzeitig nährstoffarmen Wäldern oder Waldgebieten erkundigen. Das kann viel vergeblichen Aufwand ersparen.
Die Frage, ob Morcheln mit bestimmten Baumarten eine Mykorrhiza eingehen, ist – trotz zum Teil intensiver Forschung – strittig.
Nach unserer langjährigen Praxis tun sie es eher mit der Fichte (Spitz- und Speisemorchel) und mit dem abgesägten Stumpf der Esche (Käppchenmorchel) als mit der in der Literatur hier und da zugeordneten Kiefer. Auf Kiefernmulch wachsen Morcheln überhaupt nicht.
Ich habe den Verdacht, dass sie eher deshalb bei Kiefern stehen, weil sie hier gerade zufällig ein saprobiontisches Milieu vorfinden, das ihren Ansprüchen gerecht wird.
Man sollte Waldränder abgehen, sonnige Wegränder am Waldrand oder in Waldrandnähe. Man sollte Waldbrandflächen! (Brand im vorangegangenen Jahr) inspizieren, desgleichen grasige Fluss- und Bachuferpartien, Teich- und Seeuferpartien, lichte, grasige Bahndämme mit sporadischem Baumbestand (einzelne Fichten!). Dazu Brachgelände, das schon länger sich selbst überlassen ist.
Auch jahrzehntealte Parkwiesen mit entsprechend altem Baumbestand und Frühlingsblühern (Veilchen, Buschwindröschen) sind einer Inspektion wert sowie möglichst verwilderte Streuobstanlagen mit alten knorrigen Apfelbäumen.
Unter welchen Umständen Morcheln auf Mulch wachsen und eine Reihe weiterer Tipps rund um die Morchel gibt es auf der Seite "Morcheln erobern die Städte" sowie auf den von dort erreichbaren Unterseiten.
Foto: Ein Horst von Speisemorcheln, perfekt angepasst an den Untergrund, in einem Auenwald. Das Bild veranschaulicht sehr gut das Mimikry-Vermögen (Anpassungsfähigkeit) dieser Pilze (© piri - Fotolia.com).
Und der letzte Aspekt: Du hast natürlich Recht! Wenn ein möglichst warmer Regen keine Initialzündung für die Morcheln gibt, bleiben sie aus. Es gibt sie zwar, aber sie verkümmern, kaum dass sie aus der Erde sind.
Nun wünsche ich Dir viel Glück beim Entdecken neuer, langjähriger Morchelplätze.
Mit herzlichen Grüßen
Heinz-Wilhelm»
Ende Kap. Erstmalig Morcheln finden
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Trockene Wälder, wochenlang kaum oder gar keine Pilze... Das muss nicht sein! Mit der vorzüglichen Pilzbrut von Hawlik hat das ein Ende. Wie wäre es zum Beispiel mit köstlichen Limonenpilzen?
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