Utas Pilzpost: "Ich goss schon Pilze
und rüffele Plastiktütensammler"





Utas Pilzpost vom 2. September 2012

«Hallo Heinz-Wilhelm,

mein Name ist Uta, ich schreibe aus Berlin.

Bereits seit Juni sammle ich im Stadtwald Pfifferlinge und mal den einen oder anderen Scheidenstreifling - aber das ist es dieses Jahr auch schon. Die Birkenpilze und Sommersteinpilze sind allesamt stark verwurmt, sogar die ganz kleinen.

Heute war ich eine Dreiviertelstunde entfernt von Berlin durch den Wald gepirscht. Zwei Krause Glucken, ein paar sehr gut duftende helle Pilze, die ich zum Bestimmen mitgenommen habe. Normalerweise hätte ich sie stehen gelassen, aber der Wald wirkte wie leer geputzt, nur ein paar Schwefelköpfe sah ich noch - man freut sich dieses Jahr sogar tierisch über jeden noch so unscheinbaren giftigen Pilz, den man sieht.

Obwohl ich seit meiner frühen Kindheit mit dem Großvater Pilze suchen war, kenne ich bei weitem nicht alle Pilze oder habe manche auch vergessen. Jedes Jahr suche ich mir darum einen neuen essbaren Pilz aus, den ich aber erst nach ganz eindeutig sicherer Bestimmung in den Speiseplan aufnehme, so den Scheidenstreifling, den Perlpilz, den Flockenstieligen Hexenröhrling, den Schopftintling etc.

(Utas Pilzpost)

Übrigens habe ich damals, beim ersten Waldgang mit meinem Opa, einen Pilz gefunden, den ich nie mehr vergessen habe. Mein Großvater nannte ihn Ochsenzunge, aber so, wie ich ihn in Erinnerung habe, habe ich noch keinen gefunden. Er war recht flach, groß wie eine Männerhand und dunkel (ich denke dunkelrot, aber das kann falsch sein, da er beim Anschneiden rot "blutete"). Meinen Opa hat der Fund sehr gefreut und der Pilz kam in die Pilzmahlzeit.

Das, was ich als Kind an Wissen von meinen Großeltern mitbekommen habe, wollte ich auch meinen Kindern mitgeben. Als mein Sohn noch sehr klein war, haben wir mal an einem Pilz-Workshop teilgenommen, in Britz, einem Stadtteil von Berlin, wo damals die Bundes-Gartenschau stattfand. Da finden halt immer wieder entsprechende Veranstaltungen statt, die sich um Pflanzen drehen.

Der Vortrag über Pilze war sehr lehrreich, weil das Augenmerk vor allem den weniger bekannten Pilzen galt. Vor allem die Vielfalt der Täublinge wurde besprochen. Was mich besonders freute, obwohl ich mich immer noch nicht so richtig an diese Gruppe herantraue. Jetzt habe ich zumindest den Frauentäubling entdeckt und auch schon gegessen. Ich finde ihn sehr delikat

In Berlin sind die Wälder sehr stark frequentiert, darum habe ich bisher gezögert, meine Funde mit Foto in den Pilzticker einzustellen. Es gibt so Zeitgenossen, die dann alles niedertrampeln, und mich erstaunt es jedes Mal, wie oft ich „Sammler“ mit Plastiktüte antreffe. Dann kann ich mir nicht verkneifen, sie zu fragen: ‚Was sind Sie denn für ein Pilzsammler, der Pilze mit der Plastiktüte sammelt?’

Ich selber habe für die kleinen Pilzgänge einen Umhängekorb, einen Fischkorb zum Fliegenfischen, den ich recht praktisch finde. Nur das Ausleeren ist nicht so einfach wie bei einem gewöhnlichen Korb.

Mein Mann könnte nicht ohne das Meer leben, denn er kommt von der Küste. Ich dagegen kann und mag nicht ohne den Wald sein. Für mich ist der Wald eine Inspirationsquelle, auch wenn es mal keine Pilze gibt. Umso mehr schockiert es mich, wie die Wälder von professionellen Sammeltrupps zertrampelt werden. Wir Pilzsammler bemühen uns ja, die Umwelt zu schonen, auch wenn wir etwas aus dem Wald entnehmen.

Meine üppigsten Pilzfunde habe ich übrigens vor ein paar Jahren in der Priegnitz und sogar im November gemacht – das ist natürlich ein Stück von Berlin weg. Ich hatte den größten Korb dabei, den wir haben, so einen geräumigen Einkaufskorb, in dem man einen ganzen Einkauf unterbringen kann. Trotzdem musste ich noch viele Pilze stehen lassen.

Ich hab dann nur die kleinen, festen Maronen genommen und die riesigen dagelassen. Als wir mit dem Auto zurück nach Berlin fuhren, sah ich jemanden am Straßenrand zu seinem Auto gehen, mit der der größten Krausen Glucke, die ich je gesehen hatte. Und ich kann versichern, ich habe schon große Glucken gefunden.

(Utas Pilzpost)

Dort haben wir auch die größten zusammenhängenden Buchenwälder Europas. Morcheln!!! Allerdings war ich noch nie dort zu deren Zeit; habe nur im Herbst mal eine Stinkmorchel gefunden. Wenn das kein angemessener Ersatz für Spitz- oder Speisemorcheln ist! Ja, Morcheln gehören mit zu meinen Lieblingen.


Nun noch einmal zurück zur Trockenheit. Ich habe eine exklusive Stelle in einem kleinen Birkenhain, wo ich jeden Tag neue Birkenpilze entdeckte - das war aber letztes Jahr. Dieses Jahr nicht ein einziger, nur vor dem früheren Trainingsgelände meines Sohnes - er brachte nach dem Training vor Jahren schon immer Birkenpilze mit - fand ich dieses Jahr welche.

Dieses Jahr fiel die "Ernte" in die trainingsfreie Zeit, so dass ich sie für mich alleine hatte. Ich habe sogar eine Flasche Wasser mitgenommen und die kleinen Dinger getränkt, weil sie schon Zeichen der Trockenheit aufwiesen. Am nächsten Tag war tatsächlich Wachstum zu verzeichnen.

Herzlichen Dank an dieser Stelle noch für die tolle Seite Passion-Pilze-sammeln, die ich seit letztem Jahr regelmäßig besuche und von der ich noch viel gelernt habe.

Viele Grüße, Uta»

Utas Pilzpost


Hallo Uta,

einen facettenreichen Pilzbrief hast Du da verfasst. Schön herauszulesen, wie Ihr das Pilze sammeln über die Generationen weitergebt: Großeltern, Du, Deine Kinder. Pilze sammeln ist nicht selten das best gehütete Familienerbe.

Übrigens, das Gießen von Pilzen praktiziere auch ich des öfteren: auf Parkfriedhofen. Dort, wo die Pilze zu vertrocknen drohen und ein Wasserbecken in der Nähe ist, schreite ich zur Tat...

Viele Grüße und guten Erfolg wünscht Euch

Heinz-Wilhelm

Ende Utas Pilzpost




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